Nach einer deutlichen Qualitätssteigerung im Sommer 2022 konnten die Haie vor dieser Saison noch einmal eindrucksvoll nachlegen. Uwe Krupp ist voll des Lobes.
Deutsche Eishockey LigaKölner Haie gehen als Mitfavorit in die neue Saison
Die Frage ist noch nicht ganz ausformuliert, das schießt Uwe Krupp schon mit seiner Antwort los. Das ist eigentlich überhaupt nicht die Art des Cheftrainers der Kölner Haie. Vielmehr legt er sich seine Worte gut überlegt zurecht. Als es gut zwei Tage vor dem Start in die Saison 2023/24 der Deutschen Eishockey Liga (DEL) gegen die Nürnberg Ice Tigers aber darum geht, eine Aussage über die Kaderzusammensetzung des achtfachen deutschen Meisters zu treffen, weiß der 58-Jährige sofort, was er sagen will: „Das ist meine Mannschaft.“
Krupps zielt mit seiner Einordnung und seinem klaren Bekenntnis in erster Linie auf die Entwicklung der Haie ab. „In der Corona-Saison 2020/21 haben wir überlebt und unser Geschäftsführer Philipp Walter musste nicht ins Gefängnis “, beschreibt der Coach zunächst die Ausgangssituation des zweiten Engagements bei seinem Heimatclub. Über Platz zehn und das klare Vieretlfinalaus gegen Berlin in der Spielzeit 202½2 hin zu Platz sechs und der unglücklichen Niederlage gegen Mannheim im vergangenen Jahr zeige die Richtung der Tendenz an: „Ich sehe keinen Grund, warum wir nicht den nächsten Schritt machen können. Der Weg stimmt, wir werden wieder oben angreifen“, sagt Krupp.
KEC: Uwe Krupp lobt Zusammensetzung des Kaders
Es ist die Zusammensetzung des Kaders „seiner Mannschaft“, die Krupp so positiv stimmt. Nach einer deutlichen Qualitätssteigerung im Sommer 2022 konnten die Haie vor dieser Saison beim spielenden Personal noch einmal eindrucksvoll nachlegen. Dafür gab es viel Anerkennung von der DEL-Konkurrenz, die den KEC als Geheimfavoriten im Kampf um die Meisterschaft auserkoren hat. „Das Bestreben ist da und jeden Tag unsere Motivation. Das heißt aber nicht, dass wir den Titel am Ende auch gewinnen“, antwortet Krupp auf die Frage, ob der Titelgewinn das Saisonziel der Haie sei. Für ihn persönlich würde der erste Titelgewinn seiner Trainerkarriere nichts an seinem Status ändern: „Es treibt mich an, diesen Titel für unsere Fans, unsere Organisation und die Stadt Köln zu gewinnen. Der Titel ist das fehlende Puzzlestück des großen Rahmens, in dem sich die Haie bewegen.“
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Zwölf Abgängen stehen zehn zum Teil spektakuläre Neuzugänge gegenüber. Etwa der NHL-erfahrene Verteidiger Andrej Sustr (32), der mit seinen 2,02 Metern nicht nur der größte Spieler der Haie-Geschichte ist, sondern auch viel Qualität für das Defensiv- und Aufbauspiel mitbringt. Im Sturm machen die beiden deutschen Nationalspieler Justin Schütz (23) und Tim Wohlgemuth (24) sowie Gregor MacLeod d(25) die Haie schneller und jünger. Alexandre Grenier (32) und Frederik Storm (34) verfeinern die Mischung durch Cleverness, Routine und Körperlichkeit. „Wir haben uns in allen Bereichen noch einmal verbessert und haben gute Charaktere dazu bekommen. Wir sind gut aufgestellt“, bewertet Krupp „seinen“ Kader. Mit der sechswöchigen Vorbereitung war der Trainer soweit zufrieden, wollte die guten Testspielergebniss mit fünf Siegen aus sechs Partien allerdings nicht überbewerten: „Ich bin kritisch. Wir haben ordentlich gespielt aber nicht so, dass es reichen würde, um unsere Ziele zu erreichen.“
Ziele, die Verteidiger und Haie-Ikone Moritz Müller (36) so formuliert: „Das Umfeld denkt hier automatisch groß. Wir haben die größte Halle, den größten Zuschauerschnitt, also wenig Mittelmaß. Wer hier spielt, muss groß denken und ich tue das auch.“ Auch für den langjährigen Kapitän geht es um das „ganz große Ziel“. Die Sehnsucht nach dem ersten Titelgewinn treibt Müller also genauso an wie Krupp. Den einen als Spieler, den anderen als Trainer.
Kommentar: Sehnsucht nach dem Titel
2002 ist lange her. 22 Jahre werden es sein, wenn die Deutsche Eishockey Liga Ende April 2024 ihren neuen deutschen Meister kürt. 22 Jahre, in denen die Kölner Haie nach ihrem neunten Titelgewinn vergeblich getrebt haben und sich selbst als größter Marke des deutschen Eishockey nicht gerecht werden konnten. Die Sehnsucht nach der Meisterschaft ist also riesig.
Es gibt nicht wenige Experten, die den Haien und ihrem erfahrenen Cheftrainer Uwe Krupp zutrauen, dass das lange Warten eine Ende haben könnte und die Kölner am Ende der Saison 2023/24 die Trophäe in Hände halten können. Der KEC hat sich seit Krupps Rückkehr und nach überstandener Corona-Krise stetig nach oben entwickelt und sich in diesem Sommer noch einmal klug verstärkt. Der neue Kader hat auf dem Papier allemal das Zeug dazu, den finanziell noch besser aufgestellten Favoriten aus München, Mannheim und Berlin nicht nur die Stirn zu bieten, sondern sie am Ende auch zu schlagen.
Doch Papier ist nur Papier und bleibt es. Die Entscheidungen fallen auch in der 30. DEL-Saison auf dem Eis. Und jeder weiß um die Unwägbarkeiten des Sports und dass eine verlässliche Prognose über das Abschneiden der Kölner nicht zu treffen ist. Niemand darf also von den Haien die Meisterschaft erwarten — sie ist aber sicher möglich.