Lindlar/Oberberg – Tim Ochsenbrücher ist Vorsitzender des Kreisverbandes Oberbergim Bund der Deutschen Katholischen Jugend und Mitorganisator der „72 Stunden“-Aktion im Kreisgebiet. Darüber sprach Jens Höhner mit dem 20-Jährigen.
Warum ist die „72 Stunden“-Aktion wichtig?
Weil sie für das Anpacken steht, das Ehrenamt, soziales Engagement, Selbstorganisation, Demokratie und natürlich den christlichen Glauben. Das sind grundsätzliche Prinzipien unserer Jugendverbände. Es war also nicht die Frage, ob wir mitmachen, sondern wie. Ich bin stolz, dass sich 19 Gruppen aus dem gesamten Kreisgebiet angemeldet haben und etwa 800 junge Oberberger Aktionen zu den verschiedensten Themen geplant haben.
Nach Angaben des Erzbistums Köln wollen sich in Deutschland etwa 80 000 junge Menschen ab heute bis Sonntag soziale Projekte starten oder sich an solchen beteiligen. „72 Stunden“ heißt die Aktion, die der Bund der Deutschen katholischen Jugend (BDKJ) in diesem Jahr zum zweiten Mal organisiert. 2013 hat es die erste bundesweite Aktion dieser Art gegeben.
Nach Auskunft der Kölner BDKJ-Sprecherin Katharina Geiger ist die Idee aber bereits Ende der 1990er Jahre entstanden und zunächst von einzelnen Gruppen und dann von einzelnen Bistümern umgesetzt worden. Themen der vielfältigen Projekte sind etwa Solidarität und Gerechtigkeit, der Kampf gegen fremden Feindlichkeit und Hass, aber auch der Schutz der Natur und der Umwelt. (höh)
In Morsbach wollen wir zum Beispiel zeigen, was für eine gute Jugendarbeit die Morsbacher Kolping-Jugend, die Katholische Landjugendbewegung aus Friesenhagen und die Messdiener in der Pfarreiengemeinschaft leisten. Wir wollen am morgigen Freitag im Wohnverbund Sankt Gertrud Menschen, die eine Behinderung haben, eine schöne Zeit bereiten und Spiele mit ihnen spielen. Am Samstag besuchen wir dann zwei Seniorenheime in Morsbachs Ortsmitte und singen Lieder mit den Senioren. Und am Sonntag gibt es eine große Abschlussmesse in Morsbach, in deren Anschluss Willibert Pauels etwas zum Besten geben wird.
Welcher Art sind die anderen Aktionen?
Die Lindlarer Gruppe organisiert zum Beispiel mit dem Luftsportverein „72 Starts gegen Rechts“. Diese Starts sollen ein Zeichen setzen gegen Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Faschismus. Wer möchte, kann einen Segelflug unternehmen – und während die Interessierten darauf warten, können sie sich über diese Themen informieren. Ein weiteres großes Thema ist der Umweltschutz, denn es gilt die Schöpfung zu bewahren. Die Jugendgruppen Lindlar, Loope und Engelskirchen haben sich zur „KJ Green“ zusammengetan. Sie bauen zum Beispiel Insektenhotels, Nistkästen für Vögel und legen Wildblumenwiesen an. Die Kolping-Jugend Derschlag pflanzt zudem eine Hecke aus Wildsträuchern und macht in der Natur sauber, auch sollen Gräber gepflegt werden.
Anlässlich der „72 Stunden“ ist auf Landesebene des BDKJ bereits eine Wette mit den Fraktionsvorsitzenden im Landtag gestartet. Wie sieht diese denn aus?
Die Fraktionschefs der demokratischen Parteien versuchen, alle Mitglieder der Düsseldorfer Fraktionen zu bewegen, dass sie unsere Gruppen bei den sozialen Projekten besuchen. Das müssten etwa 130 Politiker sein, die sich auf den Weg machen. Schaffen sie es nicht, müssen auch sie für 72 Stunden an einem sozialen Projekt mitwirken. Da jetzt aber wieder Sitzungswochen sind, wollten wir den Politikern entgegenkommen: Sie haben mit ihrer Aufgabe schon am vergangenen Montag begonnen und schauen derzeit bei unseren Gruppen vorbei. Jeder Besuch einer unserer Jugendgruppen muss übrigens mit einem Foto dokumentiert werden.
Was wünschen Sie sich für die 72 Stunden?
Erst mal gutes Wetter und gute Laune. Und dass wir ein deutliches Signal senden können für eine offene, tolerante Gesellschaft, gegen die Einsamkeit, gegen Hass und Ausgrenzung, aber auch für den Schutz der Umwelt. 72 Stunden mögen da wenig erscheinen, aber sie sind wichtig. Daher wünsche ich mir, dass jeder Teilnehmer diese Bedeutung erkennt und auch jeder andere normale Tag sozusagen mal „72 Stunden“ haben kann.