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Dominik Ernst„Fortuna Köln ist im Aufbruch, hier geht einiges in eine positive Richtung“

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Dominik Ernst ist seit Beginn der Saison Kapitän des SC Fortuna Köln.

Der Kapitän des Regionalligisten spricht im Interview über seine Werte, die Teamchemie und die Perspektiven des Klubs.

Herr Ernst, mit fünf Siegen aus sechs Spielen ist Fortuna Köln in die Saison der Regionalliga-West gestartet. Wie fühlt sich das an?

Dominik Ernst: Wir können stolz darauf sein, was wir geleistet haben, besonders nach dem Umbruch mit vielen jungen Spielern. Das Team hat sich schnell gefunden. Es haben die Wenigsten damit gerechnet, dass die ersten fünf Spiele so gut laufen, wir als Team waren davon aber überzeugt. Energie, der Wille und die Geschlossenheit – das alles muss auf dem Platz weiterhin sichtbar sein.

Dank des gelungenen Auftakts ist Fortuna Tabellenführer – trotz des von Ihnen erwähnten Umbruchs. Welche Faktoren sind ausschlaggebend für den Erfolg?

Wir haben eine gute Balance zwischen jungen und erfahrenen Spielern. Die älteren Spieler gehen als Einheit voran, die jungen Spieler hören zu und versuchen, das umzusetzen. Wir haben dieses Jahr keine Quertreiber im Team, die meckern, unzufrieden sind und das mit in die Mannschaft tragen. Ob wir ein wirkliches Team sind, wird sich zeigen, wenn es mal nicht so läuft. Die Gefahr sehe ich aber nicht. Wir dürfen aber nie davon abkommen, als geschlossene Einheit zu agieren.

Sie sind seit dieser Spielzeit neuer Kapitän. Eine große Herausforderung?

Ich bin stolz darauf – es ist eine große Ehre für mich. Ich habe dem Verein viel zu verdanken und fühle mich der Stadt und dem Klub sehr verbunden
Dominik Ernst über seine Rolle als Kapitän des SC Fortuna Köln

Ich bin stolz darauf – es ist eine große Ehre für mich. Ich habe dem Verein viel zu verdanken und fühle mich der Stadt und dem Klub sehr verbunden. Es ist eine Umstellung, wenn viele junge Spieler im Kader sind, weil ich aus einer anderen Generation komme. Ich gehe gerne als Beispiel für die jungen Spieler voran. Wenn ich merke, dass es zu leise auf dem Platz ist, versuche ich entgegenzuwirken, sei es im Training oder im Spiel. Jeder muss da sein und den Ball haben wollen. Jeder muss den anderen helfen wollen, muss Fehler des anderen korrigieren wollen. Wenn wir diese Geschlossenheit zeigen, kann etwas Geiles entstehen.

Was geben Sie den jüngeren Spielern mit?

Dass sie so viele Fehler machen können, wie sie möchten. Es geht darum, diese einzuordnen und sich weiterzuentwickeln. Wenn man jeden Tag Gas gibt, kann ich jedem Fehler verzeihen. Es ist nicht wichtig, ob der eine drei oder vier oder gar keine Fehlpässe spielt. Wichtiger ist es, am Wochenende und im Training alles hereinzuwerfen, sodass man sich am Ende des Tages nichts vorwerfen kann.

Welche Werte möchten Sie dem Team und den Fans als Kapitän vorleben?

Geradlinigkeit und Ehrlichkeit. Das, was man macht, soll man leben. Ohne Fleiß gibt es keinen Preis, das habe ich von Zuhause mitbekommen. Wenn man eine Sache durchziehen möchte, dann zu 100 Prozent und nicht halbherzig. Wer nicht arbeitet, kann nichts erreichen. Gehe mit den Menschen so um, wie du selbst behandelt werden möchtest. Was für mich keinen Platz hat, ist das Draufhauen bei schlechten Erfahrungen. Ab und zu müssen klare Worte gefunden werden, sodass es in der Kabine lauter wird. Das gehört aber dazu.

Am Samstag folgt das Spitzenduell gegen den MSV Duisburg. Was für ein Spiel erwarten Sie?

Der Topfavorit der Liga kommt zu uns. Es geht um drei Punkte. Aber es ist nur eins von vielen Spielen. Wir haben eine gute Stimmung im Team. Vielleicht kam der Dämpfer gegen Wuppertal zur richtigen Zeit. Saisonziele wird es bei uns nicht geben. Letztes Jahr im Winter haben wir unsere Ziele vielleicht etwas zu früh formuliert und es ist dann schiefgegangen. Das möchte ich als Kapitän nun vermeiden, sodass wir über Ziele gar nicht reden.

Das Spiel ist mit bereits 8000 Karten nahezu ausverkauft. Was wird das für eine Szenerie im Südstadion?

Das wird die größte Kulisse der Saison, es sei denn, wir sind am 32. Spieltag vielleicht Tabellenführer (lacht). Das wird ein geiles Ding. Viele der Spieler haben vor so vielen Fans noch nicht gespielt. Da muss man bei sich bleiben und wir, die Erfahrenen, müssen die Jüngeren mit ins Boot holen. Die Kulisse sollte keine Hemmung für die jungen Spieler sein, sondern eine Chance, zu lernen und sich zu zeigen. Der Druck liegt nicht bei uns, sondern beim Gegner.

Sie haben am Anfang unseres Gesprächs gesagt, dass sie eine Verbindung zu Fortuna Köln und zur Südstadt spüren – in welcher Form?

Die Südstadt ist eine Arbeiterstadt. Ich fühle mich gerade deswegen wohl, weil es die Mentalität ist, die ich lebe
Dominik Ernst

Ich bin kein gebürtiger Kölner, ich komme aus Gelsenkirchen. Doch die Mentalität, die ich verkörpere, ist ähnlich. Ich wusste, dass meine Spielart zum Verein passt: Arbeit und Mentalität – das wollen auch die Zuschauer sehen. Die Südstadt ist eine Arbeiterstadt. Ich fühle mich gerade deswegen wohl, weil es die Mentalität ist, die ich lebe.

Wo sehen Sie sich selbst, aber auch Fortuna in den nächsten Jahren?

Ich möchte nicht noch zwei Jahre in der Regionalliga spielen. Fortuna Köln ist im Aufbruch, hier strukturiert sich einiges um in eine positive Richtung. Das geht aber nicht von heute auf morgen. Wenn dieser Weg weitergeführt wird, sehe ich Fortuna in den kommenden Jahren in der Dritten Liga.

In welcher Position sehen Sie Fortuna Köln im Vergleich zum 1. FC Köln und Viktoria Köln?

Viktoria? Kenne ich nicht (lacht). Nein, Spaß beiseite: Unabhängig davon, dass Viktoria in der Dritten Liga spielt, reihen wir uns als Nummer zwei hinter dem FC ein. Wenn man durch die Stadt geht, ist die Sympathie größtenteils bei Fortuna Köln. Ich hoffe, dass sich der Verein erneut in einer höheren Liga etablieren kann.