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Telekom Baskets in den PlayoffsHamburgs Trainer vor dem Spiel mit Wut im Bauch

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Saulius Kulvietis

Center-Duell zwischen Bonns Saulius Kulvietis (r.) und Hamburgs Maik Kotsar. 

Bonn – Beide Trainer zeigten ihre emotionale Verfassung nach der zweiten „Schlacht“ völlig ungeschminkt: Bonns Tuomas Iisalo strahlte übers ganze Gesicht, als er gemessenen Schritts der Kabine zustrebte und dabei den Fans auf den Tribünen zuwinkte und ihnen applaudierte. Wenige Meter daneben stand Hamburgs Pedro Calles und bellte sichtbar frustriert den Journalisten seine Fundamentalkritik in die Blöcke: „Wir haben in der zweiten Halbzeit vergessen, dass alles vom physischen Einsatz abhängt“, sagte er mit finsterem Blick.

Zu sehr hatten sich seine Towers im zweiten Play-off-Viertelfinale nach überlegener erster Hälfte von den Telekom Baskets die Butter vom Brot nehmen lassen, die wie ausgewechselt aus der Kabine kamen. 37:46 hatte die Iisalo-Truppe zur Pause zurückgelegen, dann aber die zweiten 20 Minuten mit 52:35 für sich entschieden.

Baskets erkämpfen sich viele zweite Wurfchancen

Der Knackpunkt waren die Offensivrebounds, mit denen sich die Bonner in der zweiten Halbzeit 21 zweite Wurfchancen verschafften. Während Iisalo von einer „überragenden Leistung des Kollektivs“ sprach, fand Calles auch dort vernichtende Kritik: „Der entscheidende Faktor in dieser Serie ist das Rebounding, und heute haben wir dabei nicht unseren Job gemacht.“

Dass der 37-jährige Spanier, dessen Wechsel nach Oldenburg wohl mehr ist als eine Spekulation, so angefressen wirkte, war aus seiner Sicht nachvollziehbar: In Spiel eins (100:98 nach Verlängerung) und in Spiel zwei (89:81) gingen die Baskets als Sieger vom Parkett, obwohl sie beide Male lange in Rückstand waren und keineswegs wie das stärkere Team wirkten. Aber in den entscheidenden Phasen packten dann Parker Jackson-Cartwright und Javontae Hawkins ihre individuelle Sonderklasse aus. „Wir haben ein, zwei Spieler mit sehr viel Offensivtalent und im Moment auch viel Selbstvertrauen“, sagte Iisalo lächelnd. Zusammen erzielten die beiden im ersten Spiel 58 Punkte und im zweiten 59.

Wenn sich beide Teams am Freitagabend (19 Uhr) in Hamburg in der dritten Partie gegenüberstehen, wird Calles nichts unversucht lassen, die Bonner endlich in die Knie zu zwingen. Es waren aus seiner Sicht ja nur Winzigkeiten, die zum aktuellen 0:2-Rückstand führten. Spiel eins hatten die Towers im Kopf wohl schon gewonnen, als Hawkins in der letzten Sekunde mit einem Zirkuswurf aus neun Metern das Ergebnis auf den Kopf stellte. In Spiel zwei versäumten es die Hamburger gegen eine Baskets-Truppe, die in der ersten Halbzeit katastrophal traf und schwach reboundete, einen entscheidenden Vorsprung herauszuspielen – da sie selbst reihenweise an der Freiwurflinie patzten.

Die Towers stehen vor den eigenen Fans unter Druck

Das alles wird den mentalen Druck auf die Towers am Freitag aufs Maximale steigern, denn der Mannschaft droht ein 0:3-„Sweep“. Andererseits kann diese Ausgangslage letzte Reserven freisetzen, um wenigstens ein viertes Spiel zu erzwingen, das am Sonntagabend erneut in Hamburg stattfände (18 Uhr).

Die Baskets müssen von Anfang hellwach sein, um einen Rückstand zu vermeiden, der die Hamburger Fans zu einem Faktor werden ließe. Können sie mal selbst in Führung gehen, könnte das dazu führen, dass Hamburg den Glauben an einen Sieg verliert. Was ebenfalls für die Bonner spricht: Sie wirkten am Sonntag in der zweiten Halbzeit körperlich frischer, während bei Hamburg etwa Center Maik Kotsar, der mit 15 Rebounds an den Brettern ackerte, im Schlussviertel kräftemäßig platt war.