Belgrad – Wer bei Partizan Belgrad anzutreten hat, sollte wissen, was ihn erwartet. Die aufgeheizte Atmosphäre im Stadion Partizan mit den heißblütigen Fans hat schon so manchen Gegner demoralisiert. Dem 1. FC Köln hat dieses Wissen nicht geholfen. Tief beeindruckt von der unfassbaren Stimmung unterlag das Team von Trainer Steffen Baumgart den Serben am Donnerstag verdient mit 0:2 (0:1) und steht vor dem Ausscheiden in der Europa Conference League. So chancenlos wie am Donnerstagabend hat man die Geißböcke unter Baumgart nur ganz selten erlebt.Der FC-Coach schickte im Grunde genommen das Team ins Rennen, das Partizan vor einer Woche in Müngersdorf 0:1 unterlegen war. Allerdings mit drei wesentlichen Änderungen. Mit Benno Schmitz, Jonas Hector und Ellyes Skhiri starteten diesmal drei wichtige Stabilisatoren für Kingsley Schindler, Ondrej Duda und Denis Huseinbasic. Kapitän Hector schlüpfte dabei nach der Bundesliga-Partie gegen Union Berlin (0:1) zum zweiten Mal in dieser Saison in die Rolle des Spielmachers, Skhiri und Eric Martel bildeten die Doppelsechs, hinten links verteidigte Kristian Pedersen.
Patzer von Hübers führt zum Rückstand
Für den FC galt es, ein frühes Gegentor zu vermeiden. Die Erfahrung aus dem Hinspiel, als Partizan nach neun Minuten in Führung ging, war nicht allzu gut, denn die Serben hatten ihren Vorsprung mit allen Mitteln bis zum Schlusspfiff verteidigt. Der Plan der Kölner hielt diesmal 15 Minuten. Sie bestimmten zwar gleich das Spiel und hatten durch Skhiri eine erste Torchance (5.), stellten sich dann aber in Person von Timo Hübers selber übel ein Bein.
Der Abwehrchef machte an der Außenlinie beim zweiten Kontakt per Querschläger einen langen Ball scharf, den er einfach ins Aus hätte gehen lassen sollen. Fousseni Diabaté ließ sich nicht lumpen, zog vors Tor und schoss zum 1:0 ein (15.). Hübers konnte seinen Lapsus nicht fassen, schlug die Hände vors Gesicht und entlud seinen Frust am Pfosten. Für Diabaté war es der vierte Treffer im vierten Conference League-Spiel.
Spiel muss mehrmals unterbrochen werden
Die Führung und die Tatsache, dass etwa 200 der doch ins Stadion gelangten 400 FC-Fans von der Haupttribüne aus einen leeren Block stürmten, um ihr Team sichtbarer zu unterstützen, entfesselte die Partizan-Anhänger vollends. Die Partie hatte mit anarchischer serbischer Punkmusik, gewaltigen Gesängen auf den Rängen und einem vierminütigen Feuerwerk außerhalb des Stadion schon stimmungsvoll begonnen, nun geriet das Ganze aus Kontrolle.
Die Partie musste nach einer Pyro-Show in der Belgrader Kurve nach 21 Minuten zum ersten Mal unterbrochen werden. Die Rauchwolke nahm allen im Stadion komplett die Sicht. Das Spielchen wiederholte sich in der 31. Minute. Diesmal schickte Schiedsrichte Roy Reinshreiber beide Mannschaften für fünf Minuten in die Kabinen. Ein Abbruch drohte. Partizan-Kapitän Slobodan Urosevic musste die eigenen Fans beschwichtigen, bevor es weitergehen konnte.
FC-Spieler von Atmosphäre beeindruckt
Die Partizan-Anhänger hatten ganze Arbeit geleistet, denn der FC zeigte sich von der Atmosphäre derart beeindruckt, dass fußballerisch kaum etwas gelang. Auf der anderen Seite verhinderte am Ende der zehnminütigen Nachspielzeit nach einem Schuss von Queensy Menig die Latte den zweiten Belgrader Treffer vor der Pause (45.+9).Die Halbzeit sollte helfen, tat sie aber nicht. Baumgart kehrte mit zwei Minuten Verspätung an die Seitenlinie zurück und musste dann mitansehen, wie seine Spieler nach einem Beinschuss gegen Hübers die Situation nicht klären konnten. Der Ball landete beim vierten Belgrader Torschussversuch auf dem Kopf von Ricardo Gomes und von dort aus zum 2:0 im Tor (52.). Die Kölner hatten Partizan trotz Überzahl im eigenen Strafraum einfach gewähren lassen.
Spiel nach 2:0 entschieden
Das Spiel war mit dem zweiten Treffer früh entschieden, weil dem FC nichts gelang. Ein Versuch von Eric Martel, der eit über das Tor flog , blieb der einzige Torschuss der zweiten Hälfte. Alles viel zu wenig, um den eigenen Fans die Chance auf ein weiteres Auswärtsspiel in Europa zu schenken. Denn bei der letzten Partie der Gruppenphase am 27. Oktober in Slovácko dürfen die Kölner Anhänger wie in Belgrad offiziell nicht dabei sein.
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Auf der anderen Seite feierten die Partizan-Anhänger ihr Team euphorisch und verabschiedeten die Kölner mit minutenlangen „Auf Wiedersehen“-Gesängen. Wie vor fünf Jahren die Fans von Roter Stern einen Kilometer von Partizan-Stadion entfernt, als der FC mit einem 0:1 aus der Europa League ausschied. (ms) Partizan: Popovic; Filipovic, Markovic, Vujacic, Urosevic; Belic (61. Fejsa), Traore; Menig (69. Andrade), Natcho, Diabaté; Ricardo Gomes ( 76. Pavlovic). – Köln: Schwäbe; Schmitz, Hübers, Soldo, Pedersen 73. Huseinbasic); Skhiri, Martel; Adamyan (65. Maina), Hector, Kainz; Dietz (46. Tigges). – SR.: Reinshreiber (Israel). – Zuschauer: 15.000. – Tore: 1:0 Diabaté (15.), 2:0 Ricardo Gomes (52.). – Gelbe Karten: Diabaté, Belic, Fejsa, Urosevic; Hübers., Hector, Skhiri.