Jahrelang gab es in der Industrie- und Handelskammer Köln Streit um die Zentrale. Am Donnerstagabend hat die Vollversammlung als höchstes Gremium entschieden, dass das Bauwerk in der Kölner Innenstadt saniert wird.
Für 100 MillionenIHK Köln modernisiert die Zentrale
100 Millionen Euro nimmt die Kammer insgesamt dafür in die Hand. Sanierung und Modernisierung des Gebäudes aus den 50er Jahren war auch der Favorit von Kammerpräsidentin Nicole Grünewald und Hauptgeschäftsführer Uwe Vetterlein. „Die Entscheidung ist die richtige und ein klares Signal: Die IHK gehört ins Zentrum, als sichtbares Haus der Wirtschaft in direkter Nähe des Rathauses“, sagte IHK-Präsidentin Nicole Grünewald.
Die Vorgeschichte
Die Zentrale ist marode. Eine Sanierung sollte vor Jahren 57 Millionen kosten. Zu teuer, fand die Vollversammlung und suchte nach einem neuen Domizil. 2019 wurde mit dem Lofthaus ein Gebäude in Köln-Mülheim erworben, mit dem die inzwischen neu gewählte Vollversammlung aber nicht warm wurde. Zu klein, nicht zentral gelegen – mit Gesamtkosten von 39,2 Millionen die billigste, aber nicht die wirtschaftlichste der untersuchten Varianten. Das hatten die Rechnungsprüfer der IHKs moniert. Der Prozess rund um die IHK-Zentrale wurde neu aufgesetzt. Der Kauf des Lofthauses Ende 2021 rückabgewickelt – für zwei Millionen Euro.
Umfangreiche Sanierung
Auf dieser Basis eines komplexen Anforderungsprofils (siehe Kasten) entstand ein Raum- und Funktionskonzept. Geeignet erschien nach einem Beschluss der Vollversammlung vom März die alte Zentrale nach einem gründlichen Umbau. Dabei wurden gut zehn alte Pläne von Schillinger Architekten überarbeitet. Das Ergebnis: Das durch Zwischenebenen zergliederte Erdgeschoss soll zum Börsenplatz hin ebenerdig werden. Es soll ein modernes, offenes Bürokonzept entstehen. Baulücken in der Dachfläche sollen gefüllt, die offene Seite des Gebäudes in U-Form in Richtung Dom durch einen Riegel geschlossen werden, sodass weiterer Raum entsteht und die Wege im Gebäude günstiger werden. Der Börsensaal soll teilbar werden. Der Gesamtpreis betrug laut Machbarkeitsstudie inklusive der Miete für ein Zwischenquartier 91 Millionen.
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Alternative im Gerling-Quartier
Als Alternative wurde ein im Umbau befindliches Gebäude im Gerling-Quartier präsentiert, wie die Rundschau exklusiv berichtet hatte. Repräsentativ, groß genug für Mitarbeitende, Wirtschaftsarchiv und Prüfungsräume, die jetzt noch angemietet sind. Der kolportierte Preis: 120 Millionen zuzüglich Erwerbsnebenkosten.
Neue Flächen im alten Gebäude
Die Bruttogeschossfläche des alten Gebäudes beträgt nach neuen Plänen 18800 Quadratmeter – mit den großzügigen Foyers, Treppenhäusern und Verkehrsflächen. Schilling Architekten sei es gelungen, noch zusätzliche Flächen unterzubringen, so IHK-Hauptgeschäftsführer Uwe Vetterlein: „Jetzt können wir alle Anforderungen an ein modernes IHK-Gebäude der Zukunft abbilden.“ Auch gibt es genug Platz für Prüfungsräume. Der Preis: 100 Millionen
Diesen Preis hatte Vetterlein auch schon in der Vollversammlung im März genannt. So wollte er mögliche Risiken abdecken. „Die neue Planung umfasst durch räumliche Erweiterungen 2000 qm mehr Fläche als die Machbarkeitsstudie. Für mögliche Risiken und die Preisentwicklung wurden darüber hinaus höhere Reserven geplant“, erläuterte und konkretisierte er jetzt zusätzlich.
Kritik am Vorgehen
100 Millionen für eine neue IHK-Zentrale - das erscheint manch einem Vollversammlungsmitglied zu viel. Zumal Sanierungen teurer werden können als geplant. Vetterlein hält dagegen, dass das Gebäude gründlich untersucht sei für mehrere Millionen Euro. „Das begründet unsere Erwartung, dass die jetzt kalkulierten Kosten realistisch sind.“ Die IHK spare auch viele Jahre die Miete für Prüfungsräume. Und leisten könne sich die IHK den Bau.
Rücklagen von 33 Millionen
Es gebe eine Rücklage von 33 Millionen. Die IHK könne für den Bau Förderkredite nutzen. Auch bekomme sie ähnliche Zinskonditionen wie Kommunen, hält Vetterlein entgegen. „Zins und Tilgung betragen acht Prozent des Gesamtaufwands unserer IHK. Wir haben ein Jahresbudget von etwa 45 Millionen Euro.“
Sieben Jahre Planung und Bauzeit
Zunächst zumindest endet ein jahrelanger Streit. Das Ende der Geschichte ist das aber noch nicht. Denn die Fachleute rechnen mit einer Zeit von sechs bis sieben Jahren von der Planung über die Erteilung der Baugenehmigung bis zum Abschluss der Arbeiten.