Der 36-Jährige wechselt aus der Regionalliga zu einem europäischen Traditionsklub. Bei Fortuna gibt es eine familiäre Zwischenlösung.
Von Fortuna Köln zu Rapid WienDer überraschende Karriere-Sprung des Thomas Kraus
In seiner neuen Heimat konnte sich Thomas Kraus am Dienstagabend direkt einmal von der Qualität des österreichischen Fußballs überzeugen. Wenige Stunden nach seinem ersten Arbeitstag als Co-Trainer beim Traditionsklub Rapid Wien war Kraus unter den 46 000 Zuschauern im Ernst-Happel-Stadion, die die Demontage der deutschen Nationalmannschaft durch den Nachbarn aus nächster Nähe verfolgen konnten. In Matthias Seidl kam einer seiner neuen Schützlinge immerhin für einige Minuten als Joker zum Einsatz.
„Es ist alles total aufregend, ich habe in den letzten Nächten kaum gepennt“, berichtet Kraus im Gespräch mit dieser Zeitung, nachdem ihn Robert Klauß, Rapids neuer Chefcoach, vom SC Fortuna Köln in die österreichische Metropole gelotst hatte. In den vergangenen Tagen überschlugen sich für Kraus die Ereignisse: Nach ersten Gedankenspielen in der letzten Woche wurde es nach der Bekanntgabe von Klauß‘ Verpflichtung konkret. Am Wochenende informierte Kraus die Fortuna. Sein Vertrag wurde aufgelöst.
Rapid Wien ist 32-maliger österreichischer Meister
Am Montagabend ging es nach der Verabschiedung in Köln per Flieger nach Wien. Dort erfolgten am Dienstag die Vertragsunterschrift und das erste Training. „Es waren nicht so viele Spieler dabei, da hab ich direkt mal beim Fünf gegen Zwei mitgemacht“, sagt Kraus grinsend. „Es ist eine andere Dimension hier, das kann man sich kaum vorstellen. Wahnsinn, was das für ein Verein ist.“
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Für den 36-Jährigen ist es ein beeindruckender Karrieresprung – vom Assistenten eines eher familiären Viertligisten über Nacht zum Co-Trainer des 32-maligen österreichischen Meisters und mehrmaligen Europapokal-Teilnehmers. Dem Klub, der Fußball-Ikonen wie Ernst Happel, Hans Krankl oder Antonín Panenka hervorgebracht hat.
Los geht es für Thomas Kraus mit einem Heimspiel gegen Linz
Zuletzt lief es allerdings schlecht für die Grün-Weißen aus dem Stadtteil Hütteldorf. Nach nur 18 Punkten aus 14 Spielen wurde Trainer Zoran Barišić entlassen, unter Klauß und Kraus soll es wieder bergauf gehen. In Österreichs Zwölfer-Liga spielen die Top Sechs die Meisterschaft und die Europapokal-Plätze unter sich aus. Derzeit ist Rapid Achter. „In den nächsten Wochen sind die Ergebnisse brutal wichtig“, sagt Kraus. Los geht es am Sonntag mit einem Heimspiel gegen Blau-Weiß Linz (17 Uhr).
Den einstigen Leipziger Jugendtrainer Klauß, zuletzt Coach des 1. FC Nürnberg, kennt Kraus seit einigen Jahren über einen Bekannten aus seiner fränkischen Heimat. Für den Cheftrainer war Kraus immer die erste Wahl als Assistent. „Ich glaube, dass du dir als Cheftrainer einen Assistenten suchst, der zu dir passt. Markus von Ahlen und ich sind ja auch zwei komplett verschiedene Charaktere. Aber das heißt ja nichts. Am besten deckst du jeden Bereich irgendwie ab“, sagt Kraus.
Fortuna Köln empfängt den SV Rödinghausen
Der SC Fortuna kassierte für seinen Co-Trainer eine Ablösesumme. Doch der Verlust von Emotionalität, Charisma und Fachwissen muss erst einmal kompensiert werden. Die Übergangs-Lösungen in der Südstadt sind familiär: Zunächst wird Nachwuchs-Leiter Timo Westendorf, Sohn des Präsidenten Hanns-Jörg Westendorf, interimsmäßig als Assistent von Trainer von Ahlen einspringen – so auch am Samstag im Regionalliga-Heimspiel gegen den SV Rödinghausen (14 Uhr, Südstadion). Anstelle von Timo Westendorf übernimmt vorerst Ole Koschinat, Sohn des langjährigen Fortuna-Coaches Uwe Koschinat, die A-Junioren in der Mittelrheinliga.
Klub-Präsident Westendorf bedauert den Abschied von Kraus, wollte ihm aber keine Steine in den Weg legen. Ein neuer Co-Trainer soll im Laufe des Dezembers gefunden werden.