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75 Mio. für Köln/BonnAufsichtsrat empfiehlt öffentlichen Eignern eine Kapitalerhöhung

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Flughafne köln bonn

Der Flughafen Köln/Bonn

Köln/Bonn – Der Aufsichtsrat des Flughafens Köln/Bonn stützt den Airport. Er hat am Donnerstag beschlossen, den Gesellschaftern die Stärkung der Eigenkapitalbasis um 75 Millionen Euro zu empfehlen. So sollen die Liquidität langfristig gesichert und künftig notwendig werdende Investitionen weiterhin wirtschaftlich getätigt werden können, teilte der Flughafen mit. „Durch die Corona-Pandemie ist die finanzielle Situation des Flughafens sehr ernst“, hieß es weiter.

Entscheiden über die Kapitalmaßnahme müssen die Eigentümer, die Stadt Köln, die etwas über 31 Prozent hält, Bund und Land NRW mit knapp 31 Prozent, die Stadt Bonn mit etwas über sechs Prozent sowie die Kreise Rhein-Sieg und Rhein-Berg mit 0,59 und 0,35 Prozent. Nach ihren Anteilen müssen sie zwischen gut 23 Millionen und 262 000 Euro aufbringen.

Die Gesellschafter des Flughafens kommen am Freitagmittag zu einem Informationsgespräch zusammen. Dabei soll es um technische Frage gehen. Geklärt werden muss etwa, welche Gremien mit der Angelegenheit befasst werden müssen. Diese Gremien konstituieren sich aber erst demnächst in den Kommunen und Kreisen, in denen ja gerade gewählt wurde.

Entscheidung über Kapitalmaßnahme

Teils stehen noch Stichwahlen an. Das kostet Zeit. Und eigentlich müsste die Kapitalspritze bis Jahresende in trockenen Tüchern sein. Jedenfalls will die Gesellschafterversammlung auch auf der Grundlage von Gremienbeschlüssen noch vor Wehinachten über die Kapitalmaßnahme entscheiden.

In Köln etwa muss sich mindestens der Finanzausschuss mit der Angelegenheit befassen. Eine Sitzung ist für Anfang November terminiert. Der Rat soll Mitte Dezember zusammenkommen. Einige Gebietskörerschaften stellen erst im kommenden Jahr den Haushalt auf, wo die Kapitalspritze ja berücksicht werden müsste. Aber das Geld soll ja möglichst noch in diesem Jahr fließen, damit die gestärkte Eigenkapitalbasis Grundlage für Bankkredite ist und der Flughafen keine hohen Zinsen bezahlen muss.

Stark belastet

Und bei Bund und Land haben die Finanzminister gerne Klarheit über anstehende Ausgaben, die die Ressorts möglichst früh anmelden müssen. Hier müssen saubere Verfahren gefunden werden.

Der Flughafen Köln/Bonn ist wie andere Airports von der Corona-Krise stark belastet. Von Januar bis Juli zählte er etwas über zwei Millionen Passagiere, knapp 70 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Dabei war der Luftverkehr im Januar und Februar in Europa noch nicht vom Virus belastet. Auch im August und September hat sich der Flugverkehr nicht erholt. In einem Basis-Szenario war der Flughafen im Prognoseteil seines Geschäftsberichts für 2019 von 5,1 Millionen Passagieren im laufenden Jahr ausgegangen. Das würde – so schätzte er im Mai – zu einem Jahresfehlbetrag von 50 Millionen Euro in 2020 und einem knapp zweistelligen Minus in 2021 führen.

60 Prozent in Kurzarbeit

Die aktuellen Passagierzahlen passen aber mehr zum Worst Case Szenario. Und in dem wurde das Minus für 2020 und 2021 noch jeweils 20 Millionen höher erwartet.

Prognosen sind schnell überholt in der laufenden Zeit, aber tiefrote Zahlen wird der Airport schreiben, auch wenn er in der Krise spart an Instandhaltung, Dienstleistungen und Gehältern von Mitarbeitern, die zu 60 Prozent in Kurzarbeit sind. Um 50 Millionen dürfte das operative Ergebnis im laufenden Jahr zurückgehen, so Flughafen-Chef Johan Vanneste zuletzt im Gespräch mit dieser Zeitung.

250 Millionen Euro Eigenkapital

Damit dürfte das operative Ergebnis etwa bei null landen, wenn man sich die Ergebnisse der Vorjahre ansieht. Unter dem Strich steht dann freilich ein dickes Minus, weil vom operativen Ergebnis noch etwa Zinszahlungen, Steuern und Abschreibungen abzuziehen sind. Das reduziert das Eigenkapital, das freilich Ende 2019 bei stattlichen rund 250 Millionen Euro lag.

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Außerdem hat der Aufsichtsrat Johann Vanneste für fünf weitere Jahre ab dem 1. Mai 2021 zum Vorsitzenden der Geschäftsführung des Flughafens bestellt. "Herr Vanneste hat den Flughafen in einer schwierigen Phase übernommen und strategisch neu ausgerichtet", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Friedrich Merz. Auch in der aktuellen, beispiellosen Krise steuere er das Unternehmen mit Besonnenheit und Weitsicht.