Neun-Meter-Dreier mitten ins Glückk Baskets gewinnen mit 100:98 gegen Hamburg
Bonn – Unfassbar, unglaublich, unvergesslich! Mit einem Geniestreich, einem verwegenen Dreier aus neun Metern Entfernung, riss Jawontae Hawkins am Freitagabend im ersten Play-off-Viertelfinale zwischen Bonn und Hamburg eine Partie in der letzten Sekunde der Verlängerung für die Telekom Baskets noch aus dem Feuer.
Nach dem 100:98 (17:23, 24:19, 26:24, 24:25, 9:7) brachen auf den Tribünen alle Dämme, die 6000 Fans feierten diesen erlösenden Fernschuss wie eine Meisterschaft. Einen ausverkauften Telekom Dome hatte es zuletzt vor mehr als drei Jahren bei einem ähnlichen Krimi gegeben – beim 78:76 über Ulm im Karnevalsspiel am 2. März 2019.
Die ersten zwölf Bonner Dreier gehen daneben
Lange Zeit hatte es nicht nach solch einem Happy End ausgesehen. Denn die Bonner kamen schwer ins Spiel, fanden keinen Wurfrhythmus und gerieten immer direkt wieder in Rückstand, wenn sie sich mal herangekämpft hatten. So schon im Auftaktviertel, als sie nach einem 6:15-Fehlstart auf 14:15 verkürzten, aber beim 23:30 wieder sieben Zähler Rückstand hatten.
Das lag auch daran, dass sie zunächst katastrophal aus der Distanz schossen. Nach zwölf Fehlwürfen fand erst der 13. Versuch endlich sein Ziel – er kam von Parker Jackson-Cartwright (PJC), der vor der Partie als MVP (wertvollster Spieler) der BBL ausgezeichnet worden war und im weiteren Spielverlauf bewies, wie sehr er diesen Titel verdiente. Am Ende war Hawkins zwar für den finalen Jubelsturm verantwortlich, die Basis legte aber PJC, der eine Solo-Show von 36 Punkten (bei acht Dreiern), acht Assists, sieben Steals und vier Rebounds zelebrierte.
Hawkins rettet sein Team auch in die Verlängerung
Das Problem für die Baskets: Sie hatten zwar mit ihm und Hawkins (22 Punkte) zwei Spieler mit mehr als 20 Punkten, aber Hamburg hatte drei!
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Jalen Brown kam auf 27 Punkte, Estlands Nationalcenter Maik Kotsar auf 21 Punkte und 11 Rebounds und Caleb Homesley wurde im vierten Viertel zum Alptraum für die Baskets: Nach Bonns 75:72-Führung traf er drei Dreier in Folge, als Hamburg den Spieß mit einem 12:1-Lauf erneut zum 76:84 umdrehte. Homesley kam am Ende auf 20 Punkte, bei allerdings zehn Ballverlusten – solch ein „Double-Double“ hat schon Seltenheitswert.
Homesley war aber verantwortlich dafür, dass die Bonner beim 80:87 (37.) vor einer Niederlage standen. Rettung kam schon hier durch Fernschüsse: PJC und Saulius Kulvietis trafen aus der Distanz, beim 88:91 rettete Hawkins sein Team per Dreier auch schon in die Verlängerung (91:91). In der Overtime erarbeitete Bonn zwar seine höchste Führung (97:93), geriet aber postwendend wieder 97:98 in Rückstand – bis Hawkins dann aus neun Metern den kollektiven Glücksrausch auslöste.
Schon am Sonntag folgt in Bonn das zweite Viertelfinale
Er wollte seinen Wurf gar nicht so herausstellen: „Das sind eben die Play-offs, da wird es immer Schüsse wie diesen geben.“ Bonns Trainer Tuomas Iisalo sagte: „Fünf Sekunden vor Schluss hat er die Freiheit und auch die Qualität, solche Würfe zu nehmen.“ Hamburgs Coach Pedro Calles meinte: „Wir haben ein unglaubliches Spiel gezeigt, das wir durch einen superschweren Wurf verloren haben. Ich kann meinen Spielern keinen Vorwurf machen.“ Und Caleb Homesley blickte schon kämpferisch nach vorne: „Wir haben jetzt ein Spiel verloren, es könnten aber fünf werden.“
Parallel zum Spielgeschehen kam auch eine Fan-Aktion erst allmählich auf Touren: Sponsor Telekom hatte 6000 Handtücher mit dem Play-off-Motto „Hück oder nie“ auf alle Sitze verteilt. Als es sich am Ende zuspitzte und alle Zuschauer vehement damit wedelten, wurde dies zur passenden optischen Ergänzung zu dem akustischen Inferno.
Schon am Sonntagnachmittag stehen sich beide Teams an gleicher Stelle (15 Uhr, Telekom Dome) zum zweiten Viertelfinale gegenüber. Bei einem erneuten Sieg und einer 2:0-Führung hätten die Bonner drei Matchbälle zum Halbfinaleinzug. Sie könnten dann die Serie in Hamburg in Spiel 3 (Freitag, 20. Mai) oder Spiel 4 (Sonntag, 22. Mai) für sich entscheiden.
Baskets (Punkte/3er): Kessens (6), Tadda (3), Kulvietis (16/2), Lypovyy (3), Bowlin (8/2), Hawkins (22/4), Morgan (6/1), Kratzer, Jackson-Cartwright (36/8); Rebounds: 37 (Kessens 6); Assists: 12 (Jackson-Cartwright 8); Trefferquote Feld: 44 % (34/78); Dreierquote: 36 % (17/47); Freiwurfquote: 65 % (15/23).
Hamburg (Punkte/3er): Brown, J. (27/3), Brown, Z., DiLeo (5/1), Homesley (20/6), Meisner (3/1), Christen (3), Kotsar (21), Hinrichs (8), Egidin, Hollatz (11/2); Rebounds: 45 (Hinrichs 14, Kotsar 11); Assists: 20 (Hollatz 8); Trefferquote Feld: 51 % (38/74); Dreierquote: 36 % (13/36); Freiwurfquote: 64 % (9/14).