Nach den Krawallen am StadionWie Köln sich auf das Relegationsspiel vorbereitet
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Köln – Fünf Minuten vor dem regulären Spielende und kurz nach dem Siegtreffer des FC räumte die Polizei nach mehrfachen Ankündigungen die Junkersdorfer Straße an der Südtribüne des Stadions. Danach brach der Tumult erst richtig aus, auf den Jahnwiesen spielten sich regelrechte Jagdszenen ab (die Rundschau berichtete online).
Böller explodierten und wurden gezielt auf Beamte geworfen, Flaschen flogen durch die Luft und trafen zum Teil Polizisten, zum Teil aber auch die eigenen Leute. Die Polizei spricht von Platzwunden, Schnittverletzungen und Knalltraumata. Ein Mitarbeiter des WDR wurde durch Schläge und Tritte verletzt, auch andere Journalisten berichteten von gezielten Pöbeleien und Einschüchterungsversuchen. 24 „Fans“ wurden vor Ort festgesetzt, sieben in Gewahrsam gebracht. Die Auswertung der Videoaufnahmen und der Zeugenaussagen dauert an, gut möglich, dass für viele Beteiligte das dicke Ende noch nachkommt. Unschöner Abschluss eines dramatischen Nachmittags, nicht nur aus sportlicher Sicht.
Mehrfache Durchsagen über Lautsprecher
Laut Polizei gab es gar keine andere Möglichkeit, als den Pulk von vielleicht 250 Mann aufzulösen – die schirmten sich zunehmend eng zusammenstehend mit ihren Körpern ab, ignorierten die Durchsagen zur Einhaltung von Abständen sowie mehrfache Aufforderungen, keine weiteren Bengalos und Knallkörper zu zünden. Dass der Zeitpunkt der Räumung kurz vor Spielende sicher nicht zur Beruhigung der erhitzten Gemüter beitrug, mag nicht weiter überraschen. Möglicherweise wollte man damit auch dem Versuch einiger Gruppen zuvorkommen, sich mit Gewalt Zutritt zum Stadion zu verschaffen. Fakt ist, es gab mehrfach Warnungen und Lautsprecherdurchsagen der Polizei. Und dass die Beamten im weiteren Verlauf gezieltes Flaschen- und Böllerwerfen sowie die Gefährdung Unbeteiligter auf den Jahnwiesen – die gab es nämlich auch – nicht einfach hinnehmen würden, muss auch allen klar gewesen sein.
Dabei hatte es gut angefangen. Der FC-Bus wurde von gut 1000 Geißbock-Anhängern begrüßt, musste sich durch ein Spalier von Bengalos, Fahnen und Gesängen durcharbeiten. Vor der Zufahrt ins Stadion waren Luftballons drapiert worden, viele von Kindern mit ihren Eltern. Die Stimmung war da noch erwartungsfroh, wenn auch schon etwas angespannt.
Dann aber zog sich ein Großteil der organisierten Fans wie vorher angekündigt zurück. Zurück blieben zahlreiche Zaungäste auf den Jahnwiesen und eben jene zumindest von außen unorganisierte Gruppe, die immer mehr in den Fokus rückte.
Zunächst ging es auch bei den „Problemfans“ friedlich zu, über mangelnden Support durfte sich niemand beklagen. Es war egal, was der FC im Stadion machte, die Gesänge drangen bis ins Feld. Doch bald war klar, dass es dabei nicht bleiben würde – zu sehr schaukelten sich Emotionen und Alkoholpegel hoch.
Meinungen der Fans gespalten
In einschlägigen Foren waren die Meinungen nach den Ausschreitungen durchaus geteilt, eine große Mehrzahl verurteilt zwar den Krawall, aber es gibt auch Fragen nach der Verhältnismäßigkeit beim Vorgehen der Polizei.
FC-Geschäftsführer Horst Heldt verurteilte gestern zwar jede Form der Gewalt, lehnte aber auch eine Verantwortung des Vereins für die Geschehnisse außerhalb des Stadions ab. Hier sei allein die Polizei zuständig.
Aber in Köln ist man Kummer schließlich gewohnt und richtet den Blick schnell wieder nach vorn: Nun also Kiel, schon morgen Abend. Die Vorbereitungen laufen, sowohl sportlich wie auch organisatorisch und bei den Ordnungshütern. „Die Kollegen aus Köln und Kiel tauschen ihre Erfahrungen aus. Wir werden vorbereitet sein“, erklärte ein Polizeisprecher. Auch in Kiel stand die Situation rund ums Stadion kurz vor der Eskalation, auch hier liegen die Nerven nach zwei vergebenen „Matchbällen“ blank. Ob und wenn ja wie viele „Störche“ ihrer Mannschaft nach Köln folgen werden, ist noch nicht klar.
Am Support – diesmal hoffentlich ohne Ausschreitungen – wird es in Köln jedenfalls nicht scheitern. Die „Südkurve“, ein Zusammenschluss von FC-Fanclubs, ruft zu einer „ganzen Woche in Rot und Weiß“ auf. Im Büro, im Homeoffice, beim Einkaufen, einfach überall.