Der technisch starke Sommer-Zugang hat sich für den Höhenberger Drittligisten als Glücksgriff erwiesen.
Donny Bogicevics Entwicklung zum LeistungsträgerViktoria Kölns Mann mit dem goldenen Fuß
Es war eigentlich der perfekte Tag für eine mögliche Sensation, offen sprechen mochte beim FC Viktoria Köln aber niemand darüber. An diesem schwülen Nachmittag des 12. August empfing der Underdog aus Höhenberg in der ersten DFB-Pokalrunde den Bundesligisten Werder Bremen.
Die Vorzeichen für einen Coup standen nicht schlecht: In der Woche zuvor war dem Team von Trainer-Routinier Olaf Janßen ein Saisonstart nach Maß geglückt, die Viktoria hatte in der Dritten Liga den SC Verl mit 3:1 besiegt und schien bereit für den Giganten vom Weserstrand.
Wobei Köln über einen nicht zu unterschätzenden Vorteil verfügte: Der FC Viktoria war bereits eingespielt, Werder hatte noch nicht ein Pflichtspiel bestritten und reiste fast unvorbereitet in Richtung Sportpark Höhenberg.
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Viktoria Köln ließ Donny Bogicevic lange beobachten
Den einen oder anderen Zugang hatten die Höhenberger dennoch zu integrieren, etwa den jungen Mittelfeld-Spieler Donny Bogicevic. Die Kölner Scouts hatten sich bei der Sichtung des 22-jährigen Technikers nicht lumpen lassen und ihn in den Monaten zuvor akribisch beobachtet.
Das intensive Werben um die Gunst des Deutsch-Kroaten sollte sich schließlich auszahlen, Bogicevic unterschrieb einen Vertrag bis 2025. Bereits in der Vorbereitung gerieten die Kiebitze am Trainingsplatz ins Schwärmen, parlierten unablässig über die technischen Fähigkeiten des gebürtigen Gießeners, der darüber hinaus über eine Schusstechnik verfügt, die in Liga drei ihresgleichen sucht.
Beim Pokal-Coup gegen Werder Bremen war Donny Bogicevic der entscheidende Mann
Der SC Verl erlebte dieses Potenzial Anfang August hautnah: Kölns Nummer 8 hatte seinen linken Fuß ausgepackt und zirkelte den Ball zum 2:1 ins Eck, ein Tor wie ein Gemälde. Auch in der Woche danach sollte Viktorias Genie seine Anhänger verzaubern: In der Nachspielzeit des Pokalduells beförderte er die Kugel aus spitzem Winkel über die Linie, Bremen war geschlagen, und Bogicevic urplötzlich in der großen Welt des Fußballs angelangt.
Auch in der Nachlese kann der aktuell an einer Kniereizung laborierende Profi jenen Nachmittag kaum in Worte fassen: „Der 12. August ist auf jeden Fall der bislang schönste Tag in meiner Karriere“, sagt Bogicevic beinahe ehrfürchtig. „Dass wir gegen Werder so ein Spiel abgeliefert haben, und ich in der 94. Minute das entscheidende Tor geschossen habe, war ein unbeschreibliches Gefühl.“
Und all das im ersten DFB-Pokalspiel des jungen Mannes, der in den Monaten zuvor noch für die TSV Steinbach-Haiger in der Regionalliga Südwest gegen Kontrahenten wie die SG Barockstadt oder SGV Freiberg vor einer Minikulisse performt hatte. Der Schritt aus der Provinz in die Metropole am Rhein war am Ende folgerichtig, wie Bogicevic bemerkt.
Eintracht Frankfurt ist Donny Bogicevics Lieblingsklub
„Viktoria hatte Interesse an mir und meiner Spielweise“, erklärt der 1,86-Meter-Mann. „Ich habe mich für den Klub entschieden, weil mich die Art des Fußballs, die Trainingsbedingungen und natürlich die tolle Stadt Köln voll und ganz überzeugt haben. Viktoria ist der perfekte Verein, um mich weiterzuentwickeln.“
Das tat Bogicevic auch in den Wochen danach: Der gebürtige Hesse zog in Viktorias Zentrale die Strippen, bestach mit seiner Übersicht und durfte insgeheim von einer weiteren Überraschung im lieb gewonnenen DFB-Pokal träumen – spätestens am 1. Oktober, als dem FC Viktoria erneut ein Kracher aus der Bundesliga zugelost wurde: In Runde zwei zog der Klub aus dem Kölner Osten Eintracht Frankfurt, ein weiteres Mal sollte der Sportpark Höhenberg als Stätte der Sensation fungieren.
Abgesehen davon hatte der Gegner gerade für Bogicevic eine ganz besondere Bedeutung, wie er offen zugibt: „Mein Traumverein ist und war schon immer Eintracht Frankfurt. Als kleiner Junge bin ich sehr oft mit meinem Papa dort ins Stadion gegangen. Seitdem schlägt mein Herz für die Eintracht.“
Hinter Donny Bogicevic liegt eine lange Leidenszeit
Und Bogicevic steckt sich hohe Ziele in seiner noch jungen Karriere: „Natürlich wäre es ein Traum, irgendwann mal dort zu spielen. Das Pokalspiel zuletzt gegen Frankfurt war deswegen natürlich sehr besonders für mich.“ Zwar schieden Bogicevic und seine Mitspieler Anfang November gegen den Bundesligisten durch eine 0:2-Niederlage aus, gleichwohl hatte der junge Fußballer mit der ausgefeilten Technik einen Abend wie im Märchen erlebt.
Auch für das neue Jahr hat sich der Profi-Novize einiges vorgenommen: „Ich möchte mich weiterentwickeln und weiterhin viel Spaß am Fußball haben“, setzt sich der beidfüßig starke Fußballer für 2024 ambitionierte Ziele. „Vor allem möchte ich aber gesund bleiben.“
Ein verständlicher Gedankengang, zumal sich Viktorias Offensivmann 2022 einer Hüft-Operation unterziehen lassen musste und anschließend aufgrund eines Ermüdungsbruchs im Fuß beinahe ein Jahr ausgefallen war. Inzwischen ist Donny Bogicevc wieder kerngesund, die Schmerzen im Knie sind ebenso abgeklungen.
Und in aller Stille träumt der filigrane Techniker auch von höheren Sphären, wie er offen zugibt: „Natürlich ist es das Ziel für jeden Leistungssportler, nach ganz oben zu kommen“, bemerkt Viktorias Mittelfeldspieler. „Allerdings liegt das noch weit in den Sternen. Ich bin Spieler von Viktoria, das zählt.“