- Die FDP will keine formale Koalition.
- Eine eingängige Analyse ist bei der CDU notwendig.
- Die Grünen sehen neue Mehrheiten als Chance.
Lindlar – Über 70 Jahre lang hatte die CDU im Lindlarer Rat die absolute Mehrheit. Im neuen Rat stellen die Christdemokraten nur noch 16 von 36 Mitgliedern, bislang waren es 19. Die SPD bleibt bei ihren zehn Sitzen, die Grünen kommen auf acht (plus drei). Die FDP behält ihre zwei Ratsmitglieder. Im neuen Rat verfügen SPD und Grüne zusammen über genauso viele Sitze wie die CDU und die FDP zusammen.
FDP will keine formale Koalition
Doch FDP-Fraktionschef Harald Friese hat schon am Wahlabend einer Koalition eine klare Absage erteilt. „Endlich haben wir Demokratie in Lindlar“, sagt Friese am Tag nach der Wahl. Die CDU könne nun nicht mehr alleine schalten und walten. Der Wähler habe der FDP eine Rolle als Schiedsrichter in der Mitte zugeschrieben, „und diese Position finden wir gar nicht schlecht“, so Friese. Daneben wolle man sich für mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung einsetzen.
Analyse bei der CDU
Auch wenn die CDU ihr schlechtestes Wahlergebnis aller Zeiten eingefahren hat, bleiben die Christdemokraten die mit Abstand stärkste Partei. Die Gründe für die Verluste seien vielschichtig, so die erste Analyse von CDU-Fraktionschef Hans Schmitz. Seit Jahren gebe es einen bundesweiten Trend weg von absoluten Mehrheiten, der sei jetzt auch in Lindlar angekommen. „Wenn man sich die einzelnen Wahlbezirke anschaut, liegen unsere Verluste zwischen einem und elf Prozent, und das hängt mit Persönlichkeiten zusammen“, so Schmitz.
Das könnte Sie auch interessieren:
Er selbst erreichte in Hartegasse-Ost mit über 54 Prozent der Stimmen das beste Ergebnis aller Direktkandidaten überhaupt. Das Thema Klause sei im Wahlkampf nicht unwichtig gewesen, aber es habe nicht die entscheidende Rolle gespielt, ist der CDU-Fraktionschef überzeugt. „Viele Menschen glauben, ’wähle ich Grün, rette ich das Klima’, so Schmitz, er selbst habe da eine etwas andere Meinung. In den neuen Mehrheitsverhältnissen im Lindlarer Rat sieht Hans Schmitz aber auch eine Chance für Veränderungen. „Es bleibt spannend, und das ist gut so.“
Grüne sehen neue Mehrheiten als Chance
Mit 21,28 Prozent holten die Grünen in Lindlar mehr Stimmen als in jeder anderen Kommune in Oberberg. Dazu hätten auch die Erstwähler beigetragen, so Grünen-Sprecher Patrick Heuwes. Und man würde heute auch viele Wechselwähler anziehen. Vor allem sei es gelungen, die absolute Mehrheit der CDU zu brechen. „Politik ist viel zu oft in den Fraktionssitzungen der CDU gemacht worden, jetzt kommt sie in den Rat.“ Die neuen Mehrheitsverhältnisse seien eine Chance, grüne Themen voranzubringen. Und man wolle sich für mehr Transparenz einsetzen, etwa bei der gemeindeeigenen Tochtergesellschaft BGW.
SPD in Lindlar gegen Landestrend
Bei SPD-Fraktionschef Michael Scherer läuft auch am Tag nach der Wahl das Telefon Sturm. Vor allem, weil es Scherer überraschenderweise gelang, für die SPD seinen Wahlbezirk Falkenhof direkt zu gewinnen. „Entgegen dem Landestrend haben wir uns in Lindlar ganz gut gehalten“, so Scherer. Die SPD kam auf 27,65 Prozent der Stimmen. Das Thema Klause sei bis in den Ortskern von Lindlar hinein sehr wichtig gewesen, aber nicht so sehr in Hohkeppel und Schmitzhöhe. Die Wahlverteilung im neuen Rat biete der SPD mehr Möglichkeiten der Mitgestaltung. „Ich bin gespannt, wie die Zusammenarbeit mit den anderen Fraktionen funktionieren wird. Scherer versprach, die SPD werde sich für mehr Bürgerbeteiligung und mehr Transparenz einsetzen.
In einem Punkt sind sich alle vier Fraktionen einig. Die Arbeit von Bürgermeister Dr. Georg Ludwig (CDU) werde sich durch die neuen Mehrheitsverhältnisse verändern, er sei künftig mehr als Moderator gefragt.
„Meine Rolle bleibt unverändert, ich bin als Bürgermeister für alle Bürger der Gemeinde zuständig“, so Ludwig. Auch bislang habe Moderieren zu seinen Aufgaben gezählt, diese Aufgabe werde er im neuen Rat vermutlich häufiger ausüben.