Projekt „Zwischen Arbeit und Ruhestand“Menschen ab 55 können neue Kontakte aufbauen
Wipperfürth – Sabine liebt ausgedehnte Fahrradtouren, Markus kocht gerne asiatisch, Thomas und Birgit wollen sich sozial engagieren, wissen aber noch nicht recht, wie und wo. Vier – fiktive – Wipperfürther im Alter zwischen 55 und 70 Jahren. Fast 5.000 Hansestädter haben in den vergangenen Wochen Post aus dem Rathaus bekommen. Das Schreiben ist eine Einladung zum Gründungstreffen eines „Zwar“-Netzwerkes, das am Mittwoch, 5. Juni, um 18 Uhr in der Alten Drahtzieherei stattfindet. Was steckt dahinter?
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Nicht nur für Rentner
Die Abkürzung „Zwar“ steht für „zwischen Arbeit und Ruhestand“. Wer 55 Jahre oder älter ist, der hat zumeist den Großteil seines Berufslebens abgeschlossen, eine neue Lebensphase rückt näher oder ist schon eingetroffen. Gerade Menschen, die gerne und viel gearbeitet haben, fällt die Umstellung oft nicht leicht, manchem fällt zu Hause die Decke auf den Kopf.
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Der Grundgedanke von Zwar ist es, Menschen zusammenzubringen, die sich in einer ähnlichen Lebenssituation befinden, die Lust haben auf neue Aktivitäten, sich dabei aber nicht verpflichten wollen. Die Möglichkeiten sind praktisch unbegrenzt und richten sich nach den Interessen der Teilnehmer, die ihr Programm und ihre Aktivitäten selbst bestimmen. Das „Zwar“-Netzwerk bietet dabei eine Hilfestellung.
Die Idee ist einfach und zwanglos
Die Grundidee reicht weiter: Menschen, die gemeinsam und zwanglos ihre Hobbys pflegen, sind auch bereit, Verantwortung für ihre Gruppe zu übernehmen und sich gegenseitig zu helfen. Das wiederum wirkt der zunehmenden Vereinsamung im Alter entgegen. Wichtig in einer Zeit, in der die Bindekraft von traditionellen Strukturen, von Vereinen oder Kirche, nachlässt.
Die Organisation
Die Zwar-Zentralstelle NRW wird vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales pro Jahr mit rund 600 000 Euro finanziert.
Das Zwar-Netzwerk in Wipperfürth wurde angestoßen vom Quartiersprojekt „Gemeinsam im Siebenborn“, der Gemeindecaritas des Caritasverbandes des Oberbergischen Kreises in Kooperation mit der Stadt Wipperfürth und der Zwar-Zentralstelle NRW.
Eine groß angelegte Studie der Universität Köln belegt die Wirksamkeit des Zwar-Netzwerkkonzepts.
Zwar wird von Quartiersmanagerin Vera Schumacher, von Dunja Kühr-Honermann von der Caritas und Wolfgang Nötzold von der Zwar-Zentralstelle NRW begleitet. Im Gespräch mit unserer Zeitung beantworten sie die wichtigsten Fragen rund um das Netzwerk, das keine feste Vereinsstrukturen, keine Beiträge, keinen Vorstand und keine Satzung kennt. „Alles kann, nichts muss“, so beschreibt es Dunja Kühr-Honermann.
Auch andere Kommunen betreiben das Zwar-Netzwerk
Die Idee begann vor 40 Jahren in Dortmund. In Nordrhein-Westfalen gibt es mittlerweile in 70 Städten über 240 Zwar-Netzwerke mit mehr als 10 000 Teilnehmern. „Keineswegs nur in Großstädten, sondern auch in ländlichen Kommunen wie Halver oder Nettetal“, wie Wolfgang Nötzold erklärt.
Im Rhein-Sieg-Kreis existieren Zwar-Netzwerke schon seit Jahren in vielen Kommunen, in Oberberg ist Wipperfürth ein Vorreiter. „Als ich von Zwar zum ersten Mal gehört habe, dachte ich, das ist auch eine tolle Idee für Wipperfürth“, sagt Vera Schumacher. Bürgermeister Michael von Rekowski ist Schirmherr.
Alle sind herzlich eingeladen
Nach dem Auftakttreffen am kommenden Mittwoch soll sich - so genügend Interessenten zusammenkommen – künftig alle zwei Wochen ein Zwar-Basisgruppe treffen, dort können Aktivitäten und Projekte entstehen und organisiert werden.
Jeder, der Lust hat, kann eigene Ideen einbringen. Willkommen sind auch Menschen, die nicht zur Kerngruppe zwischen 55 und 70 gehören. Im ersten Jahr erhalten die Gruppen professionelle Unterstützung, um zu lernen, auf eigenen Beinen zu stehen.