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Flughafen Köln/BonnAufsichtsrat des Airports berät über mögliche Kapitalerhöhung

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Flughafen Köln Bonn

Der Zugang zum Terminal 2 am Flughafen Köln/Bonn (Archivbild)

Köln/Bonn – Der Flughafen wünscht eine Kapitalspritze von seinen Eignern. Das sind die Stadt Köln, die etwas über 31 Prozent hält, Bund und Land NRW mit knapp 31 Prozent, die Stadt Bonn mit etwas über sechs Prozent, sowie die Kreise Rhein-Sieg und Rhein-Berg mit 0,59 und 0,35 Prozent. Im Gespräch sind hier 75 Millionen Euro. Auch einen Kreditüber 100 Millionen Euro, den das Land garantieren soll, möchte die Flughafengesellschaft aufnehmen. Damit befasst sich am heutigen Donnerstag der Aufsichtsrat der Gesellschaft, in dem neben Vertretern der Anteilseigner auch Arbeitnehmervertreter sitzen.

Wie steht der Flughafen wirtschaftlich da?

Der Flughafen leidet unter der Corona-Krise. Von Januar bis Juli des laufenden Jahres starteten und landeten in der Wahner Heide etwas über zwei Millionen Passagiere, knapp 70 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

Der Flughafen war in seinem im Mai vorgelegten Geschäftsbericht schon im Prognosebericht von herben Verlusten ausgegangen. In einem Basis-Szenario, das von 5,1 Millionen Passagieren im Jahr ausgeht, rechnet der Flughafen mit einem Jahresfehlbetrag von 50 Millionen Euro. Prognosen sind freilich derzeit schnell überholt.

Ist die Lage für den Flughafen ernst?

Es geht so. Dem Flughafen hilft zunächst einmal stattliches Eigenkapital von insgesamt knapp 260 Millionen Euro. Es gab allein Rücklagen von fast 250 Millionen. Außerdem nimmt der Flughafen nicht nur weniger Geld ein in der Krise, er gibt auch weniger aus, etwa für Instandhaltung, Dienstleistungen oder Mitarbeiter, die zu 60 Prozent in Kurzarbeit sind.

Flughafen-Chef Johan Vanneste hat unlängst im Rundschau-Gespräch gesagt, dass der Umsatz wohl 120 Millionen Euro unter dem Wert des Vorjahres von 341 Millionen liegen wird. Dabei stabilisiert der Frachtverkehr, der sogar etwas über Vorjahr liegt. Vanneste sagte auch, dass das operative Ergebnis um bis 50 Millionen unter Plan liegen werde. Dieses Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) könnte damit nicht weit entfernt von null landen.

Ergebnis negativ

Der Flughafen wollte ja ein ausgeglichenes Ergebnis ausweisen. Und in den Jahren 2016 bis 2018 mit einem Gewinn lag das Ebitda zwischen 48 und knapp 55 Millionen. Unter dem Strich wäre das Ergebnis dann aber negativ, weil Zinszahlungen oder Steuern vom Ebitda-Ergebnis abzuziehen sind. Und schon im Geschäftsbericht heißt es beruhigend, dass selbst im Worst Case Szenario „nicht mit einer Überschuldung und damit einer Bestandsgefährdung“ zu rechnen sei.

Warum braucht der Flughafen denn frisches Geld?

Eine starke Bilanz ist wichtig für Gespräche mit den Banken. Sonst verteuern sich Kredite. In Kreditverträgen mit Unternehmen sind in der Regel auch Kennzahlen festgeschrieben, etwa zu Umsatz oder Verschuldungsgrad. Werden die verfehlt, wird der Kredit teurer.

Überziehungskredite

Und Kreditlinien, jenseits vertraglich vereinbarter Rahmenlinien, also so etwas wie Überziehungskredite, können grundsätzlich auch kurzfristig gekündigt werden. Schon im Geschäftsbericht vom Mai ist auch die Rede davon, dass der Flughafen „bei den drei größten Gesellschaftern“ auch das Thema Kapitalerhöhung adressiert habe.

Bekommt der Flughafen die gewünschte Hilfe?

Zumindest hat noch kein Eigner abgewunken. Während die kommunalen Eigner freilich auf laufende Gespräche verwiesen haben, heißt es beim Land NRW auf Anfrage: „Das Land ist sich seiner Verantwortung als Gesellschafter des Flughafens bewusst.“ Auch das Bundesverkehrsministerium, das in diesem Fall die Beteiligung steuert, verweist auf laufende Beratungen.

„Über die Art und Höhe des Beitrags der Gesellschafter lassen sich derzeit keine Aussagen treffen“, hieß es am Freitag auf Anfrage. Möglicherweise bekommt der Flughafen weniger oder auch mehr Hilfe als bislang in Rede. Die Arbeitnehmervertreter sind jedenfalls für die Hilfen, wie der Betriebsratsvorsitzende Sven Schwarzbach der Rundschau sagte.

Können mit den Hilfen Auflagen verbunden werden wie das Verbot des nächtlichen Passagierflugs?

Der Flughafen hat eine Nachtflugerlaubnis bis 2030. In diese Betriebserlaubnis lasse nur unter genau definierten Fällen eingreifen, so eine Sprecherin des Bundesverkehrsministeriums. „Solche sind derzeit nicht ersichtlich. Einschränkungen des Nachflugs in Köln/Bonn dürften damit derzeit nicht zulässig sein“, so die Sprecherin weiter.

Auch eine deutliche Reduzierung des Nachtflugs über sehr starke Gebührenerhöhungen scheinen kaum möglich. Entgelte werden in Entgeltordnungen für Flughäfen geregelt, müssen von der Landesluftfahrtbehörde genehmigt werden und sind dann bindend, so das Bundesverkehrsministerium.

Wie läuft das Verfahren?

Letztlich entscheidet die Gesellschafterversammlung über eine Kapitalerhöhung. Das dürfte bei den kommunalen Eignern nicht ohne Rat und Kreistage gehen.

Den Gesellschaftern würde der Aufsichtsrat aber gegebenenfalls die Kapitalmaßnahme vorschlagen. Darüber berät er heute.