Köln/Bonn – Zuletzt war mehr Betrieb an der Personen- und Warenkontrolle am Flughafen Köln/Bonn. UPS baut eine neue Frachthalle, so dass pro Tag auch 150 oder mehr Bauarbeiter zu kontrollieren sind, bevor die in den Sicherheitsbereich dürfen. Darunter sind auch illustre Gruppen. Da sitzen schon einmal zehn oder elf Mann in Klein-Transportern mit Kennzeichen aus Ruhrgebietsstädten, obwohl die Busse nur neun Passagiere aufnehmen dürfen. Einige kommen mit leichtem Gepäck und haben wenig mehr dabei als eine Zange. Das hat Sicherheitsmitarbeiter, so erzählen sie, nachdenklich gemacht.
Falsche Pässe am Morgen im Hotel bekommen
Endgültig hellhörig wurden sie letzte Woche Donnerstag als am Morgen vermeintliche Slowenen und Kroaten auf einen freundlichen Morgengruß in Landessprache nicht reagieren konnten. Zunächst sieben Bauarbeiter wurden an der Kontrolle festgehalten. In Absprache mit Sicherheitskräften des Flughafens wurde die Polizei gerufen.
Schließlich packte ein Bauarbeiter nach dem anderen aus. Sie zückten ihre richtigen Pässe, die sie als Albaner oder Serben auswiesen. Pässe aus den EU-Ländern Slowenien und Kroatien, die die Arbeit in Deutschland ermöglichen, haben sie nach eigenen Angaben am Morgen in ihrem Hotel in Recklinghausen bekommen.
Verdacht eines illegalen Aufenthalts und der Urkundenfälschung
Die Kölner Polizei bestätigt den Einsatz. Bei sieben von Beamten der Landespolizei kontrollierten Personen bestehe der Verdacht eines illegalen Aufenthalts und der Urkundenfälschung, sagte ein Behördensprecher der Rundschau. Es seien entsprechende Verfahren eingeleitet worden. Insgesamt schrieb die Polizei 14 Strafanzeigen.
Zeugen des Vorfalls berichten, eine Person sei sogar mit Haftbefehl gesucht worden. Auch dürfte es um Schwarzarbeit gehen. Jedenfalls wurden Bauarbeiter schließlich zur Wache nach Köln-Kalk gebracht. Angeblich sah sich die Polizei auch das Hotel in Recklinghausen an. Das ließ sich bei den Behörden aber ebenso wenig bestätigen wie einen Einsatz des Zolls auf der Baustelle am Dienstag. Zufall oder nicht. Seitdem ist es laut dem Sicherheitspersonal ruhiger an der Kontrolle und auf der Baustelle.
Zutrittsberechtigungen wurden inzwischen eingezogen
Mehrere Mitarbeiter von Baufirmen seien von Sicherheitsdienstleistern und der Bundespolizei identifiziert worden, die mit gefälschten Identitäten tageweise auf einer Baustelle tätig waren, bestätigte der Airport. Die zuständige Luftsicherheitsbehörde und der Bauauftraggeber seien über den Vorgang umgehend informiert worden, die Behörde habe den betreffenden Baufirmen den Zugang zum Frachtbereich untersagt, die Zutrittsberechtigungen der Mitarbeiter seien vom Flughafen eingezogen worden, teilte der Airport mit. „Wir erwarten von unseren Auftragnehmern, dass sie sich an alle Gesetze und Vorschriften halten“, so ein Sprecher von UPS auf Anfrage. Verzögerungen beim Bau erwartet das Unternehmen nicht.
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Alle Personen, die den Frachtbereich betreten oder dort arbeiten, müssten sich einer umfassenden Sicherheitskontrolle unterziehen, so der Flughafen. Nötig sind ein Ausweis und ein spezielles Ticket. Arbeiter dürfen nur in Begleitung etwa von Mitarbeitenden eines Sicherheitsunternehmens in den sensiblen Bereich. Die Echtheitskontrolle von Ausweis-Dokumenten liegt laut Flughafen aber in der Befugnis und Zuständigkeit staatlicher Sicherheitsbehörden.
Gründliche Kontrolle ist wichtig
Für den Verdi-Sekretär Özay Tarim zeigt der Vorfall, wie wichtig eine qualitativ hochwertige Sicherheitskontrolle in sensiblen Bereichen ist. Er kritisiert, dass der Flughafen Köln/Bonn die Sicherheitsdienstleistungen bei der letzten Ausschreibung allein nach wirtschaftlichen Kriterien vergeben habe. Die Qualität habe bei der Neu-Vergabe zum 1. April keine Rolle gespielt.
„Mitarbeitende befürchten jetzt , dass durch die Art der Vergabe Kostendruck entsteht. Für die gründliche Kontrolle, die womöglich zur Aufdeckung von Straftaten führt, steht dann weniger Zeit zur Verfügung“, so der Gewerkschafter Tarim.