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4:3 gegen DüsseldorfKölner Haie gewinnen nach Aufholjagd rheinisches Eishockey-Derby

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Kölns Jason Bast (M) freut sich über das Siegtor zum 4:3 nach Verlängerung.

Düsseldorf/Köln – Uwe Krupp lacht selten, wenn er hinter der Bande steht. Der ernste Blick ist fast schon ein Markenzeichen des Trainers der Kölner Haie. Als die Hallenuhr im ISS Dome am Freitagabend eine reguläre Restspielzeit von drei Sekunden anzeigte, ereignete sich einer dieser raren Momente. Krupp klatschte freudig in die Hände und strahlte über beide Backen.

Mit zwei Treffern in den letzten 25 Sekunden – jeweils erzielt bei gezogenem Torhüter – hatte sich der KEC im ersten rheinischen Derby der DEL-Saison 2022/23 bei der Düsseldorfer EG in die Verlängerung gerettet, wo Jason Bast mit seinem Siegtor zum 4:3 (0:0, 1:2, 2:1, 1:0) den Kölner Wahnsinn endgültig perfekt machte. „Wir mussten am Ende einen Weg finden, ins Spiel zurückzukommen“, erklärte Krupp seinen genialen Schachzug. Das Lob des Kölner Trainers galt aber ausschließlich seinen Spielern: „Die Jungs haben Charakter gezeigt und bis zur letzten Sekunde gekämpft.“

KEC: keine guten Voraussetzungen

Dabei war der KEC unter keinen guten personellen Voraussetzungen in die Partie gegangen. Topscorer Andreas Thuresson war ebenso wie Landon Ferraro erneut nicht einsatzfähig. Doch damit nicht genug: In Mark Olver schaffte es ein weiterer Angreifer nicht in den Kader. Die in der Partie am Mittwoch gegen Wolfsburg (2:3 nach Verlängerung) erlittene Hüftprellung erwies sich als zu schmerzhaft.

Das 236. Duell der beiden Erzrivalen nahm von Beginn an einen umkämpften Verlauf. Die größten Möglichkeiten des ersten Abschnitts resultieren aus Alleingängen. Zuerst setzte David McIntyre bei einem Kölner Unterzahl-Konter die Scheibe am langen Pfosten vorbei (2.). Auf der Gegenseite brach der frühere Hai Philip Gogulla frei durch und scheiterte am Pfosten (15.). Eine Minute vor Drittelende steuerte Stephen Harper allein auf das Gästetor zu. Der starke Mirko Pantkowski, im Sommer von Düsseldorf nach Köln gewechselt, behielt bei der Rückkehr an seine ehemalige Wirkungsstätte die Oberhand (19.).

Köln: Haien lief die Zeit davon

Das zweite Drittel startete mit einer blutigen Nase für Haie-Stürmer Louis-Marc Aubry, der von Alex Bartas Schläger im Gesicht getroffen worden war (23.). In der daraus resultierenden vierminütigen Kölner Überzahl kamen die Gäste zunächst überhaupt nicht in die Formation, ehe sie aus dem Nichts doch noch zuschlugen. Maxi Kammerer spielte eine scharfe Hereingabe in den Slot, wo Jon Matsumoto die Kelle erfolgreich reinhielt (25.). Für den ehemaligen Düsseldorfer Kammerer war es der 150. Punkt als DEL-Profi.

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Mit der Haie-Führung nahm das Geschehen vor 13.102 Zuschauern im ausverkauften ISS Dome deutlich an Fahrt auf. Es folgte eine rasante Phase, in der Pantkowski einen Alleingang von Alexander Ehl wegnahm und Matsumoto Augenblicke später bei offenem Toreck die Scheibe nicht richtig traf (26.). Dann glichen die Gastgeber – ebenfalls bei einem Mann mehr – zum 1:1 aus. Daniel Fischbuch hämmerte die Scheibe aus dem Bullykreis per Direktabnahme durch Pantkowskis Beine (27.). Aubry, der dem einschussbereiten Brendan O’Donnell den Puck wegspitzelte, verhinderte mit einer großartigen Rettungstat den Düsseldorfer Doppelschlag (28.). Sechs Minuten später ging die DEG dennoch zum ersten Mal in Front. Alec McCrea hatte zu viel Zeit und setzte einen Handgelenkschuss in den Winkel.

Im Schlussdrittel lief den Gästen nach zwei erfolglosen Powerplays (42., 48.) allmählich die Zeit davon. Anderthalb Minuten vor Schluss holte Uwe Krupp schließlich seinen Torhüter zu Gunsten eines zusätzlichen Feldspielers vom Eis und leitete damit ein völlig verrücktes Finale ein. Das Risiko schien sich zuerst nicht auszuzahlen. Nach einem Aufbau-Fehlpass von Matsumoto traf Stephen Harper ins leere Kölner Gehäuse. Die DEG sah wie der sichere Sieger aus, doch dann glichen David McIntyre und Nick Baptiste bei weiterhin gezogenem Goalie binnen 22 Sekunden doch noch aus. Die Haie hatten das Momentum auf ihrer Seite – und nutzten es aus. Jason Bast zielte nach 63 Sekunden in der Overtime in den Winkel. „Dieser Sieg war ganz wichtig“, jubelte der Torschütze nach zuvor drei Niederlagen in Folge und vor der Partie am Sonntag (15.15 Uhr, Magenta Sport) in Augsburg.Haie: Pantkowski; Bailen, Austin; Roach, Müller; Sennhenn, Dietz; Glötzl; Oblinger, Sill, Proft; Bast, McIntyre, Matsumoto; Baptiste, Aubry, Kammerer; Chrobot, Steck, Niedenz. – Zuschauer: 13102 (ausverkauft). – Tore: 0:1 Matsumoto (24:26/Kammerer, Bailen/PP1), 1:1 Fischbuch (26:21/PP1), 2:1 McCrea (33:18), 3:1 Harper (58:53/ENG), 3:2 McIntyre (59:35/Aubry, Chrobot), 3:3 Baptiste (59:57/Matsumoto, Kammerer), 3:4 Bast (61:03/Austin, McIntyre). – Strafminuten: Düsseldorf 10; Köln 12.