Die Kölner Haie treffen im Playoff-Viertelfinale um die deutsche Eishockey-Meisterschaft auf Mannheim. Bei den Adlern läuft es allerdings in dieser Saison nicht immer rund.
Playoff-Gegner der Kölner HaieBei Adler Mannheim kriselt es
Am Tiefpunkt waren die Adler Mannheim beim bislang letzten Aufeinandertreffen mit den Kölner Haien angelangt. Bei der 2:5-Niederlage vor den eigenen Fans am 21. Februar präsentierte sich die Mannschaft von Trainer Bill Stewart völlig von der Rolle. In Mannheim schrillten die Alarmglocken, die Saison in der Deutschen Eishockey Liga schien den Verantwortlichen aus den Händen zu gleiten. Kapitän Denis Reul sagte: „Man versucht, alle mitzunehmen und aufzubauen. Wir reden auch viel und sind aktiv, aber es ist schwer. Aufwand und Ertrag passen bei uns momentan überhaupt nicht.“
Neun Tage zuvor hatte nichts darauf hingedeutet, dass sich Reul zu solch tiefblickenden Worten veranlasst sehen würde. Mit dem 3:2-Sieg nach Verlängerung bei den heimstarken Straubing Tigers hatten die Adler ihren zweiten Tabellenplatz verteidigt, die Qualifikation für die Champions Hockey League war zum Greifen nah.
Schützenhilfe für die Haie
In den folgenden sieben Spielen gab es aber nur noch einen Sieg zu feiern, nach der blamablen Vorstellung beim 4:5 nach Verlängerung beim Tabellenvorletzten Augsburger Panther waren die Kurpfälzer auf Rang vier durchgereicht worden und mussten um das Heimrecht im Playoff-Viertelfinale bangen. Die Aufgaben gegen Ingolstadt und in Düsseldorf ließen kaum auf Besserung hoffen.
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Nach dem weiteren Rückschlag in Augsburg gab erneut Reul einen Einblick in seine Gefühlswelt. „Ich kann mir das auch nicht erklären. Ich verstehe es einfach nicht, denn es ist immer etwas anderes“, meinte der 33-jährige Abwehr-Hüne und forderte fast verzweifelnd: „Wir müssen endlich aufwachen!“ Sein Trainer übte scharfe Kritik an Teilen der Mannschaft. „Unsere besten Spieler sind zurzeit nicht unsere besten Spieler“, ließ Bill Stewart seinem Ärger freien Lauf und legte nach: „Mir geht es gegen den Strich, dass sich der Trainerstab den Hintern aufreißt, und ich Spieler sehen muss, die ihren Job nicht machen. Wir haben zehn gute, solide Spieler, die wirklich hart arbeiten. Und einige, die das nicht machen. Das ist so frustrierend, es ist ein Witz.“
Die Saison stand auf dem Spiel. Wie würde das Team auf den Ausbruch des Coaches reagieren? Es riss sich tatsächlich zusammen, drehte gegen Ingolstadt einen 1:3-Rückstand in einen 6:3-Sieg und ließ in Düsseldorf ein souveränes 4:0 folgen. Das war die Basis dafür, dass die Haie ihren rheinischen Rivalen in der Tabelle mit dem 8:2-Kantersieg gegen Bietigheim überflügeln konnten und es nun im Viertelfinale (Start: 14. März) zum DEL-Klassiker kommt.
Am Tag vor dem Ingolstadt-Spiel war es zu einer großen Aussprache gekommen, die nach Angaben von Stürmer Lean Bergmann vier Stunden gedauert haben soll. Die Spieler wollten und konnten sich nicht mit der Situation arrangieren, die Profis wuschen sich anscheinend die Köpfe. „Ich habe angesprochen, dass es so wie bisher nicht weitergehen kann. Auch mit Schimpfwörtern, die ich hier nicht so wiederholen kann“, betonte Bergmann, der für die Viertelfinalserie gegen Köln forderte: „Wir dürfen nicht wieder anfangen, uns auf die Schultern zu klopfen, sondern müssen weiter Gas geben.“
Mannheim hat Tabellenführer München zwei Mal geschlagen
Dass die Adler über viele Einzelkönner verfügen und selbst dem enteilten Spitzenreiter gefährlich werden können, zeigten sie bei den beiden Heimsiegen gegen den EHC Red Bull München (3:2 und 5:2). Sportmanager Jan-Axel Alavaara hatte eine Mannschaft zusammengestellt, die um den Titel mitspielen sollte. Um nichts anderes geht es in Mannheim. Während der Runde legte der Club mit den Verpflichtungen von Ryan MacInnis und Joseph Cramarossa im Sturm noch einmal nach.
Diese Transfers änderten aber nichts an der Tatsache, dass sich die Adler mit dem Toreschießen ungemein schwertaten. Zum Vergleich: Die Haie erzielten 35 Treffer mehr! Lange konnten sich die Mannheimer auf ihre Abwehr verlassen, nur München kassierte weniger Tore. Gerade während ihrer Niederlagenserie gegen Ende der Hauptrunde ließen die Adler aber zu viele Konter zu. „Wir laufen rum wie ein Hühnerhaufen“, konstatierte Kapitän Reul noch nach dem enttäuschenden 4:5 in Augsburg. Immerhin zählt die Unterzahl zu den besten der Liga.
Adlern ist alles zuzutrauen
Ob die Adler eine durchwachsene Saison erfolgreich abschließen können, hängt auch davon ab, ob einige der zuletzt fehlenden Spieler rechtzeitig zum Viertelfinale gegen die Haie zurückkommen. Torhüter Felix Brückmann verletzte sich am 19. Februar bei der Derbyniederlage in Frankfurt und fällt seitdem aus. In Korbinian Holzer und Matt Donovan musste Coach Stewart in den vergangenen Wochen auf seine beiden besten Abwehrspieler verzichten. Auch Nigel Dawes und Jordan Szwarz – Schlüsselspieler im Sturm – standen nicht zur Verfügung. Geht die Serie gegen Köln verloren, haben die Adler den nächsten Tiefpunkt erreicht. Setzen sie sich durch, ist ihnen fast alles zuzutrauen. Über ihr Schicksal bestimmt einzig und allein die Mannschaft selbst.
Christian Rotter berichtet für den „Mannheimer Morgen“ über die
Adler Mannheim.