Leverkusen – Rudi Völler war nach dem letzten Liga-Spiel gegen den SC Freiburg (2:1) gerade vom Zaun geklettert und hatte seine Abschiedsworte ins weite Rund gesprochen, da stand Sportdirektor Simon Rolfes im Bauch der heimischen Arena und formulierte zwei unmissverständliche Ansagen. Einerseits, dass Patrik Schick, der Toptorjäger, bleiben werde. Und andererseits, dass der Kader von Bayer 04 Leverkusen zusammengehalten und punktuell verstärkt werden solle.
„Wir haben große Lust darauf, richtig was zu reißen“
Bisher befindet sich Rolfes auf einem guten Weg, den Worten Taten folgen zu lassen. Schick, um den sich zuvor Wechselgerüchte rankten, verlängerte bekanntermaßen bis 2027 – ein Coup, bedenkt man sein Alter (26), seine Trefferquote in der abgelaufenen Saison (0,77, 24 Tore in 31 Pflichtspielen) und die Tatsache, dass Tschechiens Fußballer des Jahres 2021 erneut keine Ausstiegsklausel im Arbeitspapier stehen haben soll. „Es macht richtig Spaß und wir haben große Lust darauf, richtig was zu reißen. Die Qualifikation für die Champions League ist ein guter nächster Schritt“, erklärte der Angreifer.
Zur neuen Saison soll er nun Unterstützung von einem Landsmann erhalten. Adam Hlozek wird dem Vernehmen nach für eine Ablöse jenseits der 20 Millionen Euro der siebte Tscheche in der Historie von Bayer 04 – er kommt von Sparta Prag und soll in Kürze vorgestellt werden. Mit 16 Jahren debütierte der 1,88 Meter lange Angreifer für die Hauptstädter, kommt auf 132 Spiele sowie 40 Tore und 36 Assists. Werte – zumal für einen 19-Jährigen –, die Begehrlichkeiten weckten. So soll sich der FC Sevilla für Hlozek interessiert haben.
Hlozek ist stark im Eins-gegen-Eins
Der Hochveranlagte entschied sich allerdings für die Werkself, sah sich die Räumlichkeiten unterm Bayer-Kreuz bereits vergangene Woche an. Was der 14-malige Nationalspieler Hlozek liefern kann? Von vielem etwas. Er ist kein Topsprinter wie Moussa Diaby, aber ein schneller Angreifer, der sich zudem trickreich und effektiv im Eins-gegen-Eins durchzusetzen weiß.
Mit 58 Prozent seiner Dribblings hatte Hlozek in der vergangenen Saison Erfolg – und fühlt sich insbesondere auf der linken Seite wohl, wenn er über die Außenbahn kommt. Hlozek, der mit seinem rechten Fuß etwas besser ist als mit dem linken, kann es schließlich auch als hängende Spitze und ganz vorne drin als Mittelstürmer.
Hlozek wird auf Außenbahn zum Einsatz kommen
Dort verdingte er sich in der Saison 2021/2022 immer wieder und sammelte 78 Abschlüsse per Fuß und Kopf – Top-Wert in der tschechischen Fortuna Liga. Immerhin acht Treffer entsprangen daraus, unter seinem Bilanzstrich stehen zudem 13 Vorlagen – ebenfalls Platz eins in Tschechien. Hlozek fand häufig den besser postierten Nebenmann, legte insgesamt 24 Großchancen auf.
Direkt aus dem Zentrum heraus oder über die linke Flanke. So avancierte er zum begehrtesten Offensiven in der Liga seines Heimatlandes. Da die Mittelstürmer-Position bei Bayer 04 von Schick besetzt ist, wird Hlozek wohl vor allem auf der Außenbahn zum Zuge kommen. Bei Paulinho stehen die Zeichen auf Abschied; ob Diaby bleibt, ist noch offen.
Simon Rolfes bemüht sich um Mykhaylo Mudryk aus Donezk
Die Werkself braucht dort also dringend Personal und werkelt deshalb weiterhin am Transfer von Mykhaylo Mudryk. Der 21-jährige Ukrainer, derzeit bei Shakhtar Donezk unter Vertrag, hat bereits mehrfach betont, nur nach Leverkusen wechseln zu wollen, Rolfes bemüht sich – anders als bei Hlozek sollen die Würfel allerdings noch nicht gefallen sein.
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Mudryk ist 1,75 Meter klein, schnell und torgefährlich. Meist stürmt er über die linke Seite, ist aber auch auf der rechten Bahn oder in der offensiven Zentrale einsetzbar, also flexibel. Für Bayer 04 ein wichtiges Kriterium, das auch der 22-jährige Luis Sinisterra von Feyenoord Rotterdam erfüllt. Der Flügelspieler wurde ebenfalls mit den Leverkusenern in Verbindung gebracht – derlei Gerüchte indes kommentiert Rolfes nicht. Er arbeitet lieber im Hintergrund am Champions-League-Kader des Werksclubs.