Bietigheim – Als die Schlusssirene durch die leere EgeTrans Arena hallte, standen bei den Kölner Haien Aufwand und Ertrag in einem geradezu absurden Missverhältnis zueinander. 59 Mal hatte die Mannschaft von Trainer Uwe Krupp einen Schuss auf das Gehäuse der Bietigheim Steelers abgegeben.
Damit brach sie den bisherigen Saisonrekord der Grizzlys Wolfsburg von 58 Abschlüssen. Den Weg ins Netz fanden allerdings nur magere drei Scheiben. Eine verheerende Ausbeute, mit der sich in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) kaum ein Spiel gewinnen lassen dürfte.
Krupp „kann der Mannschaft nur ein Kompliment machen“
Wie Effektivität aussieht, zeigten dagegen die sparsamen Schwaben, die gerade mal 22 Versuche brauchten, um vier Mal zuzuschlagen und ihren fünften Sieg in Folge einzufahren. Unter dem Strich stand eine 3:4-Niederlage für den KEC, der sich nach einer besorgniserregenden Negativserie von elf Pleiten aus den jüngsten 13 Spielen in einer Krise wiederfindet. Vor dem letzten Hauptrunden-Drittel laufen die ins Mittelfeld abgetauchten Haie Gefahr, den guten Eindruck aus der Anfangsphase der Saison komplett zunichte zu machen.
Dabei war am Mittwochabend nicht alles schlecht – ganz im Gegenteil, befand Uwe Krupp: „Ich kann der Mannschaft nur ein Kompliment machen. Wir haben von der ersten bis zur letzten Minute ein gutes Spiel gemacht. Wir hatten viele Schüsse und Chancen und haben über das gesamte Spiel dominant agiert. Es gibt nicht viel zu rütteln an unserem Auftritt“, meinte der Haie-Coach, der seinen Schützlingen eine „gute Reaktion“ auf die Rückschläge der vergangenen Wochen bescheinigte.
Unterzahl-Situationen werden KEC erneut zum Verhängnis
Allerdings gelang es den Kölnern nicht, sich für ihren Offensivdrang angemessen zu belohnen. „Wir können über unsere liegengelassenen Torchancen reden“, räumte Krupp ein. Nach dem Ausgleich durch Andreas Thuressons Direktabnahme (8.) drückte der KEC vehement auf die Führung, die ihm nach einer Unmenge vergebener Möglichkeiten aber erst in der 25. Minute durch ein Rückhandtor von Youngster Jan Luca Sennhenn gelang.
Davor und danach fanden die Gäste immer wieder ihren Meister in Sami Aittokallio. Der finnische Goalie des DEL-Neulings entschied das Duell gegen den Kölner Ersatzmann Tomas Pöpperle klar für sich. „Am Ende musst du die Scheibe über die Torlinie bringen“, haderte Krupp mit der kapitalen Abschlussschwäche des KEC, der nach dem zwischenzeitlichen 2:4-Rückstand erst in der Schlussminute durch Maxi Kammerer zum Anschluss kam.
Für den zweiten wesentlichen Unterschied sorgten die Special Teams. Aus Kölner Sicht muss man sagen: wieder einmal. Denn wie schon in den Wochen zuvor schaffte es das Team mit den meisten Strafzeiten in der DEL nicht, Unterzahl-Situationen zu entschärfen. Die Gegentore zum 0:1 durch Matt McKnight (7.) sowie zum 2:3 durch Daniel Weiß (45.) fielen jeweils bei einem Mann weniger auf dem Eis.
Haie präsentieren sich kämpferisch
Dabei agierten die Haie spürbar disziplinierter als zuletzt und gingen vermeidbaren Hinausstellungen geschickter aus dem Weg. „Wir hatten in den vergangenen Wochen viele Spiele, in denen wir Strafzeiten gezogen haben. Diesmal war das kein Thema“, sah Uwe Krupp Fortschritte bei der Vermeidung überflüssiger Fouls.
Mit dem Kampfgeist war der 56-Jährige ebenfalls einverstanden. „Um die Moral der Truppe muss man sich keine Sorgen machen. Die Jungs verstehen, was los ist, und haben in Bietigheim gezeigt, was sie drauf haben“, redete er sein taumelndes Team stark.
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Ersichtlich wurde allerdings auch, dass sich die Kölner Defensive nach wie vor zu viele Gegentreffer fängt. Das gilt auch für das Fünf-gegen-Fünf, bei dem Jalen Smereck (2:2/32.) und Riley Sheen (4:2/51.) zur Stelle waren. Damit stieg die Zahl kassierter Tore bei den jüngsten fünf Niederlagen auf 23. Auch mit dieser Quote lassen sich im deutschen Eishockey-Oberhaus keine Spiele gewinnen.
Die nächste Gelegenheit, dem Abwärtsstrudel zu entkommen, bietet sich den Haien am Freitagabend (19.30 Uhr, Magenta Sport) bei den Schwenninger Wild Wings, die wie Bietigheim zu den Abstiegskandidaten zählen. Der Druck auf den KEC ist nun nochmals größer geworden.