Köln – Vor den Eingängen der Lanxess Arena bildeten sich am Dienstagabend lange Schlangen. Der erstmalige Einzug seit 2019 ins Playoff-Viertelfinale der Deutschen Eishockey Liga (DEL) hat für schmerzlich vermisste Euphorie im Umfeld der Kölner Haie gesorgt, die während der Corona-Pandemie erst in eine wirtschaftliche und dann auch noch in eine sportliche Krise gerutscht waren. Der Klassiker gegen die Eisbären Berlin elektrisiert den KEC-Anhang aber auch nach einer Zeit der Leere noch so sehr, dass trotz des ungeliebten Wochentermins 14.642 Zuschauer für gut besuchte Ränge im Deutzer „Henkelmännchen“ sorgten.
Kölner Haie gegen Eisbären: „Berlin hat sofort den Ton angegeben“
Nach Spiel zwei der Serie deutet allerdings vieles darauf hin, dass es der letzte Heimauftritt der Haie in dieser Saison war. Die Mannschaft von Trainer Uwe Krupp kassierte gegen den abgeklärten Meister in einer giftigen Auseinandersetzung eine 1:5 (1:2, 0:2, 0:1)-Schlappe, mit der sie in der „best-of-five“-Serie bereits mit 0:2 ins Hintertreffen geriet.
Geht auch das dritte Duell am Gründonnerstag (19.30 Uhr, Magenta Sport) in der Hauptstadt verloren, ist die Spielzeit 2021/22 für den KEC beendet. „Berlin hat sofort den Ton angegeben. Wir sind nie richtig ins Spiel gekommen“, resümierte Krupp, dessen Hauptkritik sich aber gegen die Referees richtete: „Wie sie das Spiel geleitet haben, war unter aller Sau.“
Die Haie waren die Partie vor den Augen einer Delegation des 1. FC Köln um Cheftrainer Steffen Baumgart mit zwei personellen Veränderungen in der Defensive angegangen. Gegenüber der 1:2-Auftaktniederlage in Berlin kehrte der zuletzt angeschlagene Routinier Maury Edwards ins Aufgebot zurück. Für ihn wich Carl Neill. Außerdem erhielt Maximilian Glötzl den Vorzug vor Jan Luca Sennhenn.
Kölner Haie arbeiten sich schrittweise ins Spiel
Es ging kritisch los für den KEC. Nach nur 13 Sekunden wanderte Andreas Thuresson wegen Haltens auf die Strafbank. Und weitere 20 Sekunden später stand es auch schon 0:1. Leo Pföderl setzte nach einem Abpraller nach, woraufhin sich Justin Pogge die Scheibe mit dem Schoner vom Innenpfosten unglücklich ins eigene Netz drückte. Über eine Parade von Pogge gegen den frei stehenden Manuel Wiederer (3.), eine abgewehrte Strafzeit von Alexander Oblinger (7.) und aggressive Forechecks arbeiteten sich die Haie schrittweise ins Spiel.
In der zehnten Minute gelang ihnen der Ausgleich. David McIntyre fälschte einen Schlenzer von Alex Roach zum 1:1 ab. In zwei aufeinander folgenden Powerplays (11., 13.) hatten die Kölner sogar die Chance zur Führung, doch der Hauptrunden-Erste verteidigte die Unterzahl recht mühelos weg.
Stattdessen ging es für den KEC mit einem vermeidbaren Rückstand in die erste Pause. Jonas Müller traf 64 Sekunden vor Drittelende aus dem Bullykreis hoch ins kurze Eck. „Der Zeitpunkt des 1:2 war bitter“, kommentierte Stürmer Lucas Dumont. Und er löste Frust aus: Auf dem Weg in die Kabine passte Marcel Müller den Berliner Nicholas Jensen ab und löste damit ein Handgemenge aus. Beide Streithähne kassierten eine Spieldauerdisziplinarstrafe.
Auch für Haie-Ersatzgoalie Tomas Pöpperle war die Partie wegen „unsportlichen Verhaltens“ vorzeitig beendet. Als die eigentliche Nummer drei Niklas Lunemann Mitte des zweiten Drittels umgezogen war, lagen die Haie bereits mit 1:3 zurück. Ein zu riskanter Aufbaupass von Maxi Kammerer wurde auf Höhe der blauen Linie abgefangen. Der frühere Junghai Dominik Bokk vollstreckte für die kaltschnäuzigeren und effektiveren Berliner ins lange Eck (26.). Ein Gegentor, das dem KEC auch emotional schmerzte.
Uwe Krupp sorgt für Überraschung im Schlussdrittel
Fortan klappte bei den Kölnern nicht mehr allzu viel. Die Powerplays Nummer acht und neun der Viertelfinalserie ohne eigenes Tor (31., 36.) kosteten dem KEC den möglichen Weg zurück in die Partie, die nach dem 1:4 frühzeitig vorentschieden war (40.). David McIntyre hatte sich die Scheibe hinter dem eigenen Kasten von Giovanni Fiore abjagen lassen. Matt White nagelte das Spielgerät aus kurzer Distanz unter das Quergestänge.
Zum Schlussdrittel sorgte Uwe Krupp für eine Überraschung, indem er Niklas Lunemann zwischen die Kölner Pfosten beorderte. Das Publikum bedachte das DEL-Debüt des 19-jährigen Junghais mit Mut machendem Applaus. Es dauerte allerdings nur drei Minuten und drei Sekunden, ehe Lunemann hinter sich greifen musste. Jonas Müller netzte aus zentraler Position verdeckt zu seinem Doppelpack ein. Danach plätscherte das Spiel erst einmal vor sich hin, bis Haie-Verteidiger Patrick Sieloff mit einem knüppelharten Check auf offenem Eis gegen Manuel Wiederer für einen weiteren Aufreger sorgte (55.).
Als Sieloff nach seiner Fünf-Minuten-Strafe zurück war, revanchierte sich Yannick Veilleux mit einem Fight gegen Sieloff. „Jetzt müssen wir die Serie am Donnerstag in Berlin wieder enger machen“, sagte der Kölner Verteidiger Pascal Zerressen. Sonst ist es vorbei.
Kölner Haie: Pogge (41. Lunemann); Edwards, Mo. Müller; Holös, Sieloff; Roach, Zerressen; Götzl; Thuresson, McIntyre, Ferraro; Chrobot, Matsumoto, Kammerer; Ma. Müller, Olver, Üffing; Oblinger, Sill, Dumont. – SR.: Rohatsch/Wilk. – Zuschauer: 14.642. – Tore: 0:1 Pföderl (0:33/Nielsen, Hördler/PP1), 1:1 McIntyre (9:13/Roach, Oblinger), 1:2 Jo. Müller (18:56/Byron), 1:3 Bokk (25:10), 1:4 White (39:21/Nielsen, Fiore), 1:5 Jo. Müller (43:03/Rossmy, Wiederer). – Strafminuten: Köln 16 + SD Ma. Müller + SD Pöpperle ; Berlin 19 + SD Jensen.