Köln/Bonn – Die Wartenden am Flughafen Köln/Bonn sind offenbar kreativ. Mal bilden sie am Freitag eine Schlange, die von den Sicherheitskontrollen in Terminal 1 bis ans Ende von Terminal 2 reicht. Mal knickt die Schlange in Terminal 2 gen Ausgang ab und formiert sich weiter vor dem Gebäude – zeitweise sogar bis zum Terminal 1, wie Augenzeugen berichteten.
Zweieinhalb Stunden sollen Passagiere vor Abflug am Airport sein. Viele Fluggäste gehen aber lieber auf Nummer sicher und planen zusätzliche Puffer ein, um an Bord zu kommen. Denn wer es nicht rechtzeitig bis zum Gate schafft, fliegt nicht in Urlaub.
Das ist verständlich, schafft aber neue Probleme. Passagiere seien manchmal fünf oder auch acht Stunden vor Abflug am Airport, so Jens Flören, Pressesprecher bei der Bundespolizei. Ein Check-in ist aber erst etwa drei Stunden vor dem Flug möglich. Dennoch stünden Passagiere dort an. Später seien sie dann früh bei der Bordkarten- und Sicherheitskontrolle. Für hinter ihnen Wartende, die vielleicht nur die empfohlene Zeit vor Abflug eingeplant haben, kann es dann eng werden.
Oft kommen sehr viele Passagiere zum gleichen Zeitpunkt
Das „veränderte Eintreffverhalten der Flugreisenden“ sorgt laut dem Sicherheitsunternehmen Securitas für zusätzliche Herausforderungen. Es sei nicht mehr prognostizierbar, zu welchen Zeiten die Passagiere eintreffen. „Dies führt dazu, dass schlagartig sehr viele Passagiere gleichzeitig erscheinen, die Kapazität der Sicherheitskontrolle beziehungsweise die zu diesem Zeitpunkt tatsächliche Anzahl verfügbarer Spuren nicht ausreicht“, so Securitas. Auch wegen etwa an Corona erkrankten Mitarbeitenden können weniger Kontrollspuren besetzt werden als eigentlich nötig. Im Kern fehle es dem Unternehmen aber einfach an Personal, so der Verdi-Gewerkschaftssekretär Özay Tarim. Nach seinen Angaben hat Securitas etwa 100 Mitarbeitende zu wenig. Am Freitag unterstützten nach seinen Angaben Bundespolizisten als Einweiser und Wannenrückführer ab 17 Uhr das Unternehmen.
Dabei wollte Securitas laut Tarim vor einem Jahr nicht die 580 Mitarbeitenden des Vorgängers Kötter übernehmen. Übergehen sollten nur etwa 380. Nach heftigen Protesten sei Securitas aber von dem Plan abgerückt. Derzeit hat Securitas etwa 570 Mitarbeitende in Köln/Bonn. Probleme bereite aktuell der Krankenstand, so Flören.
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Der damalige Betriebsratsvorsitzende bei Securitas hat in einem Schriftstück, das der Rundschau vorliegt, bereits kurz vor Weihnachten einen Personalaufbau angemahnt und vor Warteschlangen von einem Terminal zum anderen gewarnt.
Derartige Schlangen bilden sich seit Ferienbeginn in NRW regelmäßig in Köln/Bonn und an anderen Flughäfen. Für kurzfristige Abhilfe sollen Hilfskräfte aus dem Ausland sorgen. Die können wegen einer komplexen Ausbildung aber nicht bei der Sicherheitskontrolle, sondern nur beim Be- und Entladen von Flugzeugen eingesetzt werden. Auch dafür müssen sie eine Sicherheitsüberprüfung durchlaufen. Die dauert acht bis zehn Wochen, also bis nach den Ferien.