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Kölner HaieDie „Huda-Show“ ist in Köln angekommen

Lesezeit 4 Minuten
Der Hudacek-Zirkus in der LanxessArena: Der neue Haie-Torwart feiert mit den Zuschauern.

Der Hudacek-Zirkus in der LanxessArena: Der neue Haie-Torwart feiert mit den Zuschauern.

Haie-Fans feiern den neuen KEC-Goalie Julius Hudacek nach seinem Debüt mit dem Shut-out beim 2:0-Heimsieg gegen Straubing.

Julius Hudacek wollte eigentlich gar nicht, aber er musste. Der Slowake ist nach seinem Engagement bei den Löwen Frankfurt in der vergangenen Saison eben auch in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) für seine Showeinlagen bekannt. Also ließen ihm die Fans der Kölner Haie nach dem 2:0-Heimsieg gegen die Straubing Tigers am „Tag der deutschen Einheit“ keine Wahl und forderten ihn mit frenetischen „Huda, Huda“- Rufen auf, seinem Ruf gerecht zu werden.

„Eigentlich bin ich mittlerweile zu alt für die Huda-Show und wollte sie nicht mehr zeigen. Aber ich mag die Atmosphäre und das Gefühl nach einem gewonnen Spiel. Ich würde sagen, ich bin süchtig danach“, erklärte der 36-Jährige. Er tanzte erst auf dem Eis, dann sprang er auf sein Tor und tanzte dort als Dirigent für die Fans in der Nordkurve weiter. Zum Abschluss balancierte er seine Torwartkelle noch zirkusreif auf der Stirn. Das Publikum fühlte sich bestens unterhalten und bejubelte seinen neuen Liebling.

Hudacek blickt auf viele Wechsel zurück

Julius Hudacek hat in seiner langen Karriere schon oft den Club gewechselt und wie er am Donnerstag berichtete auch oft auf den letzten Drücker. Sieben Jahre in der russischen KHL bei Nowosibirsk, Cherepovets, Dinamo Riga und Astana, vier Jahre in der schwedischen Eliteserie bei Frölunda und Örebro sowie drei Stationen in Tschechien stehen in der Vita des Wandervogels. Im Januar 2023 heuerte er in Frankfurt an und war mit 16 Einsätzen einer der Garanten dafür, dass die Löwen am Ende nichts mit dem Abstieg zu tun hatten. Der Transfer nach Köln ging aber auch für Hudacek in Rekordtempo über die Bühne: „Am Dienstag war ich noch in Bratislava beim Champions League-Spiel gegen Manchester City. Was dann kam, war verrückt. Das war mein schnellster Transfer überhaupt. Das ging innerhalb von einer Stunde über die Bühne. Am Mittwochnachmittag hatte ich nicht damit gerechnet, am Donnerstag in der vollen LanxessArena zu spielen“, berichtete der Familienvater.

Er flog erst am Spieltag aus Budapest ein, absolvierte den Medizincheck und stand ohne ein Training mit den Haien nach nur einem gemeinsamen Meeting gegen Straubing im Tor. „Meine Transferkarte ist erst zwei Stunden vor dem Spiel aus Lettland gekommen“, sagte Hudacek, der zuletzt in Riga unter Vertrag stand. Die Not bei den Haien war nach der Verletzung von Stamm-Goalie Tobias Ancicka und 18 Gegentoren in drei Spielen groß. Und das Vertrauen in Backup Mirko Pantkowski war nicht mehr vorhanden. Die Verantwortlichen handelten und vergaben ihre zehnte von elf zur Verfügung stehenden Lizenzen für Importspieler. „Wir können nicht genau sagen, wann Tobias Ancicka wieder zurück ist“, sagte KEC-Geschäftsführer Philipp Walter.

KEC steht unter Zugzwang

Nach nur fünf Punkten aus den ersten fünf Spielen drohte der Zug nach oben für die ambitionierten Haie früh in der Saison abzufahren. Mit der Verpflichtung von Hudacek und dem Sieg gegen die nun fünfmal hintereinander sieglosen Straubinger haben die Kölner erstmal die Bremse eingehängt. „Das Team hat vergangene Woche einiges durchgemacht. Wir mussten viel mental arbeiten und waren im Spiel zunächst sehr nervös“, erklärte Headcoach Kari Jalonen und lobte sein Team: „Wir sind dann von Drittel zu Drittel besser geworden. Für mich war es fast wie ein Playoff-Spiel, das wir unbedingt gewinnen wollten.“

Das erste Saisontor von Verteidiger Jan-Luca Sennhenn (27.) und der Powerplay-Treffer von Louis-Marc Aubry (42.) genügten am Ende für den zweiten Saisonsieg, weil Julius Hudacek einen Einstand nach Maß ohne Gegentor gab. „Ich habe versucht den Jungs Selbstvertrauen zu geben“, sagte Matchwinner, der alle 34 Schüsse der Straubinger abwehrte, darunter einen Penalty von Tim Fleischer (37.).

Die große Hudacek-Show und die souveräne Leistung des neuen Goalies täuschten am Ende darüber hinweg, dass die Haie nicht nur wegen ihrer lediglich 16 Torschüsse spielerisch das schwächere zweier kriselnden Teams waren, sondern auch defensiv weiter für Fehler anfällig sind. Schon im nächsten Spiel wird sich zeigen müssen, ob das Jalonen-Team die vielen Gegentore nach nur einem Spiel aus den Kleidern geschüttelt hat. Gegner ist am Sonntag (16.30 Uhr/MagentaSport) der EHC RB München, der vor dem Topspiel am Freitag (bei Redaktionsschluss nicht beendet) gegen die Eisbären Berlin seine ersten vier Saisonspiele alle glatt gewonnen hat. Es ist der erste Auftritt der Kölner im neuen SAP-Garden, den die Münchner vor einer Woche gegen den NHL-Club Buffalo Sabres eingeweiht haben. Im ersten DEL-Spiel in der 10 800 Zuschauer fassenden Arena gewann der EHC am Mittwoch mit 7:4 gegen die Grizzly Wolfsburg. „Die Atmosphäre in der DEL ist großartig. Das habe ich schon in Frankfurt erlebt, wo man das Bier und die Würstchen bis aufs Eis spürt“, freut sich Hudacek auf seinen ersten Auftritt mit den Haien in der Fremde. Vielleicht gibt es ja wieder eine Huda-Show.