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Zitterpartie ist vorbeiSo geht es für die Kölner Haie nun weiter

Lesezeit 4 Minuten
Gernot Tripcke

Gernot Tripcke, Geschäftsführer der Penny DEL

Düsseldorf/Köln – Die Zitterpartie ist vorbei. Mehr als acht Monate nach dem Abbruch der vergangenen Saison hat sich die Deutsche Eishockey Liga (DEL) als letzte große Sportart hierzulande auf einen Neubeginn verständigt. Bei der außerordentlichen Gesellschafterversammlung am Donnerstag gaben alle 14 Clubs, darunter die Kölner Haie, trotz erheblicher Finanzierungsprobleme ihre Zusage für eine Spielzeit auch ohne Zuschauer. Neben dem 17. Dezember als Starttermin einigten sie sich zudem auf einen neuen Modus.

Große Erleichterung

Gernot Tripcke verspürte große Erleichterung nach zuvor bereits zweimal ins Wasser gefallenem Auftakt. „Wir fühlen uns alle sehr wohl mit dieser Entscheidung. Wir kommen spät, aber umso stärker in die Saison“, betonte der Geschäftsführer der DEL auf einer Pressekonferenz in Düsseldorf. Daniel Hopp blickte zurück auf einen „unglaublichen Kraftakt“, der nötig gewesen sei, um den Neustart des deutschen Eishockey-Oberhauses trotz drohender leerer Arenen zu ermöglichen. „Ich freue mich unglaublich, dass wir es geschafft haben“, sagte der stellvertretende Vorsitzende des DEL-Aufsichtsrates und geschäftsführende Gesellschafter der Adler Mannheim. Haie-Geschäftsführer Philipp Walter sprach von einem „sehr guten Tag für das deutsche Eishockey“.

Liga wird aufgeteilt

Der Modus der Saison wird der Corona-Pandemie angepasst. Umfasste eine reguläre Spielzeit bislang 52 Partien, bei denen jede Mannschaft viermal (zweimal daheim, zweimal auswärts) gegen jede andere antrat, wird die Liga nun in eine Nord- und eine Süd-Gruppe aufgeteilt. In Zeiten leerer Clubkassen sollen auf diese Weise die Reisekosten und Hotel-Aufenthalte reduziert und somit auch das Infektionsrisiko minimiert werden. Die Kölner Haie wurden der Gruppe Nord zugeordnet, in der sie es unter anderem mit ihrem rheinischen Erzrivalen Düsseldorfer EG zu tun bekommen.

Vier Haie bei U20-WM dabei

Die Kölner Haie werden mit vier Spielern bei der bevorstehenden U20-Weltmeisterschaft im kanadischen Edmonton vertreten sein. Bundestrainer Tobias Abstreiter hat die KEC-Profis Maximilian Glötzl (18), Simon Gnyp (19/beide Verteidigung) und Julian Chrobot (19/Angriff) sowie Junghaie-Abwehrspieler Luca Münzenberger (17) in sein Aufgebot berufen. Das Turnier wird vom 25. Dezember bis 5. Januar 2021 ohne Hallenzuschauer ausgetragen. Das DEB-Team trifft in der Vorrunde auf Finnland, Kanada, die Slowakei und die Schweiz. Auf Absteiger wird diesmal verzichtet. (cto)

An 28 Regionalspieltagen (24 Spiele pro Club) duelliert sich jede Mannschaft insgesamt viermal mit den Clubs der eigenen Gruppe sowie zweimal (Hin- und Rückspiel) mit den Teams aus der anderen Division. Somit kommt jeder Verein auf 38 Spiele in der regulären Saison. Eine längere Hauptrunde war durch den um drei Monate nach hinten verschobenen Saisonstart zeitlich nicht mehr machbar. Im Anschluss daran sollen Play-offs im Modus „Best of three“ ausgetragen werden, für die sich die besten vier Teams beider Gruppen qualifizieren. Das Viertelfinale wird dabei gruppenintern ausgespielt, das Halbfinale dann über Kreuz. Sämtliche Partien werden vom Streamingdienst Magenta Sport live übertragen.

Zustimmung für neuen Modus auch aus Köln

Daniel Hopp lobte den aus der Not heraus geborenen Modus als „sehr gute, spannende Lösung“. Zustimmung gab es auch aus Köln. „Der Modus bietet viele Vorteile. Er ist praktikabel und sehr attraktiv“, meinte KEC-Chef Philipp Walter. Der dazugehörige Spielplan soll innerhalb der nächsten beiden Wochen erscheinen. Der Rahmenterminplan sieht vor, dass jeder Spieltag auf drei Tage gestreckt wird. Eishockey-freie Tage wird es während der regulären Saison von Mitte Dezember bis Mitte März daher so gut wie keine geben – sofern dies die Pandemie trotz vorgesehener regelmäßiger Testungen bei allen Teams zulässt. „Es wird sicherlich das eine oder andere improvisiert werden müssen“, blickte Tripcke voraus.

Auch deshalb bewegt sich das deutsche Eishockey weiterhin auf dünnem Eis. „Die Clubs haben ein sehr großes wirtschaftliches Risiko geschultert, um diesen Sport wieder erlebbar zu machen“, betonte DEL-Aufsichtsrat Daniel Hopp. „Dennoch sind wir alle davon überzeugt, dass es der richtige Weg ist.“ Gernot Tripcke befürchtet derweil Umsatzeinbußen um 50 Prozent. „Rein wirtschaftlich wäre es besser gewesen, nicht zu spielen“, erklärte der Liga-Boss. Aus sportlicher Sicht sei das allerdings nicht infrage gekommen. „Wir haben die Liebe zum Sport übertrumpfen lassen. Die Perspektive wäre ganz schlimm gewesen, wenn wir jetzt anderthalb Jahre auf dem Sofa gesessen hätten. Unser Kerngeschäft ist der Leistungssport, den kann man nicht wie ein Restaurant zuschließen.“