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JahresauftaktBaskets selbstbewusst gegen früheren Angstgegner

Lesezeit 3 Minuten
Bonns Till Pape (M.) bekommt es im Duell zweier junger deutscher Center mit dem 2,17-Meter-Mann Norris Agbakoko zu tun.

Bonns Till Pape (M.) bekommt es im Duell zweier junger deutscher Center mit dem 2,17-Meter-Mann Norris Agbakoko zu tun.

Immer wenn die Bonner gegen die Baskets Oldenburg antreten, werden sie an die alte Wunde von 2009 erinnert.

Ein Trauma wird von den Telekom Baskets und ihren Fans wohl nie vollständig überwunden werden: Immer wenn sie gegen die Baskets Oldenburg antreten, werden sie an die alte Wunde von 2009 erinnert, als die Bonner gegen die Norddeutschen in der Endspielserie um die deutsche Meisterschaft standen und sich im fünften Finale den greifbaren Titel in letzter Sekunde mit 70:71 noch wegschnappen ließen.

Dass die Bonner in den Folgejahren in drei weiteren Play-off-Serien gegen Oldenburg jeweils im Viertelfinale den Kürzeren zogen (2013, 2014 und 2019) zementierte im Baskets-Lager das Image vom Angstgegner. Dies auch deshalb, weil in den Hauptrundenspielen die Bilanz ebenfalls klar negativ war: Von den zwölf Spielen von 2015 bis 2021 gingen zehn an die „Donnervögel“ von der Hunte, nur zwei an Bonn.

Bonner treffen zum 70. Mal auf Oldenburg

Das änderte sich erst in den beiden vergangenen Jahren in der Ära von Trainer Tuomas Iisalo: Unter dem Finnen gingen die letzten vier Spiele sämtlich an die Bonner – wodurch die Baskets die Gesamtbilanz aller 69 Begegnungen zwischen beiden Vereinen auf 33 Siege und 36 Niederlagen verbesserten.

Wenn es am Sonntag jetzt in Oldenburg zum 70. Duell kommt (17 Uhr), spricht auch der aktuelle Leistungstrend dafür, dass die Bonner leichter Favorit sind. Sie haben sich vor allem beim 88:74-Erfolg über Ex-Meister Bamberg zuletzt konzentriert und entschlossen gezeigt – und auch mal ihren eigenen Trainer überzeugt: „Wir hatten sechs Spieler, die zweistellig gepunktet haben, das sehe ich immer gerne“, lobte Roel Moors die gute Verteilung der offensiven Ausbeute.

Er war aber auch mit der Abwehrleistung ausgesprochen zufrieden: „Das war defensiv eines unserer besten Spiele.“ Mit diesem neunten Saisonsieg halten die Baskets Kontakt zur Spitzengruppe und kletterten als Siebte mit 18:12-Punkten wieder auf einen Play-off-Platz.

Personalnot bei Oldenburg

Davon sind die Oldenburger derzeit einiges entfernt. Sie erleben aktuell eine schwierige Saisonphase mit einer Niederlagenserie: Nach einem guten Saisonstart mit 5:1-Siegen hat Oldenburg sieben der letzten acht Bundesligaspiele verloren und ist in der Tabelle mit 12:16-Punkten von Rang drei auf Platz elf durchgereicht worden. Die Donnervögel sind dabei durch immer neue Ausfälle von Spielern schwer gebeutelt worden.

Zuletzt fehlten mit Alen Pjanic, Deane Williams (vergangene Spielzeit im Baskets-Trikot), Breckkott Chapman, Max DiLeo und Charles Manning gleich fünf Stammspieler, so dass Trainer Pedro Calles teilweise nur mit einer Rotation von sieben oder acht Spielern auskommen musste. Dabei schlug sich die Rumpftruppe wie Mitte Dezember gegen Berlin schon mal sehr gut, als sie im Schlussviertel 83:70 vorne lag, dann aber einen 20:2-Endspurt des Gegners nicht verhindern konnte und noch 85:90 unterlag.

Angesichts der Personalnot hat Oldenburg Ende Dezember mit Chaundee Brown einen 25-jährigen Flügelspieler aus den USA nachverpflichtet, der nach drei Einsätzen mit 13,0 Punkten und 5,0 Rebounds zur erhofften Verstärkung werden könnte. Topscorer der Oldenburger ist der kleine (1,80 Meter) und leichte (71 Kilogramm) Point Guard DeWayne Russell, der mit 17,4 Punkten, 6,4 Assists und 3,4 Rebounds starke Allroundqualitäten nachgewiesen hat. Zum Ende der vergangenen Saison schenkte er Anfang Mai den Münchner Bayern beim 88:76-Erfolg schon mal 37 Punkte ein – ihn dürfen die Baskets nicht heißlaufen lassen.

Körperlich das Gegenteil repräsentiert Norris Agbakoko: Der junge deutsche 2,17-Meter-Center (23 Jahre) erzielt im Schnitt 5,7 Punkte und 5,0 Rebounds – räumt an den Brettern aber auch schon mal mit zwölf Rebounds wie Anfang Dezember gegen Berlin auf.

Angesichts der Pleitenserie konnte Oldenburg in den vergangenen Wochen aber wenig fürs kollektive Selbstvertrauen tun. Denn auch in der Champions League schied die Calles-Truppe mit 2:4-Siegen als Gruppenletzter hinter Strasbourg, Karsiyaka und Oostende schon in der ersten Runde aus. Zum Vergleich: Ein Sieg mehr (3:3) reichte den Bonnern in ihrer Gruppe zu Platz eins.