Köln – Es hatte lange gedauert, doch nach fast 70 Minuten zeigte der 1. FC Köln dann doch noch, wie es funktionieren kann. Der erst Augenblicke zuvor in die Partie gekommen Max Meyer spielte einen feinen Steilpass in den Lauf von Emmanuel Dennis. Der sprintstarke Angreifer, der in Ermangelung spielerischer Ideen zuvor oftmals vergeblich mit weiten Bällen gesucht worden war, steuerte in hoher Geschwindigkeit auf das Gehäuse des VfB Stuttgart zu. Am Fünfmeterraum angekommen, ließ er den heranrauschenden Verteidiger Waldemar Anton mit einem Haken gekonnt ins Leere rutschen und zog dann ab.
Dass der Ball letztlich am Kreuzeck vorbeistrich, war für den abstiegsbedrohten Fußball-Bundesligisten gleich doppelt bitter. Denn wer nur selten den Weg nach vorne sucht, ist darauf angewiesen, seine wenigen Möglichkeiten effektiv zu verwerten. Ansonsten geht ein Spiel in der Regel verloren. So wie für die Geißböcke das Duell gegen den VfB, das nach einer weiteren harmlosen Offensivdarbietung 0:1 endete.
Neun Spiele ohne eigenes Tor
Die Kölner Sorgen im Abstiegskampf sind dadurch wieder deutlich größer geworden. Vor der hohen Auswärtshürde am Samstag (15.30 Uhr) beim angestachelten Spitzenreiter Bayern München schrumpfte der unlängst noch recht komfortable Vorsprung auf Rang 17 und die wiedererstarkten Mainzer auf vier Zähler zusammen.
Dennoch war die vergebene Großchance aus der 69. Minute grundsätzlich ein wichtiger Moment für den FC, denn Markus Gisdols Elf benötigt eilig Spieler, die über die Fähigkeit verfügen, Emmanuel Dennis in Abschlusspositionen zu bringen. Nach vierwöchiger Zusammenarbeit ist die Einbindung der einzigen Kölner Sturmhoffnung noch nicht gelungen. „Wir müssen analysieren, welche Laufwege wir besser nutzen können, um Emmanuel besser einzusetzen“, erklärte der FC-Coach.
Hoffnung auf baldige Rückkehr des Kapitäns
Jonas Hector (Foto) könnte schon bald in das Mannschaftstraining des 1. FC Köln zurückkehren. Nach dem Heimspiel am vergangenen Samstag gegen den VfB Stuttgart absolvierte der Kapitän die komplette Trainingseinheit mit denjenigen Spielern, die nicht mitgewirkt hatten. Der letzte Einsatz des 30-jährigen Routiniers liegt inzwischen vier Wochen zurück. Im Anschluss an die Partie am 24. Januar in Hoffenheim hatte sich Hector wegen muskulärer Probleme im Oberschenkel abgemeldet. In der Hinrunde war der Mittelfeldspieler für einen sogar noch deutlich längeren Zeitraum ausgefallen, als er wegen einer hartnäckigen Nackenverletzung zweieinhalb Monate nicht zur Verfügung gestanden hatte. In der laufenden Bundesliga-Saison kommt der ehemalige Nationalspieler deshalb bislang auf nur 513 Einsatz-Minuten für die Geißböcke. (tca)
Dennis selbst wirkte gegen Stuttgart genervt. Seine Unzufriedenheit über die noch fehlenden Automatismen dokumentierte der Leihspieler des FC Brügge in so mancher Situation mit einer negativen Körpersprache. Gisdol gefiel das nicht, er kündigte ein Gespräch mit seinem in der Liga bislang torlosen Angreifer an: „Emmanuel ist sehr emotional und möchte gerne die Bälle haben. Stürmer sind so geprägt. Wir müssen es aber vermeiden, dass er sich mit schlechten Gesten manchmal selbst zu sehr unter Druck setzt. Das gefällt uns als Team nicht, da werden wir drüber sprechen. Es geht nur, wenn wir das gemeinsam lösen.“
Der ebenfalls im Winter nachverpflichtete Max Meyer deutete mit seiner Steilvorlage an, dass er als einer derjenigen Spieler infrage kommt, die Dennis in Umschaltbewegungen füttern können. „Stuttgart hatte sich am Ende zurückgezogen, es war sehr eng auf dem Platz. Da brauchst du eine gute Technik und gute Ideen. Max ist ein Spieler, der für solche Momente extrem geeignet ist, weil er sehr ballsicher ist“, meinte Horst Heldt. Überhaupt waren die Einwechslungen von Meyer und Salih Özcan entscheidend für die Entstehung der druckvollen Kölner Schlussphase. „Das ist das, was man von Einwechselspielern erwartet. Mit Max und Salih hat es gut funktioniert“, resümierte der Sportchef.
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Zuvor hatte im Angriffsspiel des FC allerdings erneut so gut wie nichts funktioniert. Ein Blick auf die Zahlen verdeutlichte die erschreckende Ideen- und Harmlosigkeit. Gisdols Team, das in der laufenden Saison zum neunten Mal ohne eigenes Tor geblieben war, erarbeitete sich keinen einzigen Eckball und lief als Folge nicht vorhandener Gegenstöße auch kein einziges Mal ins Abseits. Das war selbst für den drittschwächsten Angriff der Liga eine außergewöhnlich maue Ausbeute. Die Ursache lag nach Meinung Gisdols indes nicht in seiner massiven Defensivtaktik, von der er sich erst gelöst hatte, als es zum Ende hin gar nicht mehr anders ging. Sondern in der schaurigen Passqualität, die Vorstöße bereits im Keim erstickt hatte. „Wir hatten nach eigenen Balleroberungen viele technische Fehler und sind dadurch nicht zu Torchancen gekommen“, ärgerte sich Gisdol.
Horst Heldt sprang seinem Coach in der neu aufgekochten Taktikdiskussion zur Seite. „Es wird keiner daran gehindert, Leistung zu zeigen und aktiv zu sein“, rief der Sportchef in Richtung seiner Spieler, die sich nach der siebten Pleite im elften Saison-Heimspiel über die fehlende Offensivgefahr beklagt hatten. „Jeder ist gefordert, in jedem Spiel Aktivität zu zeigen“, betonte der Sportchef.