Mit seinem Wechsel von den Adler Mannheim zu den Kölner Haien strebt Nationalspieler Tim Wohlgemuth den Schritt zum Topstürmer an.
„Ich will eine Führungsrolle“Stürmer Tim Wohlgemuth erklärt seinen Wechsel zu den Kölner Haien
Bevor Anfang August die Vorbereitung auf die neue Saison der Deutschen Eishockey Liga (DEL) startet, versucht sich der gebürtige Bayer auf ungewohntem Terrain. Alexander Wolf erreichte den KEC-Zugang im Portugal-Urlaub.
Herr Wohlgemuth, bevor wir über Eishockey sprechen, müssen wir die Frage nach dem Surfen stellen: Wie klappt es mit dem Board auf dem Wasser?
(lacht) Eigentlich ging das relativ flott. Hier im Portugal-Urlaub habe ich es zum ersten Mal ausprobiert und auch bei einer Surfschule mitgemacht. Nach zwei, drei Hürden ist das mittlerweile relativ ansehnlich für einen Anfänger.
Nach Ihrer Rückkehr aus dem Urlaub startet bei den Kölner Haien ein neues Kapitel für Sie. Wie haben Sie den KEC zuletzt erlebt?
Die Haie hatten schon in der vergangenen Saison einen sehr guten Kader, mit dem sie sehr attraktives Eishockey gespielt haben. Da hat sich niemand hinten reingestellt. Man hat auf jeden Fall gesehen, in welche Richtung die Haie arbeiten und wie gut es funktioniert. Das wird auch nächstes Jahr wieder der große Plan sein.
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Ihr Vertrag in Mannheim hatte noch ein Jahr Gültigkeit. Fühlte sich Ihr Abgang wie eine Flucht an?
Es war ein Prozess über Wochen und Monate, bei dem ich mir Gedanken gemacht habe, ob Mannheim für mich noch der richtige Weg ist. Am Ende war es ein Gefühl, zu sagen, dass es an einigen Stellen einfach nicht mehr gepasst hat - von beiden Seiten. Aus Mannheim gehe ich wegen der Freunde, die ich dort kennengelernt habe, nicht im Bösen. Ich bin aber sehr froh, dass das neue Kapitel jetzt da ist.
Welche Rolle trauen Sie sich in Köln zu?
Auf jeden Fall eine gewisse Führungsrolle. Ich habe ja schon die eine oder andere Erfahrung gesammelt und will das Beste aus meinem Spiel herausziehen. Mit meiner Schnelligkeit und auch der Fähigkeit, ein Spiel zu lesen und zu kontrollieren, will ich den nächsten Schritt gehen. Das bedeutet, dass ich einen wichtigeren Part einnehme und mehr Verantwortung übernehme.
Wo sehen Sie bei sich noch Verbesserungspotenzial?
Definitiv in den Zweikämpfen, beim Robusten und Bissigen. Wenn ich da noch fünf bis zehn Prozent drauflege, kann ich dahin kommen, wo ich hin möchte. Das muss ich jetzt schaffen, weil sich dann der restliche Teil des Spiels auch weiterentwickelt.
In Köln werden Sie alte Weggefährten wiedertreffen. Rechnen Sie auch deshalb mit einer besseren Stimmung in der Kabine als in Mannheim?
Ja, auf jeden Fall. Mit Louis-Marc Aubry und Frederik Storm habe ich bereits in Ingolstadt zusammengespielt. Wir hatten dort eine sehr gute Zeit. Ich saß neben Louis-Marc in der Kabine und mit Freddy habe ich in einer Reihe gespielt. Jason Bast war vorletztes Jahr mein Mitspieler in Mannheim. Von den deutschen Spielern kenne ich Maxi Glötzl, Justin Schütz und Moritz Müller persönlich.
Was braucht es, damit der Titeltraum der Haie wahr wird?
Ich bin kein riesiger Experte für Meisterschaften. Das Einzige, was ich mal gewonnen habe, war in Kaufbeuren mit der U20 ein Aufstieg (lacht). Generell musst du in den Playoffs auf Topniveau sein und dein bestes Eishockey spielen. Die komplette Mannschaft muss dann funktionieren. Da darf nicht eine Rolle schlecht besetzt, nicht ein Spieler im Leistungsloch sein. Es muss alles stimmen, auch der gewisse Touch und ein bisschen Glück. So wie im letztjährigen Viertelfinale Köln gegen Mannheim kann alles passen - und man verliert trotzdem in Spiel sechs.
Zur Person
130 Scorerpunkte in 264 Einsätzen: Trotz seines noch jungen Alters kann Tim Wohlgemuth (23) bereits einiges an Erfahrung in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) vorweisen. Der ins Landsberg am Lech geborene Angreifer startete seine DEL-Laufbahn beim ERC Ingolstadt, für den er zwischen 2018 und 2021 auf Torejagd ging. Im Sommer 2021 erfolgte der Wechsel zu den Adler Mannheim, mit denen Wohlgemuth zweimal die Champions League erreichte. Zur Saison 2023/24 schließt sich der 18-fache deutsche A-Nationalspieler den Kölner Haien an. Ausgebildet wurde Wohlgemuth beim ESV Kaufbeuren, bei dem er alle Nachwuchs-Mannschaften durchlief und in der Saison 2017/18 sein erstes Profispiel in der DEL2 absolvierte. (tca)