Köln – Moritz Müller war schon vor dem ersten Bully sichtlich ergriffen. Das normale Aufwärmen vor einem Spiel hatte den Kapitän der Kölner Haie emotional berührt, weil es eben kein ganz normales Aufwärmen war. „Schön, dass ihr wieder da seid. Wir haben euch vermisst“, begrüßte Müller die 9300 Zuschauer in der Lanxess Arena mit Tränen in den Augen.
Sicher ist, dass die Fans auch die Haie und ihre Siege vermisst haben. Nach dem 2:1 (1:1, 0:0, 0:0, 1:0) nach Verlängerung gegen Vizemeister Wolfsburg Grizzlys ließen die begeisterten Zuschauer ihre Mannschaft hochleben und feierten sie frenetisch. „Es war unglaublich, besser hätte man es sich mit einem Sieg in der Overtime nicht ausmalen können. Die Fans haben uns gepusht“, freute sich KEC-Stürmer Maximilian Kammerer.
Gänsehaut-Momente
Neben den Langzeitverletzten Jonas Holos und Zach Sill verpassten auch Sebastian Uvira, Neuzugang Alex Roach und Robin van Calster angeschlagen den Gänsehaut-Moment beim Einlaufen. Das tat der Begeisterung auf den Rängen keinen Abbruch. Die Haie nahmen die Atmosphäre sofort auf. Dank einer Strafe gegen Christopher DeSousa nach nur einer Sekunde Spielzeit waren die Kölner der frühen Führung nahe, scheiterten aber in Überzahl mehrfach an Grizzly-Goalie Dustin Strahlmeier.
Die größte Chance vergab Neuzugang Andrej Bires, der frei vor dem Tor die Scheibe nicht richtig traf (2.). Die Wolfsburger machten vor, wie man ein Powerplay nutzt. Nach einem Schuss von Julian Melchiori zeigte Sebastian Furchner, dass auch im Alter von 39 Jahren mit ihm zu rechnen ist. Der Ex-Hai staubte in seinem 1074. DEL-Spiel trocken ab und stockte sein Liga-Torkonto auf 293 auf (3.). Justin Pogge, dem Uwe Krupp im Tor den Vorzug vor Tomas Pöpperle gab, hatte einen Schuss von Julian Melchiori aus der Fanghand rutschen lassen.
Die richtige Einstellung
Das 0:1 zeigte Wirkung bei den Haien und den Zuschauern. Als der KEC auch eine fast zweiminütige 5:3-Überzahl (6.) nicht nutzen konnte, machte sich etwas Nervosität breit. Das Krupp-Team fand erst allmählich über den Kampf zurück ins Spiel und verdiente sich nach Chancen von Jon Matsumoto (11.) und Neuzugang Pat Sieloff (15.) den Ausgleich. Maury Edwards und Youngster Julian Chrobot kombinierten bei einem Drei auf Zwei-Konter zielstrebig Landon Ferraro frei, der vollendete (18.).
Bei den Haien war längst nicht alles Gold, was glänzte, aber die Einstellung stimmte. Als das Niveau der Partie im zweiten Drittel verflachte und der Stimmungspegel sich etwas senkte, setzten die Kölner körperliche Akzente. Den Höhepunkt lieferte Verteidiger Maximilian Glötzl, der einen Faustkampf mit dem erfahrenen Spencer Machacek anzettelte (35.). Der Beifall der 9300 war dem 19-Jährigen sicher. Ansonsten hatte der Mittelabschnitt nicht allzu viel zu bieten.
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Die Haie ließen zwei weitere Powerplay-Chancen liegen und waren mit dem Glück im Bunde, als sich der Puck nach einem DeSousa-Schuss zwischen Pogge und dem Torgestänge hin und her bewegte, aber nicht den Weg über die Linie fand (35.). Es war kein hochklassiges, aber ein giftiges und zunehmend spannendes Eishockeyspiel. Ein Eindruck, der sich im Schlussdrittel bestätigte.
Es dauerte bis zur 51. Minute, ehe Justin Pogge gegen den durchgebrochenen Trevor Mingoia noch rechtzeitig die Schoner zusammenbekam. Auf der anderen Seite rauschte ein Schuss von Moritz Müller knapp am Tor vorbei (52.). Drei Minuten scheiterte Haie-Stürmer Andreas Thuresson an Strahlmeier. Szenen, die die Zuschauer richtig in Wallung brachten. Als Zugabe gab es das Drei-gegen-Drei-Spektakel in der Verlängerung und den Siegtreffer durch Maury Edwards (61.), der nicht nur wegen des 2:1 der beste Spieler an diesem denkwürdigen Freitagabend war. Oder, weil er die Arena endgültig in ein Tollhaus verwandelte.
Köln: Pogge; Edwards, Mo. Müller; Ugbekile, Zerressen; Sennhenn, Sieloff; Glötzl; Thuresson, Matsumoto, Kammerer; Bires, Howden, Barinka; Ferraro, Olver, Chrobot; Oblinger, Ma. Müller, Dumont. – SR.: Köttstorfer/Rohatsch. - Zuschauer: 9300 (ausverkauft). – Tore: 0:1 Furchner (2:34), 1:1 Ferraro (17:28/Edwards, Chrobot), 2:1 Edwards (60:58/Howden). – Strafminuten: Köln 15; Wolfsburg 17.