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Wald um die NeyetalsperreLebendiger Mischwald statt Fichten-Monokultur

Lesezeit 3 Minuten

Dichtes Unterholz zeigt, dass sich der Wald verjüngt, zur Freude von Markus Wolff, dem Leiter des Stadtforstamtes Remscheid.

Wipperfürth – Rotbuche, Küstentanne, Vogelkirsche, Bergahorn, Eiche, dazwischen auch ein paar Fichten. Sieht so der Wald der Zukunft aus? Markus Wolff ist Leiter des Stadtforstamts Remscheid und damit auch für den Wald rings um die Neyetalsperre verantwortlich. Der liegt zwar auf Wipperfürther Gebiet, gehört aber seit über 100 Jahren der Stadt Remscheid. Dort setzt man auf Baumvielfalt.

Nach drei heißen und trockenen Sommern ist klar, dass große Fichtenmonokulturen im Bergischen Land keine Zukunft mehr haben. Viele Waldflächen wurden gerodet, nachdem der Borkenkäfer den gestressten Fichten den Rest gegeben hat.

Alternative zur Fichte

Vor rund 200 Jahren führten die Preußen die Fichte im Bergischen Land ein. Doch jetzt ist das Wirtschaftsmodell mit dem einstigen „Brotbaum“ des Bergischen Landes zusammengebrochen. Für einen Festmeter Fichte zahlen die Sägewerke höchstens noch 30 Euro. Zum Vergleich: Ein Festmeter Lärche, wie die Fichte ein sehr gutes Bauholz, bringt rund 90 Euro, Douglasie über 100 Euro.

Während vielerorten im Bergischen noch heiß diskutiert wird, wie man die Fichte ersetzen kann und ob etwa die Douglasie ein geeigneter Nachfolger wäre, ist man an der Neye, in Oberbergs zweitgrößtem Naturschutzgebiet, schon einen Schritt weiter.

Auszeichnungen

Die Arbeit des Stadtforstamtes Remscheid ist mehrfach ausgezeichnet worden. So übergab Umweltministerin Ursula-Heinen-Esser als Schirmherrin der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald NRW im März 2019 den „NRW-Preis für vorbildliche Waldwirtschaft“.

Nachdem Orkan Kyrill 2007 die Fichten gleich hektarweise umgeweht hatte, entschloss man sich zu einem Neustart. „Wir haben den Wald sich entwicklen lassen“, sagt Wolff und zeigt auf das Resultat. Bis zu 14 verschiedene Baumarten haben sich angesiedelt, ganz ohne menschliches Zutun und ohne ein teueres Wiederaufforstungsprogramm. Was auffällt: In diesem Wald gibt es viel Unterholz, zwischen großen Bäumen sprießt der Nachwuchs. Das Nebeneinander von jungen und alten Bäumen ist einer der Kernpunkte der naturgemäßen Waldwirtschaft, wie sie das Remscheider Forstamt umsetzt. Das Ziel: Das Ökosystem Wald und seine Leistungen zu sichern und weiterzuentwickeln.

Freude am Ökosystem

„Der Wald hat verschiedene Funktionen“, erklärt Wolf. Eine ökonomische Seite, eine ökologische Seite und eine soziale. Ob Spaziergänger, Freizeitsportler oder Naturschützer – viele Menschen nutzen den Wald regelmäßig und erfreuen sich an den funktionierenden Ökosystem. Das macht sich auch die Werbung zugute. Die Brauerei Krombacher drehte für ihre TV- Werbung unter anderem hier.

Doch nicht nur die Menschen finden einen lebendigen Mischwald, wie er an der Neye wächst, sehr viel attraktiver als eine Fichten-Monokultur. Auch das Rehwild fühlt sich hier pudelwohl, bietet das Unterholz doch reichlich Äsung und Deckung. Die Remscheider setzen deshalb, zum Ärger mancher Naturschützer, konsequent auf die Jagd. Es gilt der Grundsatz „Wald vor Wild.“ Obwohl viel Wild geschossen werde, wachse die Strecke von Jahr zu Jahr, so der Förster. Für Wolff, selbst Mitglied im Naturschutzbund Nabu, der Beweis für ein funktionierenden Ökosystems. Ohne Jagd würden die Rehe überhand nehmen und die jungen Triebe ratzekahl abfressen.

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Ein Stückchen weiter steht eine Schonung, die mit Vogelkirschen aufgeforstet wird. Die jungen Bäume tragen alle Kunststoff-Manschetten, zum Schutz gegen Verbiss. Doch das kostet Geld, zwei bis drei Euro pro Baum, rechnet Wolff vor. Bei mehren 10 000 Bäumen wie hier kommen da ordentliche Summen zusammen. Zwar gibt es staatliche Fördergelder für Waldbauern. Doch diese Leistungen würden nicht ausreichen, sagt Wolff. Wenn viele vom Wald profitieren, dann sollten auch die Waldbesitzer finanziell daran teilhaben. Ein Forderung, die auch vom Waldbauernverband unterstützt wird.