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Gerangel um Köln/BonnDüsseldorfer Unternehmer bewirbt sich um Flughafen-Chefposten

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Flughafen Köln dpa

Der Flughafen Köln/Bonn (Archivbild)

Köln – Mitten in der Corona-Krise, die die Luftfahrt arg gebeutelt hat, sucht der Flughafen Köln/Bonn einen neuen Chef. Johan Vanneste, der bisherige Vorsitzende der Geschäftsführung, hatte bereits im September angekündigt, dass er zum Jahresende frühzeitig ausscheiden werde. Über das Verfahren zur Regelung der Nachfolgefrage hüllt sich der von Bund, Land NRW und Kommunen getragene Airport in Schweigen. In diesem Vakuum prescht nun ein Düsseldorfer Unternehmer mit einer Bewerbung vor und verspricht, Köln/Bonn besser an das Ruhrgebiet anzubinden.

Am Flughafen wurden in den vergangenen Jahren schon häufiger die Stühle gerückt. Ende 2017 hievte der damals frisch gewählte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) seinen Parteifreund Friedrich Merz auf den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden. Doch der aktuelle Kandidat für den CDU-Parteivorsitz hielt nicht lange durch. Ende 2020 legte Merz seinen Posten als Chefaufseher des Airports nieder. Sein Nachfolger wurde der CSU-Politiker Klaus-Dieter Scheurle.

Will vor allem die Schienen-Anbindung des Flughafens Köln/Bonn stärken: Udo Stern

Heftige Turbulenzen hatte es bereits um den früheren Geschäftsführer Michael Garvens gegeben. Seine Zukunft am Airport war lange ungewiss. Im Mai 2017 trat der belgische Luftfahrtmanager Johan Vanneste Garvens Nachfolge an. Aus persönlichen Gründen, heißt es, scheidet der 62-Jährige nun am Jahresende aus, obwohl sein Vertrag eigentlich noch bis April 2026 gelaufen wäre.

Wie und für wann der Flughafen nun einen neuen Chef sucht, ist unbekannt. Insider berichten von einem politischen Tauziehen. Die Hauptgesellschafter werden sich verständigen müssen. Und das sind die wahrscheinliche Ampel-Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP, die Landesregierung unter dem neuen Ministerpräsidenten Hendrik Wüst (CDU) und die parteilose Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker.

„Traue mir zu, den Flughafen aus der Krise zu führen“

Inmitten dieser Gemengelage hat nun Udo Stern öffentlich seinen Hut in den Ring geworfen und will Flughafen-Chef werden. „Ich habe kein Parteibuch“, betont der gebürtige Wanne-Eickeler. Der Düsseldorfer Spediteur kennt sich aus in der Luftfahrtbranche. Er war in führender Position tätig für die Lufthansa, die Fluggesellschaft Blue Wings und das Mülheimer Luftfahrtunternehmen WDL, als es noch mit eigenen Flugzeugen operierte.

Airport-Anteile

Der Flughafen Köln/Bonn ist ein hochpolitisches Konstrukt. Bund und Land NRW halten jeweils 30,94 Prozent am Unternehmen, die Stadt Köln 31,12 Prozent, die Stadt Bonn 6,06 Prozent, der Rhein-Sieg-Kreis 0,59 Prozent und der Rheinisch-Bergische Kreis 0,35 Prozent. (EB)

„Ich traue mir zu, den Flughafen Köln/Bonn aus der Krise zu führen“, betont Stern. 2019 hatte der Airport noch mehr als zwölf Millionen Fluggäste, im Corona-Jahr brach die Zahl auf gut drei Millionen ein. Zuwächse konnte Köln/Bonn jedoch im Frachtsektor erzielen.

Der 63-Jährige ist dennoch davon überzeugt, dass Tourismusflüge wirtschaftlich lukrativer seien. Angesichts überfüllter Autobahnen und einer Vielzahl von Baustellen rund um Köln sieht Stern deshalb die Notwendigkeit, den Flughafen besser über die Schiene an das Ruhrgebiet mit seinen mehr als fünf Millionen Einwohnern anzubinden.

„Wir brauchen eine Schnellverbindung, die nicht an jeder Milchkanne, sondern nur in Dortmund, Bochum, Essen, Mülheim und Duisburg hält“, skizziert der Unternehmer seinen Plan für einen „Köln-Ruhrpott Airport Express“. Die Gleisinfrastruktur sei vorhanden, es fehle allein eine Linie, über die Fluggäste in maximal 60 Minuten nach Köln/Bonn reisen können, um dort in den Flieger zu steigen.

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Ob Stern überhaupt eine realistische Chance auf die Nachfolge von Vanneste hat, ist freilich offen. In der Gerüchteküche heißt es, der Chefsessel am Flughafen Köln/Bonn solle „politisch“ besetzt werden.