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Ungewisse Zukunft beim 1. FC KölnDas öffentliche Rätsel um FC-Kapitän Jonas Hector

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Kölns Jonas Hector steht auf dem Feld. (Archivbild)

Köln – Das Problem wurde erstmals so richtig am 27. Mai 2020 in der Öffentlichkeit sichtbar. Jonas Hector hatte nach der Wiederaufnahme des Spielbetriebs in der Fußball-Bundesliga im Corona-Lockdown bei den beiden 2:2-Unentschieden gegen Mainz und Düsseldorf sicher nicht seine besten Leistungen gezeigt, doch dass der Kapitän des 1. FC Köln freiwillig auf einen Einsatz verzichtet, war eigentlich undenkbar. Gehört er doch zu der Sorte Fußballer, die gar nicht genug kriegen können. Die sogar auf Urlaub verzichten, um wieder auf dem Platz zu stehen.

Doch genau dieser Jonas Hector bat an seinem 30. Geburtstag FC-Trainer Markus Gisdol, ihn im Auswärtsspiel bei der TSG Hoffenheim nicht in die Startelf zu stellen. „Jonas sieht sich nicht bei 100 Prozent“, lieferte Gisdol als Begründung. Eine Selbsteinschätzung des 43-fachen Nationalspielers, die zehn Monate später weiter gilt. Ausgerechnet Hector, der im aufgeregten Fußball-Geschäft immer ein Paradebeispiel für Beständigkeit und Bescheidenheit war, befindet sich auf der Suche nach seinem fußballerischen Ich. Dreimal lief der gebürtige Saarländer nach Hoffenheim noch für den FC in den restlichen sechs Partien der Saison 2019/20 auf.

Letzter Kölner Nationalspieler

Seine Normalform, die ihn zum 43. und bislang letzten Kölner Nationalspieler und zum Kapitän der Geißböcke gemacht hatte, fand er aber nicht wieder. In einer Spielzeit, in der Hector vor Corona absoluter Führungsspieler war und mit vier Toren so viele erzielt hatte wie noch in keiner Saison zuvor, seit er beim FC 2012 Profi wurde.

Ein Fußballer ist und bleibt vor allem immer Mensch. Es könnte nun an dieser Stelle darüber spekuliert werden, welchen Einfluss der Tod von Hector langjährigem Freund und Berater Rainer Derber (48) im März 2020 oder der Verlust seines Bruders Lucas (31) im Juni auf seine Leistung als Fußballer haben. Sinn macht es aber wohl eher festzuhalten, dass es zwei schreckliche und einschneidende Erlebnisse im Leben des Menschen Jonas Hector waren und sind. Im Sommer sprach trotzdem vieles dafür, dass Hector fußballerisch zurück in die Spur finden könnte. Der 30-Jährige absolvierte eine gute Vorbereitung und blieb Kapitän.

Zweieinhalb Monate Pause

Dann aber verschuldete er beim Saisonstart das 0:1 gegen Hoffenheim mit und blieb am zweiten Spieltag in Bielefeld mit einer Nackenverletzung zur Pause in der Kabine. Eine Blessur, die einen rätselhaften Prozess in Gang setzte, der Hector zu zweieinhalb Monaten Pause zwang und die Mannschaft ihres Anführers beraubte. Erst am 16. Dezember kehrte Hector gegen Leverkusen für 25 Minuten zurück.

FC-Personal

Der 1. FC Köln musste seine Vorbereitung auf das Bundesliga-Spiel am Samstag bei Bayern München mit einem Minikader beginnen. Coach Markus Gisdol fehlten am Dienstag sieben Feldspieler im ersten Training der Woche. Während Sebastiaan Bornauw in den nächsten Tagen am Rücken operiert wird, schufteten Sebastian Andersson und Florian Kainz im Reha-Training für ihr Comeback. Neben Jonas Hector fehlten auch Ismail Jakobs, Noah Katterbach und Marius Wolf, für die zwecks Trainingssteuerung individuelle Einheiten auf dem Programm standen. (sam)

Es folgten zwei weitere Kurzeinsätze, bis Hector beim 0:5 in Freiburg als Linksverteidiger erstmals wieder in der Startelf stand und beim 0:0 gegen Hertha BSC seine beste Saisonleistung abrief. Es folgte ein bizarrer Auftritt auf Schalke, danach verschwand Hector wieder von der Fußballbühne. Muskuläre Probleme im Oberschenkel lautete die offizielle Begründung seitens des FC. In dieser Saison stand Hector bei neun Bundesliga-Einsätzen Einsätzen nur 513 auf dem Platz.

Mit seiner Situation beschäftigt

„Es ist nichts Strukturelles“, erklärte FC-Sportchef Horst Heldt und auch Markus Gisdol öffnete Raum für Spekulationen: „Wir müssen respektieren, wenn ein Spieler Probleme hat. Jonas ist sehr mit seiner Situation beschäftigt“, sagte der Trainer und äußerte die Hoffnung, dass der Kapitän der Mannschaft im letzten Drittel der Saison wieder so zur Verfügung steht, „wie wir uns das wünschen“. Die Hoffnungen der Öffentlichkeit, die Hector durch seine Teilnahme am Spielersatztraining am Sonntag nach dem 0:1 gegen Stuttgart weckte, verschwanden am Dienstag wieder, als er nicht am Training teilnahm.

Jonas Hector hat sich erst im Alter von 20 Jahren dafür entscheiden, aus dem beschaulichen Auersmacher im Saarland durch die Tür in die große Fußballwelt zu treten. Er ist danach immer auf dem Boden und sich selbst treu geblieben. Als der FC 2018 abstieg, ging Hector als Nationalspieler mit in die 2. Liga. Selbst als er Deutschland bei der EM 2016 mit seinem Elfmeter gegen Italien ins Halbfinale schoss, gab er seine Scheu vor der Öffentlichkeit nicht auf. Eine Wesensart, die sich auch darin ausdrückte, dass er seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft im Frühsommer 2020 bis Oktober geheim halten konnte. Hector schützt seine Privatsphäre und braucht diesen Schutz wohl wie wenige andere Profifußballer.

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Es macht den Anschein, als behindere dieses Bedürfnis aktuell seine Leistung als Fußballer. Vielleicht bleibt es so und Hector beendet trotz eines Vertrages beim FC bis 2023 vorzeitig seine Karriere. Es könnte aber genauso gut sein, dass sich sein Leben wieder so sortiert, dass er als stolzer FC-Kapitän auf den Platz zurückkehrt. Es ist und bleibt seine Entscheidung.