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Dünnes EisWie es mit der 2G-Regel für die Kölner Haie weitergehen könnte

Lesezeit 4 Minuten

Bis zu 11 400 Zuschauer dürfen bislang die Heimspiele des KEC in der Lanxess Arena besuchen.

Köln – Wenn es um die Unterstützung von den Rängen geht, macht den Kölner Haien so schnell keiner etwas vor. Obwohl der letzte Titel des einstigen Schwergewichtes der Deutschen Eishockey Liga (DEL) nun schon 19 Jahre zurück liegt, kann er sich nach wie vor auf eine große Anhängerschaft verlassen. Mit durchschnittlich 9691 Besuchern pro Heimspiel führt der KEC auch in Zeiten von Corona die DEL-Zuschauertabelle an.

Das sind zwar fast 4000 Fans weniger im Vergleich zum unbeschwerten Leben vor der Pandemie, als die Eishockey-Liebhaber die Lanxess Arena regelrecht fluteten. Doch wer mal eine komplette Saison vor leer gefegten Tribünen spielen musste und dabei dem finanziellen Ruin ins Auge geblickt hat, ist glücklich über jedes Stück zurückgewonnener Normalität. „In Anbetracht der Rahmenbedingungen, unter denen wir unsere Heimspiele in dieser Saison organisieren müssen, haben sich die Zuschauerzahlen in die richtige Richtung entwickelt“, bilanziert Philipp Walter, der Geschäftsführer der Haie.

Wie reagieren ungeimpfte Dauerkarteninhaber?

Der KEC hat dabei auf das 3G-Prinzip gesetzt. Neben Geimpften und Genesenen erhielten bislang also auch Personen mit einem aktuellen negativen Testnachweis Zutritt zur Arena. Maximal 11.400 Fans dürfen derzeit rein in das 18.500 Zuschauer fassende weite Rund. „3G hat bei uns funktioniert“, betont Walter im Rückblick auf die ersten neun Heimspiele. „Das Gesundheitsamt hat bestätigt, dass es bei uns zu keinen Auffälligkeiten gekommen ist.“ Für Walter hat das stichhaltige Gründe: „Wir haben in der Vergangenheit verantwortungsvolle Veranstaltungen organisiert. Dazu sind wir in der Lage, das haben wir bewiesen. Die Frischluftzufuhr in der Lanxess Arena macht unsere Heimspiele vergleichbar mit einer Open-Air-Veranstaltung.“

Viele Fragen für den KEC sind noch offen

Trotzdem müssen die Haie nun umplanen. Seit der Ankündigung von NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU), im Freizeitbereich flächendeckend die 2G-Regel einführen zu wollen, laufen auf der Geschäftsstelle des KEC die Telefondrähte heiß. „Wir arbeiten sehr hart und konzentriert, um die neue Regel ab Inkrafttreten vollumfänglich und professionell umzusetzen“, sagt Walter. Das Heimspiel am Freitag (19.30 Uhr) gegen Bietigheim könnte schon das letzte sein unter 3G-Bedingungen.

Die Haie stehen dabei vor der Herausforderung, dass sie noch nicht wissen, was genau auf sie zukommt. „Bislang gibt es nur ein Statement des Ministerpräsidenten, dass 2G kommen soll“, erklärt Walter den Stand der Dinge. Viele Fragen seien dagegen noch offen vor der Bund-Länder-Konferenz am Donnerstag. „Kommt 2G oder 2G plus – und ab wann genau?“, nennt Walter eine von ihnen. Und: „Bleibt es bei Ausnahmen für Kinder und Jugendliche?“ Zudem seien lokale Anpassungen möglich.

Organisatorische Probleme und finanzielle Unsicherheit

Bedeutet für den KEC: „Wir müssen abwarten, wie die Regel nun tatsächlich aussehen wird“, sagt Philipp Walter. „Danach gehen wir voll in die Kommunikation.“ An der Gummersbacher Straße wird den politischen Entscheidungen ergebnisoffen entgegenblickt. „Aus der Erfahrung wissen wir: Es gibt keine Regelung, die uneingeschränkt Applaus bringt“, erklärt Walter.

Die nahende Einführung der 2G-Regel stellt den KEC nicht nur organisatorisch vor große Aufgaben. Sie sorgt auch für neuerliche finanzielle Unsicherheit. Weil niemand weiß, wie sich der Ausschluss ungeimpfter Personen auf die zukünftigen Zuschauerzahlen auswirken würde. „Wir kennen den Impfstatus unserer 5000 Dauerkarteninhaber nicht“, sagt Walter. Unklar ist auch, wie ungeimpfte Jahreskarteninhaber, die zumindest vorerst nicht mehr die Heimspiele des KEC besuchen dürften, reagieren.

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„Wir wollen eine fanfreundliche Lösung. Aber auch eine, die uns wirtschaftlich nicht in die Knie zwingt“, sagt Walter. Für die Haie sind Zuschauereinnahmen überlebensnotwendig. Mehr als die Hälfte des Etats wird aus Erlösen aus dem Ticketing gedeckt. Die vergangene Geisterspiel-Saison trieb den KEC nur deshalb nicht in die Insolvenz, weil seine Fans mehr als eine Million Euro spendeten.

Nun geht der finanzielle Überlebenskampf in die nächste Runde. „Es ist an manchen Stellen zermürbend, weil wir in unserem Handeln und dem, was wir gut können, so eingeschränkt werden. Aber auch, weil wir immer wieder zurückgeworfen werden“, sagt Philipp Walter. Er spricht von einem „Drahtseilakt, die ganze Saison schon“.

Doch aufgeben kommt für das DEL-Gründungsmitglied nicht infrage. „Es hilft nicht, den Kopf, in den Sand zu stecken“, gibt sich Walter kämpferisch. „Wir müssen weiter unseren Job machen.“ Das sind die Kölner Haie auch ihren Fans schuldig. Jenen, die sie vor dem Aus bewahrt haben.