Bonn – Jetzt hat es auch die Telekom Baskets erwischt: Nach einer makellosen Serie von sieben Siegen in sieben Testspielen und dem geglückten Bundesliga-Auftakt mit dem 96:71-Erfolg in Würzburg folgte am Mittwoch in der Champions League das erste Negativerlebnis. Bei der knappen 84:88-Niederlage gegen Reggio Emilia zeigte die Mannschaft im Schlussabschnitt offensive Schwächen, aber dafür war eben auch die starke Defense des italienischen Erstligisten verantwortlich, die sich im Spielverlauf enorm steigerte.
„Wir hatten Phasen, in denen uns partout kein Korb gelingen wollte. Aber da müssen wir auch die Größe und Korbbewachung von Reggio Emilia lobend erwähnen. Sie haben einen sehr guten Job darin gemacht, unsere Würfe zu verteidigen, egal ob in der Zone oder an der Dreierlinie“, lobte Bonns Headcoach Tuomas Iisalo die Gästeabwehr, die zunehmend zum Bollwerk wurde. Dass die Baskets dennoch 15 Sekunden vor Schluss beim 83:84-Rückstand noch eine Siegchance hatten, lässt die Schlappe auch in milderem Licht erscheinen.
Sie können sich auch nicht allzu lange mit diesem Spiel beschäftigen, sondern müssen sich schnell auf die nächste Aufgabe konzentrieren: Am Samstag steht das erste Bundesliga-Heimspiel auf dem Plan – und das ist gleich einer der klassischen Saisonhöhepunkte: Denn es geht gegen den Ex-Serienmeister Bamberg (20.30 Uhr, Telekom Dome), gegen den es immer heiße Duelle gab. So mussten beide Teams in allein neun Play-off-Duellen alle Höhen und Tiefen einer sportlichen Auseinandersetzung durchleben – bis hin zur Massenschlägerei mit 14 Disqualifikationen im Viertelfinale 2006. Bamberg, das zwischen 2005 bis 2017 achtmal deutscher Meister wurde, hat die Baskets in diesen Jahren meist dominiert.
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Aber schon in der vergangenen Saison drehte sich der Wind, als es unter Trainer Tuomas Iisalo mit 100:80 und 95:81 zwei klare Siege für die Bonner gab. Im Frühjahr 2022 schien es sogar so, als würde Bamberg erstmals seit der Saison 2000/2001 die Play-offs verpassen. Aber unter dem neuen israelischen Trainer Oren Amiel, der Johan Roijakkers ersetzte, gelangen im Endspurt neun Siege in elf Spielen – und doch noch der Sprung ins Viertelfinale. Hier scheiterten die Oberfranken aber schnell mit 0:3 am Meister Berlin.
Öffentlicher Wutausbruch von Bambergs Trainer
Immerhin brachte dies für Amiel eine Vertragsverlängerung bis 2024, er stellte im Sommer ein neues Team zusammen, in dem es einen fast totalen Umbruch gab: Von den Leistungsträgern sind nur die beiden Deutschen Patrick Heckmann und Christian Sengfelder geblieben, die sechs Ausländerplätze wurden komplett neu besetzt. Darunter sind der Litauer Vaidas Kariniauskas und der NBA-erfahrene Justin Wright-Foreman.
Die neue Truppe musste aber direkt empfindliche Rückschläge verdauen, denn die beiden ersten Heimspiele gingen verloren: gegen Berlin mit 80:90, gegen Crailsheim mit 82:84. Auffällig: Beide Male führte ein schwaches Schlussviertel zur Niederlage. Das provozierte einen öffentlichen Wutausbruch von Amiel, der nach fünf Ballverlusten in den letzten vier Minuten gegen Crailsheim schimpfte: „Ich bin richtig angefressen! Wir hatten das Spiel über weite Strecken unter Kontrolle und dann schmeißen wir immer wieder leichtfertig den Ball weg.“
Aktuell erscheinen die Bamberger also wie ein Boxer – angeschlagen, aber jederzeit gefährlich für den Gegner.