Köln – Linton Maina ist so etwas wie der Prototyp für die Philosophie des 1. FC Köln, wenn es um die Zusammensetzung des Kaders geht. Ein hochveranlagter Spieler, der sein Potenzial aber nicht konstant abrufen kann und dessen Karriere als Profi-Fußballer deshalb ins Stocken geraten ist. Ein Fußballer, den es zu entdecken und entwickeln gilt, der Vertrauen und ein gutes Umfeld benötigt, um den Fokus auf seine Fähigkeiten legen zu können.
Ein Spieler, den sich der 1. FC Köln genau deshalb leisten kann und nach dem Prinzip Hoffnung und Glaube zu einem sportlichen wie finanziellen Wert entwickelt. „Wir sind finanzwirtschaftlich derzeit nicht in der Lage, fertige Qualität zu holen. Wir haben nur Spieler geholt, die entweder nie Bundesliga gespielt haben oder sich bislang nicht nachhaltig durchsetzen konnten“, erklärte FC-Sportchef Christian Keller die Situation jüngst in einem Interview mit dem „Geissblog“.
Maina durchlief bis zur U20 alle DFB-Teams
Linton Maina gehörte zu den großen Talenten des deutschen Fußballs. Er durchlief als Spieler von Hannover 96 trotz einiger Disziplinlosigkeiten bis zur U20 alle Nachwuchsteams des Deutschen Fußball Bundes und feierte als 19-Jähriger sein Bundesliga-Debüt. Im folgenden Jahr startet er durch. Hätte ihn nicht eine Meniskusverletzung zurückgeworfen, er wäre wohl auf mehr als 20 weitere Einsätze in der höchsten deutschen Spielklasse gekommen.
Mit Hannovers Abstieg in die 2. Liga stagnierte Mainas Karriere. Das Umfeld bei den 96ern war mit wechselnden Trainern einfach zu unruhig für einen Spieler, der feste Strukturen und eine gute Ansprache benötigt. Hinzu kamen immer wieder kleinere Verletzungen, die den gebürtigen Berliner daran hinderten sein Potenzial auszuschöpfen. Und es haperte bisweilen an der richtigen Einstellung: „Ich habe in Hannover nicht immer das gemacht, was ich machen sollte“, beschreibt es Maina.
Maina jetzt „körperlich deutlich weiter"
Der Wechsel nach Köln im Sommer 2022 sollte Abhilfe schaffen: „Ich wollte den nächsten Schritt gehen und die Entscheidung war gut. In Hannover bin ich zuletzt in einem kleinen Loch gewesen“, berichtete der Flügelspieler und erklärte, was sich grundlegend verändert hat: „So viel wie hier habe ich noch nie trainiert, nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz. Und obwohl ich es nie gedacht hätte: Es macht Spaß.“Die intensive Arbeit zahlt sich aus: „In den Spielen, bei denen ich in der Startelf stand, habe ich gemerkt, dass ich körperlich deutlich weiter bin als in Hannover. Da habe ich ab der 60., 65. Minute oft gespürt, dass nicht mehr viel geht. Die bessere körperliche Fitness merke ich auch daran, dass ich bis jetzt nicht verletzt war und sofort da bin, wenn ich von der Bank komme.“
Wertvoll in der Jokerrolle
Eine Rolle, die ihm bislang auf den Leib geschrieben ist. Im DFB-Pokal, im Conference League-Spiel in Nizza und in fünf seiner sechs Bundesligapartien für den FC war Maina Joker – und jedes Mal fiel er durch sein Tempo mit Ball und seinen Zug zum Tor nachhaltig auf.Besonders zuletzt beim 1:1 in Bochum, als er mit seinem ersten Tor im Geißbocktrikot einen Punkt rettete.
„Ich freue mich, dass es mit dem ersten Tor geklappt hat. Mir war gar nicht bewusst, dass es erst in der 88. Minute gefallen ist. Ich dachte, es wären noch zehn Minuten zu gehen. Mir ist erst hinterher klar geworden, wie knapp es mit der Zeit war“, erinnerte er sich.
Sohn einer Deutschen und eines Kenianers
Ob dieser Treffer etwas an seinem Joker-Dasein verändert, vermag der Sohn einer Deutschen und eines Kenianers nicht zu sagen. Prinzipiell ist er mit seiner Rolle auch zufrieden . Vor allem, weil Trainer Steffen Baumgart mit ihm darüber spricht: „ Der Trainer gibt uns zu verstehen, dass es keine A- oder B-Elf gibt. Für ihn entscheiden auch die Spieler von der Bank Spiele. Jeder kann sehen, dass es oft so kommt. Wenn ich reinkomme, will ich etwas bewegen und habe einfach Spaß am Spiel.“
Nicht nur deshalb ist Baumgart der passende Trainer für den 23-Jährigen: „Er ist ein positiver, lauter, ehrlicher Mensch und versucht aus jedem das Beste rauszuholen. Auch wenn er mal lauter wird, meint er es nur positiv. Das hilft mir – und den anderen glaube ich auch“, berichtet Maina lachend.
Feierte gegen den kommenden Gegner BVB sein Bundesliga-Debüt
Der Junge vom Prenzlauer Berg hat inzwischen so viel Spaß in Köln, dass er für sein Team und seinen Club immer wertvoller wird. Auch, weil er beim FC erfahren hat, was es bedeutet ein Fußball-Profi zu sein: „Mit 97 Profispielen in 1. und 2. Liga bin ich kein unerfahrener Spieler mehr, aber ich habe hier in Köln schon jetzt viel dazugelernt. Ich kann mir bei Spielern wie Jonas Hector und Florian Kainz in puncto professionelle Trainingsarbeit einiges abgucken.“
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Vielleicht läuft der schnelle Maina am Samstag gegen Borussia Dortmund mal wieder von Beginn an auf. Ein Gegner, der für ihn ein besonderer ist. Am 18. März 2018 feierte er im Trikot von Hannover 96 beim BVB seine Bundesliga-Premiere: „Mein erstes Spiel als Profi direkt in Dortmund vor ausverkauftem Haus zu machen, war schon cool. Der BVB ist ein toller Club mit tollen Fans. Sich mit den Besten zu messen, ist immer schön, dafür spielen wir Fußball.“ Und um nichts anderes soll es für Maina gehen: „Persönlich möchte ich wieder an das anknüpfen, was ich vor ein paar Jahren gespielt habe. Das ist zuletzt in Hannover etwas verloren gegangen.“ (ms)