Peggy Kuznik im Interview„Ich liebe den 1. FC Köln und fühle mich wohl“
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Köln – Peggy Kuznik ist beim 1. FC Köln mit 307 Bundesligapartien die Spielerin mit den meisten Einsätzen. Mit dem FC ist die 35-Jährige zweimal in die Frauenfußball-Bundesliga aufgestiegen. Zweimal folgte der direkte Abstieg. In dieser Saison ist dem Team der Klassenerhalt wohl nicht mehr zu nehmen. Die Kapitänin im Interview.
Frau Kuznik, Sie spielen seit 30 Jahren Fußball. 20 Jahre davon professionell. Wie geschmeidig sind Sie noch nach einem Spiel morgens um acht?
Die Belastung eines Bundesligaspiels ist schon nicht ohne. Aber ich fühle mich immer noch sehr gut – vor und nach den Spielen. Insofern ist alles in Ordnung. Mein fortgeschrittenes Alter steht mir noch nicht im Weg.
Wie würden Sie reagieren, wenn Ihnen Ihr Trainer einen reduzierten Trainingsplan anbieten würde, einen mit einem Altersnachlass?
Ich brauche das nicht und, was noch viel wichtiger ist: Ich will es auch nicht. Ich möchte keine Extrawurst. Ich bin Teil dieser Mannschaft und will mich immer einbringen. Gleichbehandlung ist im Teamsport von elementarer Bedeutung. Deshalb käme es mir nie in den Sinn, auszuscheren.
In der Aufstiegssaison 2020/2021 sind Sie um 34 Minuten an der maximalen Spielzeit vorbeigeschrammt. Brauchen Sie keine Pausen?
Ich spiele lieber, als zu trainieren. Ich denke, das ist unter Fußballerinnen und Fußballern weit verbreitet. Wenn es nach mir ginge, könnte es immer englische Wochen geben. Am liebsten möchte ich jede Minute auf dem Platz stehen.
Wegen der fünften gelben Karte mussten sie jüngst gegen Wolfsburg pausieren. Können Sie das Zuschauen genießen?
Überhaupt nicht. Im Stadion auf der Tribüne zu sitzen, ist nichts für mich. Ich will unten dabei sein und der Mannschaft helfen. Gerade in so einem Spiel wie gegen Wolfsburg tut es besonders weh, nur zuschauen zu können.
Zur Person
Peggy Kuznik, geboren am 12. August 1986 in Finsterwald/Brandenburg, spielt seit 1. Juli 2017 für den 1. FC Köln. Ihr Vertrag endet am 30. Juni 2022. Vor ihrem Engagement in Köln spielte sie u.a. für Turbine Potsdam, Bad Neuenahr, VfL Wolfsburg und FFC Frankfurt. In ihrer 20 Jahre währenden Profilaufbahn bestritt sie bislang 307 Bundesligaspiele. Damit ist sie unter den Aktiven die Spielerin mit den meisten Einsätzen. Für die Juniorinnen des Deutschen Fußball-Bundes bestritt sie insgesamt 41 Länderspiele.
Zu ihren größten Erfolgen gehören die Titelgewinne bei der U-19-Weltmeisterschaft 2004, der UEFA-Cup-Sieg 2005, der Champions-League-Sieg 2015 sowie zwei Deutsche Meisterschaften (2004/2006) und vier DFB-Pokalsiege (2004-2006, 2014).
In Jena haben Sie sich die sechste abgeholt und führen damit die Sünderkartei Ihres Teams an. Sind Ihre Verwarnungen möglicherweise als Signal an Ihre Mitspielerinnen zu verstehen?
Es war eine ziemliche hitzige Partie. Da waren ordentlich Emotionen im Spiel. Manchmal passieren in den 90 Minuten eben Dinge, die man als ungerecht empfindet. Oder es mal etwas ruppiger zugeht, da muss man dann auch mal dazwischenhauen. Es war nichts Schlimmes, bloß ein Schubser, weil jemand Zeit schinden wollte, dafür habe ich Gelb gesehen. Es gibt immer mal Phasen während einer Partie, da muss man mal ein Zeichen setzen und Verantwortung übernehmen, um dem Spiel einen neuen Impuls zu geben. Das gehört dazu.
Der 1. FC Köln spielt als Aufsteiger eine beeindruckende Saison. Der Klassenerhalt ist allenfalls noch theoretisch in Gefahr. Wie lautet die Erfolgsformel?
Wir wussten, was uns in der Bundesliga erwartet, aber wir wussten nicht genau, wo wir stehen. Insofern ist die Saison nach einem Aufstieg ein Stück weit immer ein Abenteuer. Wir haben gleich im ersten Spiel gegen Essen gepunktet und haben die Rückschläge gegen die großen Teams gut weggesteckt und uns im Verlauf der Serie als Mannschaft immer besser gefunden. Irgendwann kommt dann eine Eigendynamik hinzu, die das Selbstvertrauen stärkt und Punktgewinne möglich macht, die man nicht direkt auf dem Zettel hatte.
Wie etwa gegen Bayer Leverkusen, das im Hinspiel Tabellenzweiter war. Köln gewann 4:3. Am Sonntag (13 Uhr) steht das Rückspiel im Franz-Kremer-Stadion an.
Über 90 Minuten gesehen haben wir in Leverkusen unser bestes Saisonspiel geboten. Ein Derby ist immer etwas Spezielles und setzt ungeahnte Kräfte frei. Wir wollten Leverkusen aggressiv entgegentreten und ihnen den Schneid„ abkaufen. Das ist uns gelungen. Hieraus haben wir sicher auch die Kraft geschöpft, weiter selbstbewusst aufzutreten und an unser Ziel zu glauben. Ins Rückspiel gehen wir voller Selbstvertrauen. Leverkusen ist eine junge, talentierte Mannschaft, der wir mit Respekt begegnen. Die Punkte sollen aber in Köln bleiben.
Ihr Vertrag endet am 30. Juni. Geht es für Sie beim FC weiter, vielleicht in neuer Rolle?
Das wird sich in den nächsten Wochen entscheiden. Mal schauen, wo der Weg hinführt. Ich denke, alles ist möglich.
Sie spielen Ihre fünfte Saison in Köln. Was spricht gegen eine weitere Zusammenarbeit?
Nichts. Ich liebe diesen Verein und fühle mich absolut wohl. Zunächst möchte ich aber noch ein paar Punkte holen und den Klassenerhalt feiern. Das ist mein primäres Ziel. Weil dieser Klub, mit den Frauen und Männern, in die erste Liga gehört.