Köln – Am Geißbockheim ist ein wenig Ruhe eingekehrt. Die Profis des 1. FC Köln wurden direkt nach der 1:6-Schmach zum Saisonausklang der Fußball-Bundesliga bei Werder Bremen in den Urlaub geschickt. Horst Heldt hält dagegen die Stellung im Grüngürtel. Vor dem Sport-Geschäftsführer der Geißböcke liegt eine arbeitsintensive Sommerpause. Der 50-Jährige geht den Aufgabenberg mit einem hohen Vertrauensvorschuss an, nachdem sein Vertrag vorzeitig um zwei Jahre bis 2023 verlängert wurde. Ein Überblick über die wichtigsten Angelegenheiten Heldts während der spielfreien Zeit.
Saison-Analyse
Zwar überwiegt beim 1. FC Köln die Erleichterung über den Klassenerhalt. Am Ende einer in extremen Phasen verlaufenen Saison nehmen die Geißböcke das schlechte letzte Gefühl von zehn sieglosen Geisterspielen und den negativen Höhepunkt an der Weser aber mit in die spielfreie Zeit. Das FC-Präsidium erwartet deshalb eine gründliche Aufarbeitung: „Die Auf und Abs sind keine Momentaufnahme, das kommt bei uns seit Jahren vor. Wir müssen analysieren, woran das liegt“, erklärt Vizepräsident Carsten Wettich.
Trainervertrag
Nach der Einigung mit Horst Heldt soll auch das Arbeitspapier von Trainer Markus Gisdol vorzeitig ausgedehnt werden. Auch wenn die bis dato starke Bilanz des Schwaben seit dem Re-Start der Bundesliga getrübt wurde, deutete Präsident Werner Wolf eine baldige Unterschrift Gisdols an: „Der Trainer funktioniert sehr gut mit der Mannschaft, er passt mit seinem Stil nach Köln. Wir haben großes Vertrauen in ihn.“ Wolfs Stellvertreter Eckhard Sauren betonte den ganzheitlichen Blick für die Bewertung von Gisdols bisheriger Arbeit: „Wir dürfen uns nicht zu sehr von kurzfristigen Dingen leiten lassen. Wir müssen das Gesamte ab dem zwölften Spieltag sehen – und das war mehr als in Ordnung.“
Kader-Umbau
Bei den Kölnern weiß man, was auf sie zukommt: „Wir stehen vor einer noch schwierigeren Saison“, prognostiziert Präsident Werner Wolf. Um das ausgegebene Ziel Klassenerhalt trotz Corona-bedingt angespannter finanzieller Situation realisieren zu können, ist ein ebenso konsequenter wie geschickter Umbau des Kaders notwendig. Zu groß war dessen Mangel an Stammspielern mit Führungsstärke, zu gering waren Ehrgeiz und Wille, insbesondere am Schluss. Dass Horst Heldt aber niemand ist, der sich vor unangenehmen Entscheidungen drückt, bewies er erst in der vergangenen Winterpause, als er gleich vier perspektivlose FC-Profis auf einen Schlag aussortierte.
Leihspieler
36 Profis verfügen beim 1. FC Köln über einen Vertrag für die kommende Saison. Unter diesen Spielern befinden sich allein zehn Leihgaben, die – Stand jetzt – ans Geißbockheim zurückkehren. Doch nur die wenigsten von ihnen besitzen auch wirklich eine Zukunft beim FC. Bei Sportchef Heldt ruft diese Situation „eine Menge Fragezeichen“ hervor. Den aufgeblähten Kader zu verschlanken, ist in wirtschaftlich schwierigen Zeiten eine große Herausforderung. Aber gleichzeitig Grundvoraussetzung dafür, um etwa überhaupt in den Poker um die Schalker Leihgabe Mark Uth einsteigen zu können.
Jugendförderung
Für das Verlassen des Tabellenkellers war der jugendliche Schwung, den Noah Katterbach, Ismail Jakobs und Jan Thielmann in eine bis dato blutleere Kölner Mannschaft gebracht haben, unerlässlich. In Tim Lemperle (18) feierte in Bremen das nächste Eigengewächs des FC seinen Bundesliga-Einstand.
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Diesen Weg wollen die Kölner fortführen. Aus Überzeugung, gerade in Zeiten der Corona-Krise aber auch aus wirtschaftlichen Gründen. „Wir wollen etwas entwickeln. Dabei spielt die eigene Jugend eine entscheidende Rolle“, sagt Vizepräsident Sauren. Ziel sei es, jedes Jahr ein eigenes Talent im Profiteam zu installieren. Ein zweiter „Fall Wirtz“ soll in jedem Fall vermieden werden: „Der Verlust von Florian Wirtz an Bayer 04 Leverkusen war eine unserer größten Niederlagen der Saison“, meint Sauren.
Gehaltsverzicht
Um den finanziellen Schaden durch Corona abzufedern, sollen die FC-Profis über den 30. Juni hinaus zu einem Teilverzicht bei ihrem Gehalt bewegt werden. Persönliche Gespräche der Geschäftsführer Horst Heldt und Alexander Wehrle mit sämtlichen Akteuren sollen zwar erst nach dem Sommerurlaub Ende Juli geführt werden, doch Präsident Wolf hat bereits jetzt ein gutes Gefühl: „Wichtig ist, dass wir offen mit den Spielern sind und ihnen die Situation des Vereins erläutern. Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht, das zuerst intern zu besprechen.“