Der Verein soll Gelder ins Rheinland holen. Doch auch im achten Jahr der Metropolregion Rheinland läuft es nicht und. Es stellt sich die Existenzfrage.
LobbyvereinDarum will Köln noch nicht austreten aus der „Metropolregion Rheinland“
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Köln steht noch fest zur Metropolregion - noch.
Copyright: Ingo Schmitz
Köln hält fest an der Metropolregion Rheinland. Soll der Verein doch ein starker Arm sein, der für einen ganzen Landstrich in Berlin und Brüssel Fördertöpfe nach Hause trägt. Doch genau sieben Jahre nach seiner Gründung sieht es mehr denn je danach aus, dass dieser Arm, der von Anfang an keine rechte Kraft entwickelt hat, nur noch ein dürrer Knochen ist. Von den Mitgliedern aus der Region, die von Kleve im Norden bis nach Euskirchen im Süden, von Aachen im Westen bis nach Gummersbach im Osten reicht, denken immer mehr darüber nach, auszutreten. In Köln jedoch werden noch Bekenntnisse zur Metropolregion Rheinland gesprochen. Sieht sich die Domstadt doch zusammen mit Düsseldorf als starker Muskelstrang dieses Arms. Doch es knackt gewaltig in dem dürren Knochen.
Zusammengefasst, was nicht zusammen passt
Es müssen gar nicht die Narrative von der Hassliebe zwischen Köln und Düsseldorf bemüht werden, um zu erkennen, dass in der Metropolregion zusammenarbeiten soll, was nicht zusammenpasst. So fühlten sich die ländlichen Städte und Kreise gleich nach Gründung des Vereins von Düsseldorf und Köln in den Schatten gestellt. Die beiden Großstädte wechselten sich beim Vorsitz stets ab. Sie waren auch stimmführend, wenn es um die Besetzung der Geschäftsführung ging. Den Anfang machte ein Wirtschaftsmanager, von dem man sich nach wenigen Jahren wieder trennte. Dann wurde ein Konstrukt gefunden, das sinnbildlich für das komplizierte Gefüge der Region gesehen werden kann. Die Geschäftsführung bekam eine Doppelspitze. Mit Ulla Thönnissen kam eine CDU-Politikerin aus Aachen, und mit Kirsten Jahn eine Grünen-Politikerin aus Köln. Anfang 2022 war auch dieses Duo gescheitert. Ihre Verträge wurden nicht verlängert, die Geschäftsführung wieder neu ausgeschrieben.
Zu dieser Zeit rumorte es schon kräftig unter den Mitgliedern der Metropolregion Rheinland. Am lautesten wohl im Rhein-Sieg-Kreis. Dort wurde ausgesprochen, was viele nur dachten: Was springt für uns eigentlich dabei heraus? 22.000 Euro zahlt jedes Mitglied im Jahr. Der Betrag ist gering, aber immer noch groß, wenn es keinen Gewinn gibt. Der Rhein-Sieg-Kreis drohte mit Austritt. 2021 übernahm mit Stephan Keller der amtierende Düsseldorfer Oberbürgermeister und ehemalige Kölner Stadtdirektor den Vorsitz des Vereins. Er wolle sicherstellen, dass die Metropolregion deutlich vorankomme, versicherte er damals im Rundschau-Interview. Weg vom Kleinklein, hin zu den großen Fördertöpfen. Nach dem Weggang von Thönnissen und Jahn konnte Thomas Schauf, ein ehemaliger Manager der Telekom, für die Geschäftsführung gewonnen werden.
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Wieder Wechsel in der Geschäftsführung
Keller ist mittlerweile in der Mitte seiner schon zweiten Amtszeit angekommen. Doch von außen betrachtet wirkt es nicht so, als sei die Metropolregion vorangekommen. Denn ewig grüßt das Mumeltier: Nun wird auch der Vertrag von Geschäftsführer Thomas Schauf nicht verlängert. Seine Befürworter halten im zugute, er habe die Struktur des Vereins entschlackt und Türen in Berlin geöffnet. Seine Gegner halten ihm vor, er habe eigenmächtig gehandelt und in Brüssel nichts bewirkt. Wie auch immer: Der Verein gibt mal wieder ein Bild der Zerrissenheit ab. Nur, dass dieses Mal die Risse tiefer sind als jemals zuvor.
In der Kurzfassung: Der Kreis Kleve, der Rhein-Sieg-Kreis, die Stadt Aachen und die Städteregion Aachen haben ihre Beitragszahlungen sperren lassen. Die zuständigen Gremien sollen einen Austritt prüfen. Der Rheinisch-Bergische Kreis und die Stadt Bonn denken laut über den selben Schritt nach. Dem Verein gehören auch die Industrie- und Handelskammern der Region an. Die IHK Aachen hat ebenfalls den Mitgliedsbeitrag mit einem Sperrvermerk versehen und bedenkt den Austritt.
„Solange Köln und Düsseldorf dabei sind ...“
Und wie verhält sich Köln, der starke Muskel? Andreas Wolter (Grüne) ist der Stimmführer von Köln in der Mitgliederversammlung der Metropolregion Rheinland. „Wir sind in ständigem Austausch mit den entsprechenden Verbänden und Kreisen und werden deren Anträge nun in den Gremien prüfen“, sagt er auf Nachfrage der Rundschau. Was aber, wenn die Austrittswilligen Ernst machen? Wolters Antwort sagt viel über das Selbstbildnis Kölns aus: „Solange Köln und Düsseldorf dabei sind, besteht der Kern der Metropolregion Rheinland.“ Was aber wohl nicht heißen soll, dass die beiden Städte sich selbst genügen. Wolters will den Fortbestand des Vereins und darum auch Veränderungen: „Es braucht eine klare Abgrenzung zwischen den Aufgaben in der Lobbyarbeit, beispielsweise zwischen der Metropolregion Rheinland und der Regio Rheinland.“
Was der Grünen-Politiker damit anspricht, ist das zweite große Problem der Metropolregion Rheinland nebst den „inneren“ Kämpfen. Es gibt in der Region bereits kleinteilig Verbände, die Fördergelder akquirieren, wie beispielsweise die „Regio Rheinland“. Und nicht wenige sagen, die „Regio Rheinland“ leiste das weit besser als die Metropolregion Rheinland.
„Weiterentwickeln statt austreten“
Bernd Petelkau (CDU) war eins der Kölner Stimmführer und sitzt immer noch für seine Heimatstadt in der Mitgliederversammlung. Auch er hält fest: „Die Metropolregion Rheinland ist grundsätzliche eine gute Idee, die aber noch geschärft werden muss.“ Für ihn steht deshalb fest: „Wir sollten den Verein weiterentwickeln, statt auszutreten.“ Henriette Reker war als Kölner Oberbürgermeisterin die Vorgängerin im Vorstand von Stephan Keller. Da verbietet es sich wohl, Urteile zu fällen, die zulasten des Nachfolgers gehen könnten: „Die Stadt Köln nimmt eine Bewertung der Arbeit der Metropolregion und mögliche Konsequenzen in den dafür zuständigen Gremien der Metropolregion vor“, sagt Reker.
Köln ist die größte Stadt in der Metropolregion, sozusagen die Metropole. Folglich ist die IHK Köln die Wirtschaftskraft der Region. „Es besteht bei den meisten Akteuren nach wie vor die Überzeugung, dass es sinnvoll ist, gemeinsam in Berlin und Brüssel aufzutreten und ein rheinisches Gegengewicht etwa zur Ruhrregion zu bilden“, stärkt Hauptgeschäftsführer Uwe Vetterlein dem Verein den Rücken. Den Austrittsgelüsten tief im Westen entgegnet er trotzig: „Die Region Aachen und auch die dortige IHK müssen für sich entscheiden, ob sie sich dem Rheinland zugehörig fühlen oder einen eigenen Weg gehen wollen.“ Vetterlein sieht die Metropolregion mittlerweile erstarkt: Der Verein sei neu ausgerichtet und verschlankt worden. So hab er an Profil gewonnen. Verbesserungspotenzial sieht der Hauptgeschäftsführer der IHK Köln am ehesten noch bei den Mitgliedern: „Wichtig wäre, dass sich vor allem die Vertreterinnen und Vertreter der Kommunen über die jeweiligen lokalen Interessen hinaus stärker für die gemeinsamen Interessen des Rheinlands einsetzen und den Fokus mehr auf den gemeinsamen Erfolg für das Rheinland und weniger auf den eigenen Vorteil richten.“ Wird dieser Aufruf aus Köln die Austritte und das mögliche Aus der Metropolregion Rheinland noch verhindern können?