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Mit Haltung und Doppelpacker TiggesFC Köln schießt sich gegen Augsburg aus der Krise

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Jubel nach dem 2:1 durch Denis Huseinbasic.

Köln – Es gibt Momente, in denen eine Tabelle tatsächlich so viel Aussagekraft besitzt, dass sie eine Richtung weisen kann. Der elfte Spieltag der Fußball-Bundesliga bedeutete für den 1. FC Köln und seine 13 Punkte auf Platz elf eine solche Momentaufnahme. Nach dem spektakulären 3:2 (0:1)-Heimsieg gegen den von Haus aus unangenehmen FC Augsburg geht der Weg nach oben.

Die willensstarken Geißböcke gaben trotz Halbzeitrückstand eine fulminante Antwort auf die enttäuschende Leistung am Donnerstag beim 0:2 in der Conference League bei Partizan Belgrad und drei Pleiten in Folge. „Die Situation war angespannt. Umso wichtiger waren der Sieg und die Antworten, die die Jungs gegeben haben“, freute sich Steffen Baumgart atemlos und mit angegriffener Stimme.

Der FC-Trainer musste im schlauchenden Spagat zwischen Europapokal und Bundesliga gegen den Heim-Angstgegner gleich auf sieben Spieler und „75 Prozent“ seiner bisherigen Saisontore verzichten. Mit dem gesperrten Florian Kainz (4 Tore/5 Vorlage), Dejan Ljubicic (Knieverletzung, 3 Tore) und Jan Thielmann (krank, 1/2) fehlten dem FC-Coach seine drei besten Scorer. Der 50-Jährige veränderte seine Elf im Vergleich zum Belgrad-Spiel auf drei Positionen. An Stelle von Nikola Soldo, Sargis Adamyan und Kristian Pedersen starteten Luca Kilian, Linton Maina und Ondrej Duda in einer ungewohnten 4:2:2:2-Grundordnung mit zwei Sechsern und zwei Achtern.

1. FC Köln lässt sich nicht provozieren

Das Spiel der Kölner war zunächst etwas verhaltener angelegt und basierte auf langen Bällen von Torhüter Marvin Schwäbe auf die Spitzen Maina und Steffen Tigges. Das sah ordentlich aus, weil der FC die zweiten Bälle eroberte und die Augsburger Umschaltmomente verhinderte. Hätte Maina nach einer Flanke von Benno Schmitz nicht ein Luftloch geschlagen (9.), wären die Geißböcke womöglich mal wieder in Führung gegangen.Stattdessen gerieten sie zum sechsten Mal in Folge und wieder in der Anfangsviertelstunde in Rückstand. Luca Kilian unterlief einen langen Ball von Frederik Winther.

Hinter dem verdutzten Kölner Innenverteidiger lauerte Florian Niederlechner, der den Ball gekonnt aus der Luft pflückte und FC-Keeper Marvin Schwäbe aus spitzem Winkel nicht gut aussehen ließ (14.). Die Hausherren hatten danach sogar Glück, nicht das 0:2 zu kassieren. Mergim Berisha stand bei seinem Kopfballtreffer nur hauchdünn im Abseits, wie der Videobeweis belegte (19.).

Die Augsburger zogen als punktbestes Bundesligateam der jüngsten fünf Spieltage ihr bekanntes Spielchen auf. Kompakt hinten stehen, nicklig in den Zweikämpfen sein und den Gegner provozieren. Der FC stellte sich gut auf die Mätzchen ein und hatte durch Maina eine gute Chance zum Ausgleich (21.). Die hochüberlegenen Kölner hatten trotz 72 Prozent Ballbesitz und 288:114 gespielten Pässen in Hälfte eins aber Probleme, zu klaren Abschlüssen zu kommen.

Huseinbasic trifft bei Bundesliga-Startelfdebüt

Erstens, weil die Gäste sich in alles hineinwarfen und zweitens, weil Tigges seine 1,93 Meter Körpergröße und 90 Kilogramm Gewicht gegen Augsburgs Aushilfs-Innenverteidiger Robert Gummny (1,77m/61kg) nicht zur Geltung brachte. Als der FC-Mittelstürmer dann doch einmal zum Schuss kam, schlug Ruben Vargas den Ball von der Torlinie (33.). Nachdem der stark verbesserte Duda aus der Distanz an FCA-Torhüter Tomas Koubek gescheitert war (45.+4), drohte zur Pause der achte sieglose Kölner Heimauftritt in Folge gegen die bayerischen Schwaben.

Einer Drohung, der der FC weiter mit großartiger Haltung und dem schnellen Ausgleich begegnete. Jonas Hector schickte den schnellen Maina links auf die Reise, der lockte Gummy auf die Seite und damit von Tigges weg. Der FC-Angreifer fühlte sich frei und versenkte Mainas Flanke ins rechte Eck (47.).

Wie beim 3:2 vor zwei Wochen gegen Dortmund legten die Kölner nach dem 1:1-Ausgleich nach. Nachdem Tigges eine Konterchance schon fast vertan hatte, machte Gummy den Ball per Kopf noch einmal scharf und weckte den Instinkt von Denis Huseinbasic. Der 21-Jährige, der vergangene Saison noch bei Kickers Offenbach in der Regionalliga Südwest kickte, erfasste die Situation sofort und erzielte bei seinem Bundesliga-Startelfdebüt mit einem herrlichen Schuss aus der Drehung mit seinem zweiten Saisontor das 2:1 (61.).

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Die Augsburger hatten die Badehosen an und kamen trotzdem zum Ausgleich. Iago durfte frei von links auf Niederlechner flanken, der per Kopf Daniel Caligiuri fand. Dessen Schuss rauschte unhaltbar zum unverdienten 2:2 in die Maschen (68.). Steffen Baumgarts Kader ist trotz all der Ausfälle aber tief genug, um den Sieg von der Bank einwechseln zu können. Joker Kingsley Schindler schickte Joker Mark Uth mit einem schnellen Einwurf in die Strafraum, wo der lange verletzte Spielmacher von Ermedin Demirovic regelwidrig am Torschuss gehindert wurde.

Bevor Schiedsrichter Felix Zwayer Elfmeter pfeifen konnte, fand Steffen Tigges das Spielgerät und schnürte seinen ersten Bundesliga-Doppelpack (81.). „In der zweiten Hälfte ist alles so viel besser geworden. Wir haben uns in alles reingeworfen, das zeichnet diese Mannschaft aus. Wir stecken nie auf und ich bin sehr froh, dass wir unsere Ergebniskrise beendet haben“, freute sich der zweifache Torschütze.

Der FC hatte zum ersten Mal in dieser Saison nach einem Europapokal-Spiel gewonnen und schob sich gegen alle Widerstände auf Platz sieben vor – die Richtung, die so viel angenehmer ist, als die andere.