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Elektro-Auto-Center KölnFord lädt zur Einweihung des neuen E-Auto-Werks

Lesezeit 5 Minuten
Martin Sander, Vorsitzender der Geschäftsführung der Ford-Werke GmbH, stellt im Werk den neuen vollelektrischen Explorer, mit dem der Autobauer die Käufer in Europa begeistern will. +++ dpa-Bildfunk +++

Das E-Auto Explorer präsentierte Ford-Werke-Chef Martin Sander im März.

Stadtpanorama mit Dom und Deutzer Brücke und dazu die Worte, dass hier Fords elektrische Zukunft liege – so lädt das Unternehmen zur Einweihung am Montag. Zwei Milliarden Dollar investiert Ford in diese Zukunft

Der kommende Montag wird ein besonderer Tag für Ford in Köln. Gilt es doch das größte Investment von Ford hier zu feiern. Zwei Milliarden Dollar steckt das US-Unternehmen in das Werk, um es zum Electric Vehicle Center umzubauen, die erste Fabrik des Konzerns für E-Autos in Europa.

Prominenter Besuch hat sich angesagt. Zur offiziellen Eröffnungsfeier am 12. Juni reist Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) an. Gastgeber ist („Bill“) William Clay Ford Jr., Aufsichtsratschef (Executive Chairman) der Ford Motor Company und Urenkel des Firmengründers Henry Ford. Der war zuletzt 2002 hier zu Besuch, wie Ford mitteilte.

Der Stand der Arbeiten

Den Zuschlag für das E-Auto-Werk hatte Köln im Februar 2021 bekommen. Köln hatte nicht nur gut ausgebildete Fachkräfte, sondern auch schon E-Auto-Erfahrung mit der Montage des großen Streetscooters für die Deutsche Post basierend auf einem Transit-Fahrwerk. In Köln sitzt auch das Entwicklungszentrum des Konzerns, das die E-Modelle für Europa konzipierte.

Schon im Sommer 2021 begannen erste Umbauarbeiten . Gegenüber der Y-Halle, in der noch der Fiesta produziert wird, musste eine alte Lagerhalle Platz machen für ein neues Gebäude, in dem Rohkarossen vorbehandelt werden. Maßarbeit, weil das neue 25 Meter breite und 100 Meter lange Gebäude in ein bereits dicht bebautes Industrie-Areal gesetzt wurde.

Für seine Fertigung braucht Ford zahlreiche neue Roboter.

Für seine Fertigung braucht Ford zahlreiche neue Roboter.

Die Vorbehandlung des Unterbodens von E-Autos ist aufwendiger als bei Verbrennern. Ein Grund: Die Batterien sind schwer und liegen besonders geschützt im Fahrzeug. Das macht E-Autos etwa 20 Prozent schwerer als Verbrenner. Deshalb mussten nicht nur die Transportsysteme im Werk geändert werden. Die komplette Fertigungslinie wurde neu aufgebaut, so Planungs-Chef Darko Drazic. Ähnlich komplex war der Bau einer neuen Halle, in der die Karosserien für die Lackierung vorbehandelt werden. Dazu wurde eine Werksstraße überbaut.

Die neuen Arbeitsweisen

Jetzt biegt der Umbau auf die Zielgerade ein – auch wenn die Serienfertigung des ersten E-Autos erst im vierten Quartal des Jahres beginnt. Mitarbeitende müssen geschult werden. 12 Tage insgesamt dauert das laut für alle, die in der Fertigung arbeiten – auch wegen der neuen Hochvolttechnik. Löste ein Verbrenner einen anderen ab, reichten früher zwei bis drei Tage.

Neue ist die Montage des Antriebsstrangs mit Batterien und Elektromotor. Zwar ist immer die Rede von Plattformen, auf die die Fahrzeuge gesetzt werden. Die kommt von VW, doch sie kommt in Einzelteilen nach Köln wie auch in die entsprechenden VW-Werke. Da ist die Fertigungstiefe und bei Ford und bei VW die gleiche.

Auch neue Roboter werden getestet. Es gilt zu schauen, wie die einzelnen Rädchen in einer komplexen Fahrzeugfertigung ineinander greifen. Deutlich aufwendiger ist die sogenannte Hochzeit im Werk, bei der Fahrwerk mit Antriebsstrang in die Karosserie eingefügt werden. 53 Schrauben müssen Roboter dazu anziehen, beim Fiesta waren das sechs Schrauben, die vier Roboter befestigten.

Und schließlich wird die Fertigung langsam hochgefahren. Das Kölner Ford-Werk gehörte in der Vergangenheit zu den effizientesten in Europa – und das soll es nach dem Willen von Ford auch bleiben.

Die Fahrzeuge

Den Anfang macht ein Explorer genanntes Model. Ford will amerikanischer, setzt dabei auf Autos in Geländewagenoptik. Das mittelgroße SUV mit fünf Sitzplätzen steht stämmig da. Große Flächen, auch zur Optimierung der Aerodynamik, der geschlossene Schild an der Frontpartie anstelle eines Kühlergrills, darüber eine kräftige Waagerechte mit schlitzartigen Scheinwerfern sind auffällige Merkmale des neuen Modells. Von den Abmessungen passt der Wagen aber auf Europas Straßen: 4,47 Meter lang ist er, 1,87 Meter breit ohne Außenspiegel, mit 2,06. Er ist damit kürzer als der Kuga.

Man sieht dem Wagen nicht an, dass er auf einer VW-Plattform steht, auf die VW etwa iD 3 und iD 4 stellt. Die Designer haben ganze Arbeit geleistet. 1,2 Millionen dieser Plattformen kann Ford in sechs Jahren nutzen. Auf ihr steht auch ein zweites Auto, das 2024 gebaut werden soll, ebenfalls in Geländewagenoptik, aber etwas sportlicher, wie es bei der Ankündigung hieß.

Ebenfalls angekündigt sind für 2024 E-Versionen des Puma und ein E-Tourneo Courier, der gegen Jahresende gefertigt werden soll. Beide laufen im rumänischen Craiova vom Band, offensichtlich auf einer Ford-Plattform. Und auch im spanischen Valencia sollen später E-Autos auf einer Ford-Plattform gebaut werden. Dieser Standort hatte sich gegen Saarlouis durchgesetzt.

Die Mitarbeitenden

Die Freude bei den Mitarbeitenden war groß, als Ford im März 2022 die ursprünglich geplante Investition von einer Milliarde Dollar verdoppelte, die Fertigung des zweiten Modells angekündigte und damit auch die Zahl der Fahrzeuge, die auf VW-Plattform entstehen sollen, verdoppelt wurde. Bis zu 200 000 Autos pro Jahr, das gehe in Richtung Vollauslastung, so der Betriebsratschef Benjamin Gruschka damals.

Der Dämpfer kam Mitte Februar. Ford streicht bis Ende 2025 in Europa sozialverträglich 3800 Stellen, darunter 2300 von rund 14 000 in Köln. 1700 fallen in der Fahrzeugentwicklung weg, nachdem großen Entwicklungsaufgaben rund um das E-Auto für Europa erledigt sind. Auch in der Fahrzeugentwicklung im englischen Dunton entfallen 1000 Stellen, Entwicklungen erfolgen in Zukunft verstärkt in den USA. Ursprünglich wollte Ford noch mehr Stellen streichen – reduzierte die Zahl nach Verhandlungen mit Arbeitnehmervertretern. Und die noch bestehenden Arbeitsplätze sind bis Ende 2032 sicher.

Die Zukunftspläne

Den Start der E-Mobilität hat Ford verschlafen. Einzig der Mach-E aus den USA ist in Europas Pkw-Markt – zu wenig, um vom E-Autoboom profitieren zu können. Bis 2035 will Ford die Emissionen seiner in Europa neu zugelassenen Fahrzeuge auf null reduzieren. Pkw sollen bereit 2030 rein elektrisch fahren. Da kommt bald das Aus für die Kölner Kleinwagen-Ikone Fiesta.

In Europa plant Ford mit einer erweiterten Palette an Pkw- und Nutzfahrzeugmodellen einen Jahresabsatz von mehr als 600  000 E-Fahrzeugen im Jahr 2026.

Weltweit investiert der US-Autobauer über 50 Milliarden Dollar, um bis zum Ende des Jahres 2026 weltweit über zwei Millionen Elektrofahrzeuge auf den Markt gebracht zu haben.