AboAbonnieren

Handball Champions LeagueTHW Kiel scheitert an Emil Nielsen

Lesezeit 4 Minuten
Torwart Emil Nielsen jubelt.

Jubel nach einer von 15 Paraden: Torwart Emil Nielsen vom FC Barcelona überragte im zweiten Halbfinale der Champions League.

Nach dem SC Magdeburg hat mit dem THW Kiel auch der zweite deutsche Teilnehmer beim Final Four in Köln das Finale der Handball-Champions League verpasst.

2014 hatte es zuletzt zwei deutsche Teilnehmer am Final Four der Handball-Champions League in der Kölner LanxessArena gegeben. Am Ende hielt die SG Flensburg-Handewitt sogar den Siegerpokal in Händen. Zehn Jahre später platzte der Traum von einem deutschen Sieg bereits im Halbfinale. Nach Titelverteidiger SC Magdeburg (26:28 gegen Aalborg) scheiterte mit dem THW Kiel auch das zweite deutsche Team. Die Norddeutschen waren beim heftigen 18:30 (9:15) gegen Rekordsieger FC Barcelona absolut chancenlos.

Barcelona zeigte von Beginn an seine Muskeln, startete forsch und zog aus einer stabilen 6:0-Deckung sowie zwei Treffern von Superstar Dika Mem eine schnelle 3:0-Führung (4.). Es sah aus, als sollte Kiel überrollt werden, doch der THW fing sich, glich durch den Norweger Harald Reinkind zum 4:4 aus (7.) und lag nach elf Minuten beim 6:6 weiter gleichauf.

Kiel bleibt zwölf Minuten ohne Treffer

Danach blieben die Zebras allerdings zwölf Minuten lang ohne eigenen Treffer. Was vor allem an Emil Nielsen lag. Der dänische Keeper der Katalanen zeigte fünf Paraden in Serie, darunter bei einem Siebenmeter von Niklas Ekberg (24.), und erstickte den aufkommenden Kieler Elan im Keim. Auch auf den Rängen, wo der THW von allen Teilnehmern am Final Four die mit Abstand größte und stimmgewaltigste Fangemeinde versammelt hatte. THW-Coach Filip Jicha versuchte es auch mit sieben Feldspielern, es wurde aber eher schlechter als bester.

Alles zum Thema Lanxess Arena

Barcelona nutzte die Kieler Torflaute zu einer 10:6-Führung (22.) und lag dank einer geschlossenen Mannschaftsleistung zur Pause beim 15:9 sogar mit sechs Treffern vorne. Die 15 Tore des Favoriten verteilten sich auf sieben Schultern, während beim THW Linkshänder Reinkind die Hauptverantwortung beim Abschluss trug und bei seinen sechs Versuchen immerhin dreimal erfolgreich war.

THW verwirft drei Siebenmeter

Der THW hatte im Viertelfinale gegen Montpellier noch große Moral bewiesen und in eigener Halle einen Neu-Tore-Rückstand aus dem Hinspiel wettgemacht. Eine Aufholjagd, die es in der zweiten Halbzeit gebraucht hätte, die Barcelona aber nicht zuließ. Der Rekordchampion zog schnell auf 18:10 davon (33.) und Nielsen wehrte auch den zweiten Siebenmeter der Kieler durch Magnus Landin ab (34.).

Als das Team von Filip Jicha noch einmal zu Atem kam und auf 14:18 verkürzte (38.), nahm Barca-Coach Carlos Ortega sofort eine Auszeit. Die Spanier sammelten sich kurz, erhöhten auf 20:14 und hatten die alten Kräfteverhältnisse wieder hergestellt. Und natürlich wehrte Nielsen auch den dritten Kieler Siebenmeter ab. Diesmal scheiterte Eric Johansson (42.).

Standing Ovations für Emil Nielsen

Die Luft war dann spätestens beim 24:14 (45.) komplett aus dem Spiel. Die Kieler ließen die Köpfe hängen, ergaben sich in ihrem Schicksal und gingen auch in der Höhe verdient mit 18:30 regelrecht unter. Am Ende war es eine peinliche Vorstellung des viermaligen Champions League-Siegers.

Chancenlos: Aitor Arino Bengoechea (r) und der FC Barcelona nahmen den THW Kiel nach allen Regeln der Handballkunst auseinander.

Chancenlos: Aitor Arino Bengoechea (r) und der FC Barcelona nahmen den THW Kiel nach allen Regeln der Handballkunst auseinander.

Letztendlich war der THW in erster Linie an Emil Nielsen gescheitert. Der 27-jährige Keeper kam am Ende auf sagenhafte 15 Paraden bei 32 Würfen der Kieler. Als Coach Ortega den Dänen nach 52 Minuten vom Feld nahm, feierten ihn die 19.403 Zuschauer in der ausverkauften Kölner LanxessArena mit Standing Ovations für seine famose Leistung. Und auch lange nach dem Schlusspfiff huldigen die Barca-Fans ihrem Torwart mit Gesängen, während er Interview nach Interview geben musste.

Während der FC Barcelona nun am Sonntag (18 Uhr/DAZN und Dyn) im Endspiel gegen das Überraschungsteam aus Aalborg nach seinem elften Champions League-Titel greift, treffen sich beiden enttäuschten deutschen Teilnehmer Magdeburg und Kiel um 15 Uhr nur im Spiel um Platz drei.


FC Barcelona - THW Kiel 30:18 (15:9)

Tore Barcelona: Richardson (5), Arino Bengoechea (4), Janc (4), Cikusa I Jelic (4), Mem (3), Gomez (2/2), Carlsbogard (2), N'Guessan (2), Frade (2), Makuc (1), Inoue Langard (1). - Tore Kiel: Duvnjak (4), Reinkind (3), Ekberg (3), Bilyk (2), Pekeler (1), Weinhold (1), Wallinius (1), Dahmke (1), Johansson (1), Skipagotu (1). - Zeitstrafen: Barcelona 2/Kiel 2. - SR.: D. Martins/R. Martins (Portugal). - Zuschauer: 19.403.