Köln – Der 13. August 2022 war ein bedeutsamer Tag in der Geschichte der Kölner Haie. Das Urgestein der Deutschen Eishockey Liga (DEL) hatte in die Kölner Flora geladen, um in schmuckem Ambiente sein 50-jähriges Bestehen zu zelebrieren. Die Jubiläumsgala entwickelte sich nicht nur zu einem Wiedersehen der KEC-Legenden, sondern auch zu einem Versprechen für die Zukunft.
Die Verantwortlichen des achtfachen Meisters riefen an jenem hochsommerlichen Abend schließlich kein geringeres Vorhaben aus als den Angriff auf die Tabellenspitze in der Spielzeit 2022/23. Der Saal jubelte, die sportlich wie wirtschaftlich triste jüngere Vergangenheit fühlte sich auf einmal ganz weit weg an.
Erstes rheinisches Derby
Zweieinhalb Monate später hinkt die Mannschaft von Trainer Uwe Krupp dem deutlich gestiegenen eigenen Anspruch hinterher. Das 2:3 nach Verlängerung am Mittwochabend gegen die Grizzlys Wolfsburg war die dritte Pleite in Folge und die siebte im 13. Saisonspiel. Von 39 möglichen Zählern haben die Haie lediglich 18 ergattern können. Die Ausbeute nach 13 Spieltagen ist damit identisch zu der des Vorjahres. Nur war damals die Teamqualität geringer.
Nach etwa einem Viertel der Hauptrunde beträgt die Hypothek auf den Überraschungs-Führenden Bremerhaven satte 16 Punkte. Der Blick aufs Tableau ruft Ernüchterung hervor. Vor dem ersten rheinischen Derby der Saison am Freitag (19.30 Uhr, Magenta Sport) beim Tabellennachbarn Düsseldorfer EG ist der KEC nur Mittelmaß und damit ein gutes Stück entfernt von Uwe Krupps Saisonziel, „Respekt zurückzugewinnen“.
Kader rund um Star-Zugang Nick Bailen gebastelt
Dabei hat Hauptgesellschafter Frank Gotthardt die Geldschatulle im Sommer weit geöffnet. Der dem Vernehmen nach um eine Million Euro angehobene Etat machte es Krupp möglich, rund um Star-Zugang Nick Bailen einen Kader zu basteln, mit dem eine Platzierung unter den Top Sechs alternativlos ist. Doch dafür fehlt den mit einem Gegentorschnitt von drei defensiv anfälligen Haien bislang vor allem die nötige Konstanz. Über zwei Siege in Folge ist Krupps Mannschaft bis dato nicht hinausgekommen. Inzwischen bröckelt auch die anfängliche Heimstärke. Nach vier Heimsiegen zum Start gingen die beiden jüngsten Auftritte in der Lanxess Arena verloren.
Gegen Wolfsburg wechselten sich Licht und Schatten einmal mehr ab. Nach der schnellen Führung durch Carter Proft (2.) verpassten es die Haie, ein zweites Tor nachzulegen. Stattdessen glich Nolan Zajac aus (26.). Auch die erneute Führung durch Nick Baptiste (43.) reichte nicht, weil der KEC zum wiederholten Male in dieser Saison in den Verwaltungsmodus schaltete. Björn Krupp bestrafte die Passivität der Hausherren mit dem späten 2:2 (57.), ehe Darren Archibald den Haien in den Schlusssekunden der Verlängerung auch noch den Extrapunkt wegschnappte. Die 15 826 Zuschauer in der abermals sehr gut gefüllten Arena gingen geknickt nach Hause. Die Marketingmaschine des KEC läuft auf Hochtouren, auf dem Eis ist dagegen Sand im Getriebe.
Grundsätzlich sieht Krupp sein Team aber auf dem richtigen Weg
Die Selbsteinschätzung des Verlierers fiel positiver aus, als es die sportliche Gesamtsituation hätte vermuten lassen. Uwe Krupp hatte ein „super Eishockeyspiel vor einer Riesenkulisse“ gesehen. „Ich muss die Mannschaft nur loben. Sie hat ein richtig gutes Spiel gespielt.“ Einziges Manko laut des Haie-Trainers: „Wir müssen uns ankreiden, dass wir die ein oder andere Chance hätte nutzen sollen.“ Grundsätzlich sieht Krupp sein Team aber auf dem richtigen Weg: „Wenn wir mit dieser Einstellung spielen, holen wir uns schon unsere Punkte.“
Anfangen sollten die Kölner damit am besten schon am Freitag in Düsseldorf, denn im Falle einer weiteren Niederlage, zumal in einem Derby, könnte es allmählich unruhig werden. „Jetzt den Kopf in den Sand zu stecken wäre genau das Falsche“, appellierte Moritz Müller. „Wir müssen genauso weiterspielen. Dann haben wir auch in Düsseldorf eine Chance, zu gewinnen.“ Für das 236. Rheinderby sind mehr als 11 000 Tickets verkauft. Kapitän Müller erwartet eine „hitzige Partie“: „Es wird wichtig sein, einen kühlen Kopf zu bewahren und die Emotionen richtig zu kanalisieren.“ Stürmer Mark Olver wird nach seiner gegen Wolfsburg erlittenen Hüftprellung vermutlich fehlen.