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Start in die NRW-SommerferienLange Schlangen und Chaos am Flughafen Köln/Bonn

Lesezeit 5 Minuten
Lange Schlangen am Flughafen in Köln

Zum Ferienstart in Köln/Bonn gibt es lange Schlangen.  

Köln – Dafür haben wir nicht genug Getränke dabei“, sagt das Mädchen mit Strohhut und lacht. Sie hat eine Dose mit Apfelwein in der Hand und dreht sich zu ihren Begleiterinnen um, die gerade erst die Schlange zu den Sicherheitskontrollen am Flughafen Köln Bonn entdeckt haben. Dass die Menschen bis in die Mitte der großen Halle am Terminal 2 anstehen, haben sie da allerdings noch nicht gesehen. Vermutlich ist das auch besser so, denn vielen, die am Freitag um die Mittagszeit zum Flughafen kommen, scheint die gute Laune vergangen zu sein. Denn den Flughäfen fehlt es überall an Personal – ganz besonders an den Sicherheitskontrollen.Seit Tagen stimmen Betreiber und Gewerkschaften Urlauber auf lange Wartezeiten ein.

Bangen trotz Anwesenheit drei Stunden vor Abflug

„Wir sind extra drei Stunden früher hergekommen und jetzt das“, sagt eine junge Frau, die mit ihrer Begleiterin nach Palma fliegen will. Der Flug geht in anderthalb Stunden. Die beiden stehen am Ende der Schlange. Immer wieder sehen sie auf ihr Handy. „Wir hoffen jetzt einfach, dass der Flieger Verspätung hat und wir noch fliegen können.“

Ein paar Meter weiter steht eine Frau mit einem kleinen Jungen und schimpft. „Wir haben extra mehr Geld bezahlt, um unser Gepäck früher abgeben zu können und sind früher zum Flughafen gekommen“, sagt sie. Dass sie jetzt so lange anstehen müssen, sei eine Sauerei. „Gut, als man das gebucht hat, konnte man ja noch nicht wissen, wie sich das entwickeln würde.“

Damit diese Entwicklung für die Nachwelt nicht verloren geht, laufen einige Menschen mit ihrem Handy die Schlange entlang und filmen. „Das ist unfassbar“, hört man aus der Menge. Eine Frau sagt wild gestikulierend zu einem Mann: „Ja, es gibt hier nur eine einzige Sicherheitskontrolle und dafür stehen hier alle an.“ Ein junger Mann mit einer Krone aus Papier auf dem Kopf nimmt erstmal einen Schluck Bier aus seiner Dose. Zwischen den vielen Reisenden und den Türmen aus Koffern, schieben sich immer wieder Menschen mit Mikrofonen und Kameras. Dass zum Ferienstartviele Journalisten über die Lage berichten wollen, sei klar, sagt eine Flughafensprecherin. Nicht alle finden das gut.„Hauptsache berichten, berichten, berichten“, sagt die Mitarbeiterin eines externen Dienstleisters am Flughafen lautstark zu ihrem Kollegen. „Das sieht hier jeden Tag so aus. Hier ist nicht nur heute Chaos.“ Das Personal sei unterbezahlt, es gebe nicht genug Mitarbeiter bei den Sicherheitskontrollen, sagt sie. „Ich würde da auch nicht arbeiten wollen.“

Ferien-Chaos: Ähnlich sieht es auch auf dem Flughafen Düsseldorf aus

Nicht nur in Köln ist es voll an diesem Vormittag. Auf einem Video der Gewerkschaft Verdi vom Düsseldorfer Flughafen ist eine ähnlich lange Schlange vor den Sicherheitskontrollen zu sehen. Der Luftverkehrsexperte Özay Tarim von der Gewerkschaft Verdi machte den Urlaubsreisenden schon vor ein paar Tagen wenig Hoffnung auf rasche Besserung: „Warteschlangen sind schon vor Ferienbeginn der Normalzustand an den Flughäfen geworden. Jetzt kann es nur noch um Schadensbegrenzung gehen.“

In Köln/Bonn kommt derweil Bewegung in die Schlange. „Ich habe jetzt etwa eine Stunde gewartet“, sagt eine Frau. „Das war in Ordnung, ich habe mit mehr Zeit gerechnet.“ Ein Mitarbeiters des Flughafens sagt, eine Wartezeit von einer Stunde ab Terminal 2 sei realistisch. „Aber garantieren kann man das natürlich nicht.“ Es sei schon immer sehr voll gewesen, wenn die Schulferien beginnen, sagt er. Ob an diesem Tag mehr los sei als sonst? Er wirft einen Blick auf die Schlange. „Wenn ich mir das so ansehe, ich glaube, so voll habe ich es hier noch nicht gesehen.“

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Dabei hat der Nachmittag da noch gar nicht begonnen. Dann wird der größte Ansturm der Reisenden erwartet. Dann ist die Schule zu Ende und die Familien wollen in den Urlaub fliegen. Und tatsächlich: Am frühen Nachmittag mussten Reisende allein an den Sicherheitskontrollen bis zu zwei Stunden warten, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Die Schlange reiche vom Terminal 1 bis ins Terminal 2 hinein. „Wir versuchen natürlich alles Mögliche, um die Wartezeiten möglichst gering zu halten“, sagte der Sprecher. Der Sicherheitsdienstleister habe zusätzliches Personal akquiriert. Vom Flughafen heißt es, die Abläufe seien geordnet gewesen. Die Flughafengesellschaft habe Malbücher und Stifte an Kinder ausgeteilt. An diesem Wochenende erwarte der Flughafen 115 000 Passagiere.

Einige von ihnen vertreiben sich am Freitagvormittag die Zeit mit Bier trinken. Kinder spielen zwischen den Absperrungen. Und mittendrin sitzt ein Mann bei einem Café am Klavier und spielt.(mit dpa)

Stellungnahme von Securitas

Zu unserer Schilderung der Lage am Flughafen aus Sicht eines Flugsicherheitsassistenten äußert sich der Sicherheitsdienst Securitas wie folgt:

Die Befähigung von Luftsicherheitsassistenten werde durch die Bundespolizei nur bei gravierenden Verstößen oder Schlechtleistungen entzogen. Dies sei kein Sanktionsmittel.

Die Securitas-Führungsstruktur am Flughafen Köln/Bonn sei außerdem ganz regulär tätig und für den Auftraggeber Bundespolizei und die Beschäftigten erreichbar.

Selbstverständlich handele es sich bei der Tätigkeit am Flughafen um eine Schichtdiensttätigkeit. Dies sei auch allen Beschäftigten bei Einstellung bewusst.

Falsch sei die Behauptung, dass „gesperrte“ Beschäftigte eingesetzt würden. Alle eingesetzten Beschäftigten haben eine Freigabe der Bundespolizei, so Securitas.

Nicht zutreffend sei die Behauptung, dass zuletzt 9 von 10 die Prüfung nicht bestanden haben und ein Einsatz dieser als Wannenrückführer erfolgt. Es habe zuletzt keine Prüfung gegeben.

Der Personalmangel sei aktuell ein Grundsatzproblem der Luftverkehrsbranche europaweit.