Köln – Als Mandy Islacker (34) 2020 zu Zweitligist 1. FC Köln wechselte, untermauerte es die Ambitionen des Vereins. Der Transfer ging auf. Der FC ist wieder Erstligist und schaffte erstmals den Klassenerhalt. Leon Elspaß sprach mit der FC-Kapitänin über ihre Karriere und ihren berühmten Großvater.
Frau Islacker, Sie sind nun Kapitänin des FC und damit Nachfolgerin von Peggy Kuznik. War das in diesem Sommer die logische Konsequenz?
In der vergangenen Saison war ich bereits zweite Kapitänin. Dennoch war es für mich nicht zwangsläufig so, dass ich aufrücke. Für mich ist das eine Auszeichnung, ein Vertrauensbeweis, aber auch eine Verpflichtung. Erstmals bin ich jetzt Kapitänin eines Teams, will Verantwortung übernehmen und immer ein offenes Ohr für die Spielerinnen haben.
Seit zwei Jahren sind Sie beim FC, haben sich damals bewusst für den Gang in die 2. Liga entschieden. Warum?
Ich hatte sehr gute Gespräche mit den Verantwortlichen, in denen sie mir von den Zukunftsambitionen berichtet haben. Wir sind dann gleich wieder aufgestiegen, haben zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte die Klasse gehalten und sind jetzt sehr gut in die Saison gestartet.
Zur Person
Mandy Islacker wurde am 8.8.88 in Essen geboren und begann als Vierjährige Fußball zu spielen. Die Stürmerin hat für Duisburg, Essen, Cloppenburg, München, Frankfurt und den 1. FC Köln 218 Ligaspiele bestritten. Die 25-fache Nationalspielerin war Bundesliga-Torschützenkönigin 2016 und 2017, Champions League-Siegerin 2015 und Olympiasiegerin 2016. (sam)
Wir möchten uns in den nächsten Jahren in der Bundesliga etablieren. Wie schnell das gehen kann, ist schwer zu sagen. In dieser Sommerpause hatten wir einen großen Umbruch. Viele Spielerinnen sind hinzugekommen, ein paar erfahrene, einige junge. Wir schauen von Spiel zu Spiel.
Ihr Vertrag läuft im Sommer 2023 aus. Wie lange wollen Sie noch spielen?
Ich habe mir noch nicht konkret überlegt, wann ich aufhören will. Natürlich denke ich schon mal darüber nach, wann der richtige Zeitpunkt sein könnte. Letztlich hängt es davon ab, wie fit ich noch bin und wie ich mich fühle. Aktuell fühle ich mich aber sehr gut.
Könnten Sie überhaupt ohne Fußball?
Gerade ist es schwierig, mir ein Leben ohne Fußball vorzustellen. Derzeit arbeite ich noch nebenbei bei einem Rechtsanwalt. Ich hätte aber bestimmt auch Spaß daran, im Fußball zu bleiben, in einem Verein zu arbeiten, ob im Büro oder als Teammanagerin.
Sie sind schließlich mit dem Fußball aufgewachsen.
Ich bin mit meinem Vater früher immer auf Sportplätze gegangen, habe zunächst zugeschaut. Irgendwann wollte ich dann auch in den Verein, habe mit vier Jahren angefangen. Ich habe lange bei den Jungs gespielt. Dort konnte ich in den Bereichen Schnelligkeit und Zweikampfstärke viel lernen. Es war wichtig, sich zu wehren.
Ihr Vater Frank, der selbst dreimal in der Bundesliga für den VfL Bochum spielte, war erst nicht so angetan von Ihrer Idee, Fußball zu spielen. Stimmt das?
Er dachte, wenn ich einmal hinfalle, habe ich keine Lust mehr (lacht). Als er gemerkt hat, wie viel Freude ich daran habe, hat er mich immer unterstützt.
Ihr Großvater Franz ist trotz seines Todes 1970 nach wie vor ein Held in Essen, erzielte für RWE 1955 im Finale um die Deutsche Meisterschaft drei Tore beim 4:3 gegen den 1. FC Kaiserslautern. Werden Sie immer noch auf ihn angesprochen?
Vor allem im Essener Raum ist das ab und an noch der Fall. Die älteren Leute erzählen mir dann von ihm, wie er auf und neben dem Platz war. Das erfüllt mich mit Stolz. Dass ich ihn selbst nicht kennenlernen durfte, ist traurig. Spielerisch war er wohl ein ähnlicher Typ wie mein Vater und ich. Ein Strafraumspieler, ein Torjäger, der wie mein Vater mit dem rechten Fuß stärker war als mit dem linken. Da tanze ich als Linksfuß etwas aus der Reihe.
Franz Islacker, genannt „Penny“, wurde Meister und 1953 zudem Pokalsieger mit RWE. Was ist Ihr größer Karriere-Moment?
Natürlich war es besonders, das Champions-League-Finale 2015 mit einem Tor kurz vor Schluss zu entscheiden (2:1 mit dem 1. FFC Frankfurt gegen Paris, Anmerkung der Redaktion). Olympia 2016 war aber noch spezieller. Im Maracana die Goldmedaille zu holen, war unglaublich. Wir sind viel herumgekommen, waren in Sao Paulo und in Brasilia, ehe wir im Olympischen Dorf ankamen.
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Das wird mit immer im Kopf bleiben. Dabei hatten wir gar keine gute Gruppenphase, wären fast ausgeschieden. Dann haben wir uns zusammengerissen. Der Teamgeist war wie so oft entscheidend.