Hamburg/Bonn – Die Szene sagte alles über das Spiel – und stand für die gesamte Viertelfinalserie: Während die Bonner Schlachtenbummler auf ihre Trommeln eindroschen und am Freitagabend in Hamburg lautstark den dritten Sieg im Play-off-Viertelfinale feierten, ging Baskets-Trainer Tuomas Iisalo auf dem Feld mit weit ausgebreiteten Armen auf seinen kleinen Spielmacher zu, zog ihn zu sich und drückte den total verschwitzten Helden für einen langen Moment an sich.
Im Halbfinale geht es gegen Bayern München
Die Geste war ein sehr persönlicher Dank an Parker Jackson-Cartwright (PJC), der mit 31 Punkten erneut der entscheidende Mann war. Mit 15 Zählern allein im Schlussviertel sorgte der kleine Wirbelwind dafür, dass die Baskets das erste Auswärtsspiel der Serie nach einem Zwölf-Punkte-Rückstand (59:71, 29.) noch aus dem Feuer rissen und mit 95:88 (27:22, 21:32, 16:21, 31:13) den 3:0-„Sweep“ perfekt machten. Mit insgesamt 108 Punkten in den drei Partien (36 + 41 + 31) stellte PJC die Towers immer wieder vor unlösbare Aufgaben.
Damit beendeten die Baskets auch eine quälend lange Wartezeit von 13 Jahren – erstmals seit 2009 und zum neunten Mal insgesamt stehen die Bonner im Halbfinale. Dort wartet mit der Star-Truppe von Bayern München der schillerndste Gegner in der BBL. Die Bonner starten mit zwei Heimspielen am Samstag, 28. Mai, und am Montag, 30. Mai, in die Serie (jeweils 20.30 Uhr), dann folgen maximal zwei Spiele in München, eine eventuelle fünfte Partie wäre wieder im Telekom Dome.
Zwölf Punkte Rückstand im dritten Viertel
Über die Comeback-Qualitäten, die sein Team in allen drei Spielen bewiesen hat, geriet Iisalo ins Schwärmen: „Ich bin sehr zufrieden darüber, dass wir 3:0 gewonnen haben. Was für ein Gefühl auch in meiner Karriere, das erste Mal im Halbfinale zu stehen.“ Jackson-Cartwright formulierte gleich mal eine Kampfansage an die Bayern: „Das war noch nicht der Höhepunkt der Saison. Jetzt kommen die Semifinals und wir spüren, dass es noch weiter gehen kann.“
Es wird dieses Selbstvertrauen sein, das ihn und die Baskets auch im dritten Fight nach klarem Rückstand gegen Hamburg rettete. Dabei waren die Bonner anders als ins Spiel eins und zwei schon früh in Front gegangen. Aber nach einer 41:33-Führung (16.) fehlte es plötzlich an der Intensität in der Defense, Hamburg dominierte in den folgenden sieben Minuten: Aus einer Acht-Punkte-Führung wurde im dritten Viertel ein Zwölf-Punkte-Rückstand (50:62, 23.).
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Am Ende des Abschnitts betrug der Abstand immer noch elf Punkte (64:75). Als aber PJC und Karsten Tadda das Schlussviertel mit einem Dreier-Doppelschlag eröffneten (70:75), wendete sich das Blatt: Die Baskets waren nicht mehr zu halten und gewannen den Durchgang mit 31:13. Nach dem letzten Rückstand (85:86, 38.) besorgte Jackson-Cartwright den Rest fast im Alleingang mit acht der letzten zehn Punkte.
Neben ihm hatten Hawkins (14 Punkte), Michael Kessens (11 Punkte + 11 Rebounds) sowie Tadda und Skyler Bowlin (beide 13 Punkte mit vier Dreiern) den größten Anteil am Sieg. Es ist bemerkenswert, dass die Bonner einen „Sweep“ gegen Hamburg schafften, obwohl Saulius Kulvietis bei den Distanzwürfen eine unterirdische Quote hatte: Von seinen 26 Dreier-Versuchen im Viertelfinale fanden nur sechs ihr Ziel. Aber Iisalo weiß, wie schnell der Knoten bei dem Litauer platzen kann – womöglich im Halbfinale.
Dort treffen mit Berlin gegen Ludwigsburg und Bonn gegen München die vier Erstplatzierten der Hauptrunde aufeinander, die ihre Viertelfinals sämtlich mit 3:0 gewannen – das gab es noch nie.
Baskets (Punkte/3er): Ward (4), Kessens (11), Tadda (13/4), Kulvietis (7/1), Lypovyy (2), Bowlin (13/4), Hawkins (14), Kratzer, Jackson-Cartwright (31/5); Rebounds: 38 (Kessens 11, Hawkins 7); Assists: 12 (Jackson-Cartwright 4); Trefferquote Feld: 50 % (34/68); Dreierquote: 44 % (14/32); Freiwurfquote: 72 % (13/18).
Hamburg (Punkte/3er): Brown, J. (21/5), Brown, Z. (6/2), DiLeo (5/1), Homesley (13/3), Meisner (3/1), Christen, Kotsar (17), Hinrichs (12), Egidin, Hollatz (11); Rebounds: 31 (Kotsar 7) Assists: 19 (Hinrichs 5); Trefferquote Feld: 52 % (33/64); Dreierquote: 41 % (12/29); Freiwurfquote: 63 % (10/16).