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Kadertiefe als ProblemBescheidene Ambitionen bei den Kölner Haien vor DEL-Start

Lesezeit 5 Minuten

Cheftrainer Uwe Krupp 

Köln – Uwe Krupp ist schon viel zu lange im Geschäft, um sich mit Zielen zu beschäftigen, die nicht oder kaum zu erreichen sind. „Ich kann kein Formel 1-Rennen gewinnen, wenn ich keinen Formel 1-Wagen besitze“, beschreibt der Trainer der Kölner Haie die Situation seines Clubs vor dem Start in die neue Saison der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Wenn die Haie also am Freitag (19.30 Uhr, LanxessArena/MagentaSport) gegen Vizemeister Wolfsburg Grizzlys in die Hauptrunde 2021/22 starten, gehört der achtfache deutsche Meister nicht einmal zum erweiterten Favoritenkreis. Die Qualifikation für die Playoffs sind für Krupp und sein Team das Ziel aller Träume.

„Mannheim, Berlin, München und die beiden Autostädte Wolfsburg und Ingolstadt haben durch Corona kaum Einschränkungen in Kauf nehmen müssen“, erklärt Krupp. Für den 56-Jährigen sind diese fünf Teams erste Anwärter auf den Titel. Bevor er sein eigenes Team im Ranking einordnet kommen für den Haie-Coach noch die „kleinen Clubs“ Iserlohn, Schwenningen und Straubing. Clubs, die bei der Zusammenstellung ihrer Kader von den staatlichen Corona-Hilfen profitiert haben, weil sie insgesamt weniger Kosten für Trainings- und Spielbetrieb aufwenden müssen. „Wir fallen nicht in diese Kategorie“, sagt Krupp.

Angestrebt wird ein Platz unter den besten Zehn

Der gebürtige Kölner, der im Februar 2020 kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie sein zweiten Engagement beim KEC antrat, bleibt mit Blick auf die Konkurrenz und sein eigenes Team realistisch. „Wir setzen da an, wo ich vor der letzten Saison gerne angesetzt hätte. Das bedeutet, wir wollen eine Basis schaffen, auf der wir den nächsten Schritt machen können. Unsere sportlichen Ambitionen bleiben bescheiden.“ Das Motto muss also lauten: Nichts mit dem wieder eingeführten Abstieg zu tun haben und einen Platz unter den besten Zehn erreichen, der zur Qualifikation an den Playoffs berechtigt.

Fan-Rückkehr

9300

Zuschauer dürfen beim Heimspiel der Haie gegen Wolfsburg in der LanxessArena dabei sein. Am Mittwochabend waren noch rund 500 Tickets zu haben. Mit den Erfahrungen aus dem ersten Spiel und durch Verringerung der Platzabstände plant der KEC zum zweiten Heimspiel gegen Augsburg am 19. September die Kapazität auf 11 400 Zuschauer zu erhöhen. In der Vor-Coriona-Saison 2019/20 waren die Haie mit einem Schnitt von 13 333 DEL-Zuschauer-Krösus. (sam)

Nach einer laut Krupp „fast normalen Vorbereitung“ und ohne die Existenzängste aus dem vergangenen Jahr haben die Kölner ein Team zusammengestellt, dass wohl nur über mannschaftliche Geschlossenheit und mit viel kämpferischer Leidenschaft das Ziel auch erreichen kann. „Ich hatte größere Pläne, aber wir haben personell trotzdem ein paar gute Entscheidungen getroffen, ohne dass wir Spieler wie Nigel Dawes in Mannheim oder Ben Street in München holen konnten, die uns Siege garantieren“, sagt Krupp.

Erschwerend hinzu kommt, dass sich mit Jonas Holos einer der neuen Hoffnungsträger in der Vorbereitung so schwer am Knie verletzt hat, dass er in dieser Saison wohl kaum zurückkommen wird. „Das war ein schwerer Rückschlag, den wir als Team kompensieren müssen“, bedauert Krupp den Ausfall des norwegischen Verteidigers sehr. Immerhin steht Zach Sill wieder auf dem Eis. Der routinierte Stürmer soll nach seiner Schulterverletzung im November wieder voll ins Geschehen eingreifen.

Die Mischung im KEC-Team könnte passen

Mit Blick auf seinen Kader hat Uwe Krupp für die Saison eine Leitfaden entwickelt: „Viele unserer Spieler haben eine unterdurchschnittliche Saison hinter sich und wollen sich neu beweisen.“ Die Neuzugänge Quinton Howden, Patrick Sieloff und Mark Olver zählen zu dieser Kategorie, aber auch Verteidiger Maury Edwards oder Torhüter Justin Pogge, die vergangene Saison schon das Trikot der Haie getragen haben und entweder enttäuscht hatten oder lange ausgefallen waren.

Zusammen mit den vielen jungen Spielern wie Jan-Luca Sennhenn, Maximilian Glötzl, Julian Chrobot oder Luis Üffing verfügen die Kölner über eine Mischung, die mit fünf Siegen in sechs Vorbereitungsspielen gezeigt hat, dass die richtige Einstellung und eine gute Teamchemie zum Erfolg führen können. „Ich bin guter Dinge, aber die Realität kann auch hart werden“, stellt sich Uwe Krupp auf alle Szenarien ein und erklärt die Situation mit einem Sprichwort: „Wir dürfen uns nicht von den Dingen, die wir nicht können, davon abhalten lassen, die Dinge zu tun, die wir können.“

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Krupp fühlt sich angesichts der aktuellen Schwierigkeiten manchmal wie in einem Deja Vu. Als er 2011 das erste Mal Trainer in Köln wurde, waren die Haie gerade knapp der Insolvenz entkommen. „Und 2014 in Berlin war die Situation fast noch schlimmer“, erinnert er sich und sagt: „Immer voll im Drama und ich suche mir das nicht aus.“ Auch zur Erinnerung: Sowohl die Haie (2013 und 2014) als auch die Eisbären (2018) führte er als Trainer trotz der Ausgangslage ins Playoff-Finale.

So gibt Krupp sich auch vor dieser Saison kämpferisch und hofft darauf, seinen Kader noch etwas aufforsten zu können: „Ein großes Thema bei uns ist angesichts der vielen Spiele und des eng getakteten Spielplans die Kadertiefe. Wir halten weiter nach guten Spielern die Augen offen. Wir brauchen vier Reihen, um so spielen zu können, wie wir spielen wollen und drei, vier Verletzte muss man immer einplanen.“ Womöglich findet sich nach den Trainingscamps der NHL, die in diesem Jahr erst in der dritten Septemberwoche stattfinden, noch die ein oder andere Verstärkung auf dem nordamerikanischen Markt.