Belgrad – Die gute Nachricht erreichte die Reisegruppe des 1. FC Köln auf dem Weg zurück in die Heimat. Kurz vor 23 Uhr stand fest, dass an diesem Donnerstagabend doch nicht alles schlecht war und die Hoffnung des Fußball-Bundesligisten auf ein Überwintern in der Europa Conference League lebt. Der FC hatte mit seiner 0:2 (0:1)-Niederlage bei Partizan Belgrad und einer enttäuschenden Leistung zwar nichts dazu beigetragen, durfte sich aber beim 1. FC Slovácko bedanken.
Der tschechische Dorfclub überraschte Favorit OGC Nizza mit einem 2:1-Auswärtssieg und verbesserte die Kölner Chancen auf einen der ersten beiden Plätze in der Gruppe D wieder schlagartig. Die Geißböcke weisen vor den beiden letzten Gruppenspielen in Slovácko (27. Oktober) und zu Hause gegen Nizza (3. November) weiter nur einen Punkt Rückstand auf die Franzosen auf.
Sportchef sieht eine „verdiente Niederlage“
Zwei Stunden zuvor sah die FC-Welt deutlich düsterer aus. „Das haben wir uns anders vorgestellt. Wir wussten vor dem Spiel, dass wir es nicht verlieren sollten, dann ist die Ausgangssituation leichter“, erklärte Christian Keller. Der Sportchef sah dann aber eine „verdiente Niederlage“, die sich die Geißböcke wieder einmal mehr oder weniger selbst zufügten. Ein kapitaler Aussetzer von Abwehrchef Timo Hübers an der Außenlinie bescherte Fousseni Diabaté den Führungstreffer (15.). Im 16. Pflichtspiel dieser Saison waren die Kölner zum zehnten Mal mit 0:1 in Rückstand geraten.
„Eine ziemlich bittere Pille. Ich will den Ball klären, hole ihn ganz gut runter, und treffe ihn dann – wie auch immer – völlig falsch. Das geht ganz klar auf meine Kappe“, beschrieb Hübers seine ungewollte Vorlage. Der frühe Gegentreffer vergiftete den Kölner Plan: „Wir haben uns vorgenommen, mal keinem Rückstand hinterherzulaufen. Das war dann wieder ein individueller Fehler“, erkannte Hübers.
Partizan trat konzentriert und clever auf
Seinen Trainer nervt die Wiederkehr der Aussetzer mittlerweile gewaltig: „Wenn du solche Fehler machst – nicht nur heute, sondern insgesamt – dann wird das nichts. Es ist nicht das erste, sagen wir mal, Eigentor, das wir machen. Auf Dauer ist das schwierig“, sagte Baumgart angefasst und forderte seine Spieler auf, „klar im Kopf zu werden, konzentriert zu bleiben und sauber zu Ende spielen“.
Partzian, das wie beim 1:0 in Köln konzentriert und clever auftrat, spielte Diabatés Treffer voll in die Karten. Die Hausherren konnten sich hinten reinstellen und ihre Verteidigungskünste demonstrieren: „Es ist keine neue Erkenntnis, dass wir im letzten Drittel gegen einen tief stehenden, kompakt verteidigenden Gegner nicht so eine Riesenlösungsqualität haben“, räumte Christian Keller ein und benannte die Parameter: „Zu wenig durchschlagskräftig, zu unpräzise in den letzten Aktionen, relativ statisch: Für Partizan war es leicht, uns zu verteidigen, obwohl die Räume, die wir bespielen wollten, vorhanden waren.“
„Wir waren viel zu unsauber mit Ball“
Jonas Hector sah das nicht viel anders: „Wir waren viel zu unsauber mit Ball. Das war auch der Grund, wieso wir im Endeffekt nicht so viele Chancen kreiert haben“, erklärte der Kapitän. Zwei relativ ungefährliche Torschüsse von Ellyes Skhiri (5.) und Sargis Adamyan (47.) – mehr brachte der FC in 90 Minuten nicht zustande. Baumgarts Plan mit Jonas Hector auf der Zehn scheiterte zum zweiten Mal in dieser Saison, auch weil die Doppelsechs mit Eric Martel und Ellyes Skhiri Probleme im Passspiel offenbarte und das FC-Spiel nun mal über die Außen mit Flanken angelegt ist – obwohl aktuell im Strafraum die Abnehmer fehlen.
Den Kölnern ging im Stadion Partizana zudem jeglicher Mut ab. Eine Eigenschaft, die Baumgart-Teams auszeichnet und auch auszeichnen muss. Gerade in einer derart aufgeheizten und stimmgewaltigen Atmosphäre, die die unfassbar geschlossen auftretenden 15 000 Partizan-Anhänger am Donnerstagabend in ihrer Kurve und auf der Gegentribüne schafften.
Serben inszenierten zwei kolossale Bengalo-Shows
Nach einem gewaltigen und vier Minuten langen Höhenfeuerwerk vor den Toren des Stadions zu Beginn des Spiels inszenierten die Serben zwei kolossale Bengalo-Shows, die das Spielfeld unter dichte Rauchschwaden legten und die Partie an den Rand eines Abbruchs brachten. Die Aktionen verfehlten ihre Wirkung nicht. Die Kölner waren beeindruckt und durch die zwei Spielunterbrechungen aus ihrem Rhythmus gebracht.
Keller, Baumgart und Hübers, der sich mehr über die üblichen Mätzchen der Partizan-Spieler aufregte, verneinten, dass Kulisse und Atmosphäre die Kölner beeindruckt hätten. „Das war nicht zu spüren, weder in der Halbzeit noch bei den Unterbrechungen. Vom Spielfluss war es nicht gut, wobei ich fand, dass es uns eher hätte guttun können. Es hat uns aber nicht geholfen“, sagte Keller.
Niederlagen solten FC nicht aus der Bahn werfen
Die Partizan-Fans stellte ihre Pyro-Aktivitäten nach der zweiten Unterbrechung vollständig ein, was ebenso für einen ausgeklügelten Support-Plan sprach, wie die massiven Anfeuerungen durch Gesänge und Klatschen. Jedes Heimteam, das auf eine solche Unterstützung bauen kann, darf sich glücklich schätzen.
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Den FC hat dieser beeindruckende 13. Oktober jedenfalls in eine „schwierige Situation“ gebracht, wie Steffen Baumgart einräumte. Drei Niederlagen in Folge sind nichts, was die Kölner zuletzt gewohnt waren – aber auch nichts, was sie aus der Bahn werfen sollte. 13 Punkte nach neun Spielen in der Bundesliga und die Chance, in der Conference League weiterzukommen, sind Fakten, auf denen sich weiter gut aufbauen lässt. Zur Erinnerung: Der rauschhafte 3:2-Heimsieg gegen Borussia Dortmund liegt gerade einmal zehn Tage zurück. Im Fußball kann immer alles ganz schnell gehen.