Leverkusen – Analogien finden sich im Sport zuhauf. Deswegen kann es auch für Athleten, die ihren Sport mit dem Fuß ausüben, „Befreiungsschläge“ geben. Die kurz vor dem Aus stehenden Protagonisten mobilisieren alle Kräfte und befreien sich mit einem Streich aus ihrer misslichen Lage. In der Champions-League gelang den Bundesliga-Fußballern von Bayer 04 Leverkusen ein solcher beim 2:0 gegen Atlético Madrid. Dem vermeintlich stärksten Widersacher in Gruppe B kam die Werkself in der BayArena mit robuster Kompaktheit und zwei eiskalten Kontern bei.
Bremen hat schon acht Punkte
Dass Gerardo Seoanes Mannschaft die gefürchteten Rojiblancos mit ihren eigenen Waffen schlagen konnte, und das nach nur einem Sieg aus den ersten acht Pflichtspielen, setzte in den folgenden Tagen viel positive Energie frei. „Das tut uns richtig gut“, stellte Madrid-Torschütze Robert Andrich, klar. Auch weil der parallel errungene 4:0-Sieg des FC Brügge in Porto das eigene 0:1 zum Königsklassen-Auftakt in Belgien relativierte. Als Tabellenzweiter haben Andrich und Co. wieder alle Chancen auf Europas höchster Fußballbühne zu überwintern. Damit auf das Hochgefühl nach dem „Befreiungsschlag“ keine frostige Ernüchterung folgt, muss das Seoane-Team nun nachlegen.
Und zwar gleich am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen Werder Bremen. In der Bundesliga stehen die Leverkusener mit nur vier Punkten aus den ersten sechs Spielen nämlich auf dem vorletzten Tabellenplatz. Die hochbegabte Mannschaft konnte ihr Potenzial bisher nicht entfalten, kassierte schon vier Niederlagen und kam zuletzt bei der Berliner Hertha nur zu einem 2:2. Mit einem Heimsieg gegen den Aufsteiger soll diese Blockade gelöst werden.
Dafür wandelte Chefcoach Seoane ein altes Sepp Herberger-Zitat ab: „Das nächste Spiel ist immer das wichtigste“, meinte er vor dem Duell mit den Hanseaten, die trotz des jüngsten 0:1 gegen Augsburg ein genauso gut gefülltes Punktekonto haben, wie RB Leipzig oder Eintracht Frankfurt (alle 8). Und er ergänzte: „Bremen spielt mit sehr viel Energie, sie laufen den Gegner hoch an, haben viele Umschaltsituationen, bieten sie aber auch für den Gegner an.“
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Egal, ob er wie gegen Madrid mit Odilon Kossounou als Rechtsverteidiger beginnt oder Jeremie Frimpong zurück in die Startelf holt. Seoane geht es um taktische Disziplin und Konzentration über die ganze Spielzeit. „Diese Kompaktheit werden wir wieder brauchen, damit wir eine gewisse Zweikampfstärke auf den Platz bringen.“ Nur dann könne seine aktuell vom Verletzungspech verschonte Mannschaft wieder „in Beschleunigungsphasen kommen“. Karim Bellarabi (Knie) und Amine Adli (Schlüsselbein) sind Spieler, die das Tempo anziehen können. Sie befinden sich aber erst im Aufbautraining. So wird der Fokus im Heimspiel wieder auf Callum Hudson-Odoi liegen. Die Leihgabe von Chelsea London überzeugte gegen Atlético als flexibler Zehner und möchte bei seinem dritten Bundesliga-Einsatz erneut „Punch“ beweisen. Auch im Englischen wird dieser Begriff also verwendet. Gegen Bremen käme alles andere als der nächste „Befreiungsschlag“ allerdings einem schmerzhaften „Tiefschlag“ gleich.