- Hannibal Weitzmann glaubt, dass sich am Leistungsvermögen jedes Einzelnen nicht viel ändert.
- Wenn aber die gesamte Saison ausfällt, wird sich das schon bemerkbar machen, so der Torwart.
- Er selbst arbeitet an seiner Explosivität.
Köln – Hannibal Weitzmann geht es wie allen anderen Profis in der Deutschen Eishockey Liga. Der Torwart der Kölner Haie will spielen, darf es aber nicht. Mindestens bis November muss sich der 24-Jährige noch gedulden, womöglich sogar länger. Martin Sauerborn sprach mit Weitzmann darüber, wie er aktuell seine Zeit nutzt.
Herr Weitzmann, wie haben Sie die vergangenen Wochen und das Sommertraining erlebt?
Weitzmann: Mit Beginn des Trainingsbetriebs war noch alles normal. Dann ist die Zeit verflogen und ich habe gemerkt, dass wir uns jetzt als Team eigentlich in einer anderen Phase befinden müssten. Im Moment fühlt es sich ziemlich frustrierend an.
Was genau meinen Sie?
Weitzmann: Wir wollen uns endlich messen. Es ist ein regelrechtes Bedürfnis und gleichzeitig ein Gefühl der Unterforderung. Wir quälen uns im Training, bleiben aber in der Komfortzone, weil wir nicht rausgehen dürfen, um vor Zuschauern zu spielen und dem Druck standzuhalten.
Das hört sich an, als würden Sie sich im Kreis drehen?
Weitzmann: Das kann man so nicht sagen. Jeder hat seine Arbeit zu tun und entwickelt sich weiter. Wenn die Saison im September angefangen hätte, wäre auch noch keiner bei seiner vollen Leistungsfähigkeit. Was aber fehlt, sind die Spiele.
Wie wirkt sich die fehlende Spielpraxis auf die Leistungsstärke aus?
Weitzmann: Ich glaube, dass sich am Leistungsvermögen jedes Einzelnen nicht viel ändert, wenn wir im November starten. Wenn aber die gesamte Saison ausfällt, wird sich das schon bemerkbar machen. Wir sind Leistungssportler.
Woran haben Sie im Sommer explizit gearbeitet?
Weitzmann: An meiner Explosivität. Es geht darum die Grundlagen und meine Fähigkeiten noch besser ein- und umzusetzen. In den vergangenen Jahren habe ich mich manchmal wie ein Leichtathlet gefühlt, weil ich so viel an der Fitness gearbeitet habe. Darüber hinaus habe ich noch ein paar Spezialsachen ausprobiert.
Welche Spezialsachen?
Weitzmann: Vergangene Saison hatten wir ein interessantes Extra-Training für die Augen. Diesen Sommer habe ich sehr viel Yoga gemacht. Und ich nutze einen so genannten Catching Ball. Das ist eine Art Tennisball, der an einem Band an der Hüfte festgemacht wird, so dass ich ihn selbst bewege. Das sieht schon lustig aus.
Und produziert wahrscheinlich reichlich dumme Sprüche der Teamkameraden?
Weitzmann: Das wäre sicher so, aber ich übe mit dem Ball nur im stillen Kämmerlein (lacht).
Großveranstaltungen sind in Deutschland bis Ende Oktober untersagt. Glauben Sie, dass es im November wirklich wieder vor Zuschauern losgehen kann?
Weitzmann: Ganz ehrlich gesagt, habe ich mich von diesem Thema und allen Spekulationen komplett losgelöst. Für mich geht es darum, bereit zu sein, wenn wir wieder spielen. Ich bin aber zuversichtlich, was den Termin im November betrifft.
Sie haben mit Justin Pogge und dem jungen Philipp Maurer zwei neue Torleute im Team. Wie verstehen Sie sich?
Weitzmann: Sehr gut, die Haie haben aktuell ein sehr starkes Torwart-Trio. Bei Philipp sieht jeder sofort, welches Talent in ihm steckt. Und es ist auch interessant für mich, einen Linksfänger bei der Arbeit zu sehen. Justin kenne ich schon aus den Spielen gegen Berlin. Vor allem bei seinem Spiel mit der Scheibe werde ich mir sich noch etwas abschauen können.
Wie sieht aktuell die Stimmung im Team aus?
Weitzmann: Unsere Aktivitäten außerhalb der Halle sind durch Corona natürlich limitiert. Aber intern ist die Stimmung sehr gut. Wir denken alle positiv und halten durch. Nur irgendwann müssen wir auch wieder spielen dürfen.
Das Gespräch führte Martin Sauerborn.