Berlin – Wenn der Hauptrunden-Primus auf die Nummer Zehn der Setzliste trifft, sind die Rollen von vorneherein klar verteilt. Im Fall des Favoriten Eisbären Berlin und des Außenseiters Kölner Haie hat sich an dieser Rollenverteilung in allen Spielen des Playoff-Viertelfinales um die deutsche Eishockey-Meisterschaft nichts verändert.
Die Berliner gewannen am Donnerstagabend auch Spiel drei der „best of five“-Serie verdient mit 4:0 (1:0, 1:0, 2:0) und zogen durch den 3:0-Sweep ins Halbfinale ein. Für das Team von Cheftrainer Uwe Krupp ist nach nur zwei eigenen Toren in drei Spielen die Saison 2021/22 dagegen vorzeitig beendet. „Wir haben wieder unsere hochkarätigen Chancen nicht nutzen können und Berlin hat daraus wieder Kapital geschlagen“, analysierte Krupp. Sein Kapitän gratulierte den Berlinern und lobte seine Mannschaft: „Berlin ist zurecht weiter, das ist ein Superteam. Vielmehr Herz und Leidenschaft als wir kann man nicht an den Tag legen, aber wir haben unsere Chancen nicht genutzt“, sagte Moritz Müller.
Carl Neill ersetzte Jonas Holos
Uwe Krupp, dem die Deutsche Eishockey Liga (DEL) für seine heftige Schiedsrichterkritik nach Spiel zwei eine Geldstrafe aufgebrummt hatte, ließ im dritten Duell Verteidiger Jonas Holos draußen und brachte dafür Carl Neill. Bei den Berlinern fehlten diesmal Leo Pföderl, der schon zweimal in der Serie getroffen hat, und Ex-Hai Simon Després. Die personellen Umstellungen änderten zunächst aber nichts an den Verhältnissen auf dem Eis. Die Berliner nutzten nämlich auch diesmal gleich wieder ihre erste Chance. Der Puck prallte vom Schoner von Haie-Goalie Justin Pogge ab und weil Julian Chrobot beim Rebound nicht aufmerksam genug war, konnte Manuel Wiederer sein erstes Playoff-Tor erzielen (3.). Genau ein solch frühes Gegentor wollten die Kölner eigentlich unbedingt verhindern. Wie in den ersten beiden Spielen mussten sie einem Rückstand hinterherlaufen.
Wobei die Gäste erst einmal den scheibensicheren und läuferischen stärkeren Eisbären auf den Fersen bleiben mussten. Es dauerte zehn Minuten, ehe die Haie sich mal vor dem Tor von Mathias Niederberger zeigten. Die Schüsse von Andreas Thuresson und Kapitän Moritz Müller wurden aber eine sichere Beute des Berliner Torwarts. Nachdem der KEC zwei Strafzeiten schadlos überstanden hatte und Maxi Kammerer die Scheibe vor Matt White von der Linie wischen konnte (15.), offenbarte sich Alexander Oblinger die große Chance zum 1:1. Der Haie-Stürmer hatte aber zu viel Respekt vor Niederberger und schoss den Keeper nur an. Auch die Strafe, die Oblinger bei seiner Aktion zog, verpuffte. Es war schon das elfte erfolglose Powerplay der Kölner in dieser Serie. Fast hätte Giovanni Fiore in Unterzahl sogar auf 2:0 erhöht (18.).
Kölner Abschlüsse nicht gut genug
Die Haie waren nach 20 Minuten aber weiter im Spiel und das Schussverhältnis nach sieben gespielten Dritteln sah die Berliner nur mit zwei Versuchen vorne. Allein die Qualität der Kölner Abschlüsse war nicht hoch genug. Daran änderte sich auch im zweiten Durchgang nichts. Während ein Schuss von Alex Roach nicht den Weg ins Ziel fand (26.), hatten die Eisbären das Scheibenglück wieder auf ihrer Seite. Zach Boychuk, der kurz zuvor noch am stark reagierenden Pogge gescheitert war (28.), flog in Überzahl ein geblockter Schuss vor den Schläger. Der Abschluss des Berliners rutschte Pogge dann unglücklich zum 2:0 durch die Schoner.
Die Haie hätten verzweifeln können, zumal Moritz Müller vor dem 0:2 seinen Schläger verloren hatte. Sie versuchten es aber weiter. Luis Üffing scheiterte aber an Niederberger (35.), Als der Youngster es wieder versuchte und Niederberger abwehrte, setzte Jon Matsumoto den Nachschuss völlig freistehend weit über das Tor (38.). Außerdem blieben auch die Powerplays drei und vier der Haie erfolglos. „Das Spiel spiegelt die Serie wider. Wir sind gleichauf und Berlin schießt die Tore“, klagte Luis Üffing nach 40 Minuten.
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Und es blieb dabei: Zach Sill (42.) und vor allem Landon Ferraro (43.) hätten zu Beginn des Schlussdrittels treffen müssen, aber Niederberger zog den Puck weiter wie ein Magnet an. Auf der anderen Seite nahm Boychuk Patrik Sieloff die Scheibe ab und setzte sie ebenso trocken wie unhaltbar zum 3:0 in den Torwinkel (45.). Das war Anschauungsunterricht für die Haie in puncto Chancenverwertung und die Vorentscheidung in diesem Spiel und damit in dieser Viertelfinalserie. Die Haie versuchten es weiter und gingen dann auch noch ein letztes Mal volles Risiko, als Krupp seinen Goalie zugunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis nahm (55.). 20 Sekunden später schoss Fiore zum 4:0 ins leere Tor.
Pogge kam wieder zurück und das Spiel vor 13717 Zuschauern trudelte seinem Ende entgegen. „Das Spiel ist ähnlich wie die ersten beiden verlaufen. Die Berliner Defensive mit Mathias Niederberger als Schlüsselspieler war entscheidend. Die Serie hätte enger verlaufen können mit einer anderen Torhüterleistung bei Berlin“, analysierte Uwe Krupp Spiel drei und irgendwie auch die ganze Serie.
Köln: Pogge; Mo. Müller, Edwards; Sieloff, Neill; Glötzl, Roach; Zerressen; Ferraro, McIntyre, Thuresson; Kammerer, Matsumoto, Chrobot; Üffing, Olver, Ma. Müller; Dumont, Sill, Oblinger. – SR.: MacFarlane/Schrader. – Zuschauer: 13717. – Tore: 1:0 Wiederer (2:35/Streu, Roßmy), 2:0 Boychuk (27:57/White, Fiore, PP1), 3:0 Boychuk (44:59), 4:0 Fiore (54:27). – Strafminuten: Berlin 10 + 10 Disziplinar Fiore; Köln 10 + 10 Disziplinar Sieloff.