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KEC in den PlayoffsDer Sieg steht sinnbildlich für den Wandel der Kölner Haie

Lesezeit 4 Minuten
Kölner Haie nach dem Sieg

Zurück zur Geschlossenheit: Die Kölner Haie um ihren Kapitän Moritz Müller (3.v.l.). 

Köln – Der 27. Februar 2022 war ein womöglich entscheidender Tag für die Kölner Haie. Der KEC war mit 4:7 bei den Nürnberg Ice Tigers auseinandergebrochen, als bei Uwe Krupp der Geduldsfaden endgültig riss. Auf der Pressekonferenz nach dem vorläufigen Tiefpunkt der Spielzeit 2021/22 setzte der Haie-Trainer zu einer beispiellosen Wutrede an, in der er den fehlenden Einsatz und Zusammenhalt seiner Mannschaft monierte und eine Zeitenwende im Umgang mit den Spielern ankündigte. Schließlich war die Gefahr erstmals greifbar geworden für den einst so stolzen achtfachen Meister, aus der Deutschen Eishockey Liga abzusteigen. Es wäre ein Totalschaden und vermutlich das Ende gewesen für das DEL-Gründungsmitglied. Ganz offensichtlich stießen Krupps kernige Worte auf Gehör.

KEC steht mit einem Bein im Viertelfinale

Ein paar Wochen später steht der KEC bei seiner ersten Playoff-Teilnahme seit drei Jahren mit einem Bein im Viertelfinale. Nach dem verdienten 4:3-Heimsieg zum Start in die Pre-Playoff-Serie gegen den Hauptrunden-Siebten ERC Ingolstadt benötigen die Haie nur noch einen weiteren Erfolg, um in die Runde der letzten Acht einzuziehen. Perfekt gemacht werden kann der Schritt bereits am Donnerstag (19.30 Uhr, Magenta Sport) in Spiel zwei in Ingolstadt. Schlagen die Panther in der nach dem Best-of-thee-Modus ausgetragenen Serie dagegen zurück, kommt es am Freitag an gleicher Stelle zu einem Entscheidungsspiel, um den Gegner von Meister Eisbären Berlin im bereits am Sonntag startenden Viertelfinale zu ermitteln.

Die Kölner machten sich am Mittwoch mit der Gewissheit in Richtung Süden auf, vieles richtig gemacht zu haben. „Wir hatten uns vorgenommen, das erste Spiel zu gewinnen. Das haben wir geschafft. Jetzt fahren mit einem 1:0 nach Ingolstadt und wollen den Sack zumachen“, demonstrierte Stürmer Maxi Kammerer Selbstbewusstsein.

Geschlossen als Team aufgetreten

Überhaupt stand der Auftritt am Dienstagabend sinnbildlich für den Wandel, den der KEC seit der Demütigung in Nürnberg vollzogen hat. Die Haie traten geschlossen als Team auf, zeigten in einer von harten Checks gekennzeichneten Partie die erforderliche Kampfbereitschaft und agierten in Anbetracht von lediglich zwei kassierten Zeitstrafen wesentlich disziplinierter, als es noch über weite Strecken der Hauptrunde der Fall war. „Wir spielen in den letzten Wochen konstant, ziehen extrem wenig Strafen und machen die Kleinigkeiten richtig“, analysierte Kammerer und forderte, am Donnerstag „genauso weiterzumachen. Wenn wir das wieder aufs Eis bringen, haben wir wirklich gute Chancen.“

Pre-Playoffs

Kölner Haie – ERC Ingolstadt 1:0

Spiel 1: 4:3

Nürnberg Ice Tigers – Düsseldorfer EG 0:1

Spiel 1: 2:3

Spiel 2: Donnerstag, 19.30 Uhr

Spiel 3 (falls nötig): Freitag, 19.30 Uhr

Ein Schlüssel zum gelungenen Serienstart war die Tatsache, dass es der KEC verstand, die fehlende Ingolstädter Defensiv-Stabilität auszunutzen. Die Schanzer erwiesen sich ohne ihre Importkräfte David Warsofsky, Ben Marshall und Mat Bodie anfällig in der Verteidigung. Köln hielt die Paradereihe des ERC um Wayne Simpson, Justin Feser und Brandon DeFazio dagegen ordentlich unter Kontrolle, was auch auf das aggressive Forechecking der Haie zurückzuführen war. Ein Kritikpunkt waren allerdings zwei fatale Aussetzer an der gegnerischen blauen Linie. Die Scheibenverluste des mit drei Scorerpunkten ansonsten bärenstarken Moritz Müller (6.) sowie von Maury Edwards (35.) führten prompt zu vermeidbaren Kontergegentoren durch Tim McGauley und Mirko Höfflin. So machten sich die Haie das Leben selbst schwer trotz der Tore von Maxi Kammerer (3.), Moritz Müller (28./Powerplay), Alexander Oblinger (32.) und Landon Ferraro (52.).

Fans standen geschlossen und lautstark hinter ihren Haien

Ein wichtiger Faktor waren auch die Fans. Als es nach dem 4:3-Anschlusstreffer von Jerome Flaake (55.) am Ende noch einmal kritisch wurde für die Haie und Ingolstadt mit gezogenem Goalie vehement auf die Verlängerung drängte, standen die etwas mehr als 10.000 Besucher in der Lanxess Arena besonders lautstark hinter ihrer Mannschaft. „Wir hatten die Zuschauer im Rücken, das macht einen Unterschied“, meinte Uwe Krupp. Umso glücklicher zeigte sich der Haie-Coach darüber, dass die Corona-Beschränkungen pünktlich zum Playoff-Start gefallen waren. „Gerade jetzt, wo Zuschauer wieder erlaubt sind, herrscht eine viel bessere Atmosphäre, um zu spielen.“

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Krupp traut seiner Mannschaft aber auch in der Fremde zu, den entscheidenden Schritt ins Viertelfinale zu gehen. „Insgesamt kommt es in den Playoffs darauf an, dass die Mannschaft versucht, den Plan umzusetzen und so zu spielen, wie wir uns das vorstellen. Und man braucht auch das nötige Glück“, sprach der zweimalige Stanley-Cup-Gewinner mit all seiner Erfahrung. Zugleich stellte er die Uhren vor Spiel zwei Playoff-typisch wieder auf Null. „Jetzt geht die Serie nach Ingolstadt und wieder von vorne los.“