Köln – Der 1. FC Köln hat schon einiges erlebt. Das Gründungsmitglied der Fußball-Bundesliga wurde dreimal Deutscher Meister, gewann viermal den DFB-Pokal und schaffte es 1986 ins Finale des Uefa-Pokals. Getrübt wurden die glorreichen Erfolge aus längst vergangenen Zeiten durch sechs Abstiege seit 1998. Über Erfahrung in der Relegation verfügen die Geißböcke dagegen noch nicht. Der Tabellensechzehnte der gerade beendeten Erstliga-Saison betritt Neuland, wenn er am Mittwoch (18.30 Uhr, DAZN) den Zweitliga-Dritten Holstein Kiel um FC-Leihgabe Niklas Hauptmann zum Hinspiel im erneut leeren Rheinenergiestadion empfängt.
Allerdings haben die Kölner ein paar Leute in ihren Reihen, die schon mal bei einer Relegation dabei waren. Zu ihnen zählt, natürlich, Trainer-Veteran Friedhelm Funkel, der vor zehn Jahren mit dem VfL Bochum bei dem Versuch scheiterte, den taumelnden Bundesligisten Borussia Mönchengladbach zu Fall zu bringen. Zu aktiven Zeiten hatte Funkel 1975 mit dem KFC Uerdingen gegen den FK Pirmasens mehr Erfolg.
Innenverteidiger Rafael Czichos und Linksaußen Dominick Drexler standen bei Entscheidungsspielen ebenfalls bereits auf dem Platz. Es hat eine gewisse Ironie, dass das Duo damals das Trikot der Kieler „Störche“ trug, die 2018 gegen den VfL Wolfsburg um Elvis Rexhbecaj den Durchmarsch von der Dritten in die Erste Liga verpassten. Rechtsaußen Marius Wolf verhinderte wiederum vor sechs Jahren mit dem TSV 1860 München in buchstäblich letzter Sekunde den Absturz in die Drittklassigkeit. Erneut hieß der Relegations-Gegner Holstein Kiel. Im hohen Norden weiß man also nur zu gut, was es heißt, wenn es um alles oder nichts geht.
Andersson beim Abschlusstraining dabei
Sebastian Andersson kennt diese Situation ebenfalls aus eigener Erfahrung. Vor seinem Wechsel im vergangenen Sommer nach Köln beförderte der Mittelstürmer im Jahr 2019 mit dem 1. FC Union Berlin den VfB Stuttgart (mit Ron-Robert Zieler zwischen den Pfosten) aus dem deutschen Oberhaus. Am Dienstag sorgte der Schwede für eine gute Nachricht, indem er trotz seiner Knieproblematik am Abschlusstraining teilnahm. Rückschlüsse auf den Spieltagskader ließen sich allerdings noch nicht ziehen.
Auswärtstorregel
Wie im Europapokal gilt in der Relegation die Auswärtstorregel. Sie kommt zur Anwendung, wenn beide Mannschaften nach dem Hin- und Rückspiel die gleiche Anzahl an Toren geschossen haben. Die Mannschaft, die mehr Auswärtstore erzielt hat, entscheidet die Relegation für sich. Falls im Rückspiel nach 90 Minuten noch keine Entscheidung gefallen ist, gibt es zweimal 15 Minuten Verlängerung. Steht danach immer noch kein Sieger fest, wird ein Elfmeterschießen durchgeführt. (tca)
Im Anschluss an die Einheit nahm Friedhelm Funkel mit Ausnahme von Elvis Rexhbecaj (Muskelverletzung) sein komplettes Aufgebot mit ins Schlosshotel Bensberg. Vor den Toren Kölns hatte der FC bereits sein Quarantäne-Trainingslager abgehalten. Kommt das Relegations-Hinspiel für Andersson nach nur viertägiger Pause zu früh, ist Spielmacher Ondrej Duda als „falsche Neun“ einmal mehr die naheliegendste Ersatz-Option. Gesetzt ist die Rückkehr von Ellyes Skhiri in das defensive Mittelfeld. Zudem könnte Ismail Jakobs, der wie Skhiri seine Gelbsperre abgesessen hat, hinten links den unsicheren Noah Katterbach ersetzen.
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Fest steht bereits die Kölner Marschroute. „Wir wollen den positiven Trend der letzten Spiele mit auf den Platz nehmen“, erklärte Friedhelm Funkel. „Wenn uns das gelingt, haben wir große Chancen, in der Bundesliga zu bleiben.“ Am Mittwoch geht es aber zunächst einmal darum, sich eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel in Kiel zu verschaffen. Funkel forderte einen dominanten Auftritt der favorisierten Kölner: „Wir wollen die spielbestimmende Mannschaft sein, das Tempo hochhalten und Tore erzielen.“ Hierzu sollen am Ende einer komplizierten Saison noch einmal alle Kraftreserven mobilisiert werden. „Wir hauen am Mittwoch und am Samstag alles raus, was wir haben“, kündigte Funkel an. Der FC-Coach glaubt fest an seine Mannschaft: „Ich bin überzeugt, dass wir das schaffen werden.“